Die Altstadtfreunde Hersbruck in der 

 
Ausgabe 2003
Titel
Untertitel
  • Samstag, 18. Januar 2003
  • Hersbrucker Geschäftswelt bevor und nach dem Krieg Als Fräulein Else kam
  • Dienstag, 28. Januar 2003
  • Johanna Wagner aus Ingolstadt schwärmt von der Idylle am Hersbrucker Wassertor Apothekerin im Schusterhäusl
  • Samstag, 1. Februar 2003
  • Keller sind Jahresthema der Hersbrucker Altstadtfreunde Kühle Unterwelt
  • Samstag, 22. März 2003
  • Jahreshauptversammlungen der Vereine und Verbände Attraktive Keller in der Altstadt
  • Samstag, 24. Mai 2003
  • Hersbrucker Altstadtfreunde waren überrascht vom stattlichen Ganglabyrinth unter der Lauter Ortsmitte Riesige Hohlräume unter dem Marktplatz
  • Donnerstag, 29. Mai 2003
  • Hersbrucker Altstadtfreunde hatten bei ihrer Fahrt in die neuen Bundesländer positive und negative Eindrücke Die Städte werden schöner — und leerer
  • Montag, 14. Juli 2003
  • Hersbrucker Altstadtfreunde lernen nun auch die Nürnberger Felsenkeller kennen Der Burgberg ist ganz unterhöhlt
  • Montag, 18. August 2003
  • Das Dach des über 300 Jahre alten Schusterhäusls am Wassertor schmücken endlich wieder Ziegel statt Planen Hersbrucker Kleinod erstrahlt in neuem Glanz
  • Samstag, 15. November 2003
  • Das schöne Hersbruck Eine kleine Ausstellung von Horst Kliegel
  • Montag, 15. Dezember 2003
  • Unter rundem Turm schlummerte großes Bierdepot  Altstadtfreunde Hersbruck inspizierten Kellerraum unter dem Hof der Schlosserei Bock 
  • Samstag, 20. Dezember 2003
  • Neues Bürohaus statt Restaurierung Raiffeisenbank will in Hersbruck marodes Gebäude durch Neubau ersetzen - Altstadtfreunde für Erhalt

     
     


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    Samstag, 18. Januar 2003

    Hersbrucker Geschäftswelt bevor und nach dem Krieg

    Als Fräulein Else kam

    Altstadtfreunde erinnerten unter anderem an das Eckhaus am Markt 

    Die Prager Straße zwischen den beiden Weltkriegen.    Archivfoto

    HERSBRUCK — bei der Monatsversammlung der Hersbrucker Altstadtfreunde berichtete Hans Zitzmann über die Vielfalt der Hersbrucker Geschäfte, wie sie sich nach 1949 darbot. Gottlieb Hasl erzählte, wie er als Kind in den 30er Jahren die Prager Straße erlebte. 

    Zitzmann ermittelte anhand des damals erschienenen Adressbuchs zahlreiche Firmen, Geschäfte und Betriebe. Die Altstadtfreunde waren erstaunt, dass es in Hersbruck einst eine Majolika-Fabrik gab. Der Besitzer Leugner soll aus Nürnberg ausgebombt worden sein und in Hersbruck seine Fabrikation weiter betreiben haben.

    Lebensmittelgeschäfte gab es unter anderem folgende: Backdie Meier und Co, Helene Braun, Georg Dorn, Konrad Endres, Konsumgenoss. Arzbergweg, Löhner, Arzbergweg, Raum-Schluchter, Leonhard Rösch, Eisenbahnweg, Daniel Schlenk, Paul Schlerf, Akeleistraße, Sörgel (Berger), Hindenburgplatz, Westphal, Nürnberger Straße, Johann Wolf, Mühlstraße, Wolfrum (Uhl), Wolkersdörfer, Amberger Straße (Milchgeschäft, Taxi, Tankstelle), Lobinger, Escherle (Tankstelle), Babette Roscher, Obermühlweg.

    Schirme bei Pemsel

    Während es in den meisten Dörfern Handlungen, Gemischtwarenhandlungen oder Kolonialwarenläden gab, aber auch Schneider, Bäcker, Metzger und so fort, gab es Gegenstände des gehobenen Bedarfs nur in der Stadt. Schirme konnte man bei Schirm Pemsel erwerben und Uhren bei Uhrmacher Bauer oder Uhrmacher Pemsel.

    Bei vielen Geschäften wurden Erinnerungen wach. So wurde von einem Schneider erzählt. Dieser soll für einen Rechtsanwalt einen Anzug gefertigt haben, und als der Anzug fertig war, holte ihn der Anwalt ab und fragte, was die Arbeit kosten wüirde. „Na. 300 Mark. Oder ist das zu viel? “ Da antwortete der Anwalt, der den Schneidermeister gut kannte: „Rindvieh, wenn du nicht mehr verlangst, kommst du zu nichts.“ Der Kunde soll dann freiwillig 400 Mark bezahlt haben, da der Anzug ausgezeichnet saß.

    Damals gab es noch mehrere Schneider in Hersbruck, da Anzüge meistens angefertigt und nicht von der Stange gekauft wurden. So war einst der Hausmeister Meier in der Volksschule am Schlossplatz nebenbei Schneider.

    Gottlieb Hasl begann seinen Bericht mit dem Eckhaus Oberer Markt-Prager Straße, heute Photo-Steinbauer/Schmidt, vormals Höpfl, vormals Berger; und damals wurde das Geschäft von Herrn Sörgel betrieben. Die Haustüre war in der Prager Straße und Tagsüber immer offen. Im Flur stand eine Dezimalwaage mit Säcken. Wenn man in das Geschäft ging, lautete die Türglocke und dann musste man warten, bis Fräulein Else kam, die Verkäuferin, Köchin und Haushälterin in einem war. Im hinteren Teil des Geschäfts, durch Glaswand abgetrennt, saß der Inhaber am Schreibtisch.

    Dusterer Salzstadel

    An das Haus grenzte der Salzstadel an, heute Porzellanwaren Lutz. Damals war es nur ein Stadel mit immer verschlossenen Türen und Fensterläden. Nur wenn Spediteur Bock die Salzsäcke auslud konnte man in den düsteren Raum hineinschauen. Ausführlich wurde von den Schaumkreisel und Nussschnitten erzählt, die man in der Konditorei Müller (heute Kohl) erwerben konnte, und dass damals zwei kleine runde Tischchen fürs Café reichten. Interessant waren besonders die Keller, die weit in die Tiefe reichen sollen. Bei der Drogerie Lederer führte ein großes Hoftor über einen gebretterten Flur in den Hof zur Scheune.

    Im anschließenden Geschäft von Seiler Geng mit dem hübschen Jugendstilschaufenster gab es neben Stricken und Seilen ein großes Foo zu sehen, das den Inhaber als Feuerwehrhauptmann zeigte. Neben dem Textilgeschäft, heute Müller-Markt, kam dann jenseits der Braugasse die Metzgerei Schönert, dann die Familie Müller (heute Schuhgeschäft), dann wieder Familie Müller, anschließend bei Foto-Müller war die Besitzerin eine Frau Heißmann, und dann kam das Haus des Gemusehändlers Hasl.

    Kohlköpfe rollten

    Hier erfuhr man natürlich am ausführlichsten, wie es einst in diesem Haus zuging, wenn die Kohlköpfe in den Keller gerollt und Sauerkraut eingestampft wurde und als der Pferdewagen noch im Stall stand und Hasls Vater um Mitternacht einspannte, um damit zum Nürnberger Großmarkt zu fahren. Ab 1928 rollte dann der erste Lastwagen durch die schmale Durchfahrt in den Hof. 

      HELMUT SÜß

     
     
     

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