Samstag/Sonntag, 19./20. Oktober 2002

Hersbrucker Altstadtfreunde erinnerten an den Anlass ihrer Gründung vor 20 Jahren

Aufschrei wegen Ratsbeschluss

Erfolgreiches Engagement gegen den Abriss des Gebäudes in der Kirchgasse 11 war Hauptthema

Helmut Süß (links) und die Altstadtfreunde vor dem Anwesen Kirchgasse 11. Rechtes Bild: Vorsitzender 
Christian Breu und Ingrid Gutschmidt stoßen auf das 20-jährige Jubiläum an.                        Fotos: Bauer

HERSBRUCK (geb) - „Dort wo alles begann“, am Anwesen Kirchgasse 11, trafen sich Hersbrucks Altstadtfreunde, um das 20-jährige Bestehen ihres Vereins zu feiern.

Die Auseinandersetzungen zwischen den städtischen Behörden und den damals noch ohne Vereinsstatus agierenden Altstadtfreunden waren 1982 der Anlass zur Gründung des Vereins. Der Ferienausschuss des Stadtrats (sieben von 24 Mitgliedern!) hatte vor 20 Jahren in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, das Haus zwecks Erweiterung des anschließenden Kindergartens abreißen zu lassen. 

Helmut Süß, der damalige Leiter des Hirtenmuseums, und FDP-Stadträtin Ingrid Gutschmidt hatten nach Bekanntwerden des Beschlusses an einem Samstag Teile des prächtigen und gut erhaltenen, aber damals verputzten Fachwerks an dem über 400 Jahre alten Gebäude freigelegt und mit einem großen Plakat die Bevölkerung auf die Originalität des Hauses hingewiesen. Wie es einmal ausgesehen hat, war an dem bereits renovierten gegenüberliegenden Pendant Kirchgasse 15 zu sehen. Ein Aufschrei ging durch die Bevölkerung, als die Stadt auf ihrem Abbruchbeschluss bestand, von den Beteiligten eine schriftliche Entschuldigung für ihr „widerrechtliches Handeln“ verlangte und die Begleichung des der Stadt entstandenen Schadens in Höhe von 153,50 DM forderte. Eine Flut von Leserbriefen erreichte die Hersbrucker Zeitung, die ausführlich über die Vorgänge berichtet und sie kritisch kommentiert hatte. Der am 9. Oktober 1982 gegründete Verein der Altstadtfreunde startete eine Unterschriftenaktion und legte dem Stadtrat 1242 Unterschriften gegen den Abbruch des Gebäudes vor. Die Angelegenheit zog Kreise weit über Hersbruck hinaus. Sogar der Bayerische Rundfunk brachte eine Reportage über das Problem Kirchgasse 11. Die Ereignisse vor 20 Jahren waren das Hauptthema der Gespräche Jubiläumsempfang, zu den Vorsitzender Christian Breu neben dem Gründungsvorsitzenden Heinz Bauer und vielen Mitgliedern auch einige Stadträte und den Vorsitzenden der Laufer Altstadtfreunde begrüßen konnte.

Die frühere Stadträtin Ingrid Gutschmidt, die nichts von ihrem Temperament verloren hat, erzählte mit einem Maurerhammer in der Hand, wie sie mit Helmut Süß „Hand und Hammer“ an das Gebäude gelegt hatten, und Helmut Süß schmunzelte dazu. Stolz zeigten die Altstadtfreunde zu ihrem Jubiläum das Ergebnis ihres Engagements vor 20 Jahren: Kirchgasse 11 ist prächtig renoviert und ein weiteres Schmuckstück in der Altstadt. Silvia und Jürgen Winkler mit Sohn Jakob, die es geschmackvoll eingerichtet haben und seit zehn Jahren in dem geschichtsträchtigen Haus wohnen, fühlen sich sehr wohl darin. „Wir lieben dieses Gebäude“, bestätigte der Hausherr, der die Gäste mit Salat und Häppchen bewirtete. Stadtrat Werner Häffner, als Vertreter der Stadtführung, sprach von der Wiege des Vereins der Altstadtfreunde.

Allgemein bedauerte man, dass es die Altstadtfreunde nicht schon früher gegeben hat, denn dann wären wohl manche Bausünden in der Hersbrucker Innenstadt verhindert worden.
 
 


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