Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigen das Scheindel-Arial zwischen Grabenstraße und Bahnstrecke Steinerne Überbleibsel einer Baustoff-Firma
Gähnende Leere, wo einst Betriebsamkeit herrschte:
Geschäftsführer Günter Merkel erklärte Geschichte der Firma - Verlassene Hallen warten auf Abbruch, das Gelände auf neue Nutzung Geschäftsführer Günther Merkel führte die Altstadtfreunde
durch das Terrain zwischen Grabenstraße und Eisenbahnlinie, das von
1923 bis 1998 den Baustoffhandel und die Betonwarenherstellung der Firma
Scheindel beherbergte. Die einstige Betriebsamkeit ist einer bedrückenden
Stille und Leere gewichen. "Es stimmt schon etwas wehmütig, diese
verlassenen Werkstätten zu sehen, wo einmal viele Menschen ihr Arbeitsleben
verbracht haben", meinte Christian Breu, der Vorsitzende der Altstadtfreunde,
beim Anblick der Fertigungs- und Lagerhallen mit den eingeschlagenen Fenstern.
Der Betrieb wurde 1866 als Maurer- und Grabsteingeschäft in Hersbruck
gegründet. Um die Jahrhundertwende erwarb die Firma das heutige AOK-Gelände
und produzierte dort Baustoffe, mit denen damals viele große Projekte
in und um Hersbruck beliefert wurden, wie Ranna-Leitung, Bahnanlagen, Realschule,
die Klinik in Engelthal und einige Villen am Michelsberg.
1923 wurde der Betrieb in die Grabenstraße 6 verlegt. Dorthin
führte ein Gleisanschluss, über dem später ein großer
Portalkran errichtet wurde. Über 70 Mitarbeiter hatte die Firma damals.
Merkel zeigte die Maschinen, mit denen um diese Zeit Hohlblocksteine
und Betonrohre gefertigt wurden, bis andere Firmen die Baustoffe in Massenproduktion
herstellten, wodurch die Eigenproduktion unrentabel wurde.
Der Erste Weltkrieg und die folgende Inflationsperiode waren schwere
Zeiten für die Firma, berichtete Günther Merkel. Die allgemeine
materielle Unsicherheit hatte fehlende Aufträge und damit eine hohe
Arbeitslosigkeit zur Folge. Merkel zitierte aus den Aufzeichnungen des
damaligen Firmeninhabers: "Ich habe viele schlaflose Nächte, weiß
ich doch nicht, wie ich am Freitag meine Leute bezahlen kann, die brauchen
es aber doch so dringend."
Einen Aufschwung erlebte der Betrieb ab 1933, bis der Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs die Entwicklung zum Stillstand brachte. Die Arbeiter mussten
als Soldaten zur Wehrmacht und die Behörden beschlagnahmten den Fuhrpark
für Kriegszwecke.
Erst die Währungsreform 1948 und das folgende Wirtschaftswunder
brachten einen Neuanfang und bewirkten den stetigen Fortschritt. Die Firma
erwarb das im Osten angrenzende Grundstück Steingasse 1 und schaffte
auf dem ehemaligen Gartengrundstück Platz für eine große
Betonmischanlage.
Umzug in die Ostbahnstraße
"Diese Mischanlage mussten wir 1980 in die Ostbahnstraße verlegen",
so der heutige Geschäftsführer. "Durch die schmale Zufahrt von
der Grabenstraße transportierten unzählige Lastkraftwagen täglich
bis zu 1000 Tonnen Material in beiden Richtungen. Das ließen die
Verkehrverhältnisse in der Hersbrucker Innenstadt nicht mehr zu."
Nach dem Erwerb einer ausreichend großen Fläche verlagerte
die Firma 1998 schließlich das noch in der Grabenstraße verbliebene
Betriebsbüro und den gesamten Baustoffhandel in die Ostbahnstraße.
"Nun ist dieses letzte große Areal im Stadtinneren für eine
neue Nutzung frei" schloss Merkel den Abriss der langen Firmengeschichte
des heutigen "Bauwaren & Betonwerkes Andreas Scheindel GmbH & Co
KG".
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