Ein
historisches, aber heißes Jahresthema haben die Hersbrucker Altstadtfreunde:
Geschichte und Gegenwart des Handels - vom Kolonialwarenladen zum Supermarkt
(siehe Termine in der HZ vom Donnerstag). Auch Nichtmitglieder können
bei den Spaziergängen zu Scheindel-Areal, Bleistiftfabrik oder Brauerei
mitgehen. Ausflüge gibt es nach Weimar (27./28. April) und Sulzbach-Rosenberg
(9. September). Hat der Handel in den kleinen Gebäuden Hersbrucks
eine Chance? Fragen an den Vereinsvorsitzenden, Zimmermeister Christian
Breu.
Warum das Thema Handel?
Christian Breu: Wir wollten den Umbau der Prager Straße
zum Anlass nehmen, ihre Rolle als Handelsstraße genauer anzuschauen.
Hersbruck war wohl weniger ein Handels- als ein Durchgangsort, wo umgeladen
und umgespannt wurde. Aber die Wiederverwendung des alten Pflasters mit
den historischen Hinweisen im Boden finden wir gelungen. Jetzt sollte noch
eine Stelltafel den Zusammenhang erklären und Worte wie ,Barchent"
(Wollstoff) übersetzen.
Der Handel hat der Stadt viele Jahre Wohlstand gebracht. Heute drängen
die Großen hinaus auf die grüne Wiese und die Kunden wandern
in die Großstadt ab. Ist da nicht zu befürchten, dass Hersbruck
zwar ein schmuckes, denkmalgeschütztes Städtchen bleibt, aber
die Geschäfte leerstehen?
Breu: Die Trends des Marktes können wir nicht aufhalten.
Aber es gibt durchaus Chancen, die kleinteiligen Gebäude kommerziell
zu nutzen, für den Milchladen, für das Fischgeschäft, für
gute regionale Qualitätsprodukte. Und im Einzelfall muss man darüber
nachdenken, Gebäude zusammenzulegen, um großflächigere
Nutzungen zu erreichen.
Das Gros des Handels spielt sich aber auf ebenerdigen Großflächen
ab. Die Altstadt wird Museum und Schlafstadt?
Breu: Zum einen kommen die vielen Ausflügler und Touristen
hierher, weil sie etwas anderes zu sehen bekommen als eine gesichtslose
Neubausiedlung vor den Toren Nürnbergs. Deshalb muss die historische
Substanz erhalten werden. Zum andern erfüllt die Altstadt mit ihrer
Fußläufigkeit das Bedürfnis vieler Bewohner, Menschen zu
treffen, Dinge direkt erledigen zu können. Ich gehe viel lieber zu
Fuß zu meiner Bank als zum Online-Banking. Auch der Markt am Mittwoch
und Freitag ist attraktiv.
Zum Erhalt der Altstadt gehört auch das Scheunenviertel. Da
wollte Ihr Verein verhindern, dass ein Stadl in städtischem Besitz
verloren geht.
Breu: Die Scheune wurde vor Jahren nur provisorisch mit einer
Dachplane gesichert, jetzt drohen Einsturz oder Abriss. Nur eine Fassade
wie eine Westernstadt-Kulisse übrig zu lassen, fände ich ungenügend.
Die Kommune hat als Eigentümerin schon eine Vorbildfunktion. Ich kann
nicht vom Privatbesitzer detailgetreue Denkmals-Sanierung verlangen und
selber ein Gebäude verfallen lassen. Auch das Schusterhäusel
am Wassertor ist vom Verfall bedroht. Dessen Erhalt ist aber sicher auch
eine öffentliche Aufgabe.
Fühlen Sie sich als nun 20-jähriger Verein anerkannt?
Breu: Die prinzipiellen Ziele stellt niemand in Frage. Im Einzelfall
ist es halt mitunter schwierig.
Interview: Walter Grzesiek
