"Tag des offenen Denkmals" bot ungewohnte Einblicke in historische Hersbrucker Bauten Leben in alten Stadt-Türmen Stadt stellte Mauer mit Wildzirkelturm sowie Kunstmuseum mit Skulpturengarten vor, Verein den Gänsturm
,Das nimmte ja gar kein Ende mehr." Von außen wirkt der Gänsturm
gar nicht so groß. Aber innen! Über viele Stufen kommt man in
den ersten Raum, wo die Altstadtfreunde zu einem Quiz einladen: Zeichnungen
von Heinz Bauer zeigen alte Hersbrucker Häuser, die mittlerweile abgebrochen
oder stark verändert worden sind. Welche Bauten sind es, wo stehen
oder standen sie? Die Antwort fällt selbst eingefleischten Hersbruck-Kennern
oft nicht leicht. Und wenn man glaubt, alle Aufgaben gelöst zu haben,
sagt plötzlich Phil Sydenham: ,Die oberen Räume können Sie
auch noch anschauen!"
Von Etage zu Etage, je näher man dem Turmdach kommt, werden die
Treppen immer enger und steiler. Aber die Mühe lohnt sich. Die Aussicht
durch die Turmfenster wird mit jedem Höhenmeter grandioser. Von der
obersten Etage überblickt man die kantige rotbraune Dachlandschaft
der Hersbrucker Altstadt, erspäht im Hintergrund den Arzberg. Ein
hübsches Städtchen in einer herrlichen Gegend, voller baulicher
Kostbarkeiten.
Was muss erhalten werden?
Das betonte auch Bürgermeister Wolfgang Plattmeier beim Denkmalstag-Eröffnungsrundgang:
,Wir sind reich gesegnet mit Kostbarkeiten aus der Denkmalkultur." So erfreulich
das ist, es bringt auch Probleme. Die Bewahrung des historischen Erbes
aus Holz und Stein bringt Nutzungsbeschränkungen und kostet viel Geld
- mehr als mancher, vor allem private, Denkmalseigentümer aufbringen
kann. So meinte Plattmeier: ,Es muss sorgfältig abgewogen werden,
was denn unbedingt - auch in schwierigen Zeiten - zu erhalten ist und was
nachrangig zu behandeln ist. Ich weiß, dass sich hier die Geister
scheiden. Aber nicht jeder Wunsch lässt sich erfüllen."
Umstrittener Umbau
Denkmalschutz führt oft zu Konflikten und Zugeständnissen,
wie im Fall der Spitalscheune an der Turngasse, die derzeit zu einem Wohnhaus
umgebaut wird. Bürger kritisieren, dass dem Eigentümer offenbar
ziemliche Freiheiten eingeräumt werden. Plattmeier ging in seiner
Ansprache kurz darauf ein: ,Ich habe vor wenigen Tagen ein Schreiben vom
Landesamt für Denkmalpflege bekommen, in dem es erklärt, dass
es von Anfang an in die Maßnahme eingebunden war. Es war ein Abwägungsprozess.
Was hier gemacht wird, ist so erlaubt worden. Wegen der Fenster werden
allerdings noch Gespräche geführt, hier strebt man Sprossenfenster
an."
Während die Altstadtfreunde sich kurzfristig entschlossen, ihr
Vereinsdomizil im Gänsturm am Denkmalstag zu öffnen, hatte die
Stadt schon länger geplant, welche historischen Ensembles sie heuer
bei dieser europaweiten Aktion zur Schau stellen will: die teilrenovierte
Stadtmauer mit dem Wildzirkelturm am Mauerweg und das Kunstmuseum ,Einlasshaus
am Spitaltorturm" mit dem Skupturenweg im ehemaligen Stadtgraben. Früher
waren es unscheinbare Bauten und wenig gepflegte Randbereiche der Altstadt.
Nun sind es es Attraktionen für Bewohner und Besucher Hersbrucks.
Auch die Bundestagsabgeordnete Verena Wohlleben zeigte sich bei dem Eröffnungsrundgang
davon begeistert.
Ihr imponierte, dass zwei sanierte historische Bauten genutzt werden,
um Einblick in Kultur und Geschichte zu geben. Im Kunstmuseum werden Werke
zeitgenössischer Künstler präsentiert. Im Wildzirkelturm
— dem westlichen Endpunkt des begehbaren Wehrgangs — hat der Verein ,Dokumentationsstätte
KZ Hersbruck e.V." sein Domizil. Auf Schautafeln informiert er über
das wohl düsterste Kapitel der Hersbrucker Vergangenheit. ,Interessant",
murmelt eine auswärtige Besucherin. ,Davon habe ich vieles noch nicht
gewusst."
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