Keller sind Jahresthema der Hersbrucker Altstadtfreunde Kühle Unterwelt Einführungsvortrag von Helmut Süß - Unter Häusern und im Berg
HERSBRUCK - Bei den Hersbrucker Altstadtfreunden hielt Helmut Süß einen Einführungsvortrag zum Jahresthema "Unter einer alten Stadt". Es ging hauptsächlich um die Hersbrucker Keller. Warum sind Keller und Höhlen so interessant?
Anhand der Sage von der Mühlkoppe bei Pommelsbrunn verdeutlichte dies
der Referent. Es soll dort ein Schatz versteckt sein. Ein Bauer versuchte
ihn zu heben, fand aber fast nicht mehr heraus. "Keller haben immer etwas
Unheimliches an sich, das Dunkle steigert dieses Gefühl", sagte Süß. Auch in Hersbruck gab es immer wieder das
Gerücht, ein unterirdischer Gang würde vom Michelsberg in die
Stadt führen. Süß: "Freilich denkt man bei dem Wort Keller
an große Ratskeller, an weitläufige Weinkeller mit riesigen
Fässern oder an Auerbachs Keller in Leipzig, der in Goethes Faust
eine Rolle spielt." In Hersbruck waren in den meisten Häusern nur
kleine Keller. Eine Falltür im Flur führte hinunter
in ein kurzes Tonnengewölbe, in dem man gerade stehen konnte. Darin
bewahrte die Hausfrau ihre verderblichen Vorräte auf, zu einer Zeit,
als es noch keinen Kühlschrank gab: Milch, Butter, Käse, Sauerkraut
und auch gekochtes Essen sollten so kühl gestellt werden. Als die
Kartoffeln vor etwa 250 Jahren bei uns vermehrt angebaut wurden, wurden
besonders auf den Bauerndörfern größere Keller nötig. Da der Bau eines Kellers sehr anstrengend
war, wurde er nicht tiefer und größer als nötig errichtet.
Viele alte Bauernhäuser hatten ihren Keller am Hang hinter dem Haus,
halb im Erdboden versenkt und das Gewölbe mit Erde oder einem Dach
abgedeckt. Oft war er von der Küche aus zugänglich. Ein solcher
Keller wurde 1699 an der Ostseite der Hersbrucker Kaserne errichtet. Viele
Bauern errichteten Keller für Rüben in der Scheune unterhalb
eines Barrenteils. Kartoffelkeller wurden häufig außerhalb des
Ortes an Hohlwegen in den Hang getrieben oder aus dem Sandstein heraus
gegraben.
weitläufige Labyrinthe. Begehungen ohne kundigen Führer sind gefährlich. Fotos: T. Kohl, HZ-Archiv Die Frage nach dem Alter "Wie alt sind die Keller?", wird oft gefragt.
Dazu erklärte Süß: "Der Hersbrucker Münzfund wurde
1928 beim Abbruch von Häusern am Oberen Markt gemacht. Die Münzen
lagen in einem Zwickel der Kellergewölbe. Also muss es schon vor 1270
große Keller in Hersbruck gegeben haben.". Große Keller hatten besonders die
Hersbrucker Bierbrauer, die in der Martin-Luther-Straße, in der Prager
Straße und am Marktplatz wohnten. Süß: "Sie brauchten
sie, um mehrere Fässer Bier einlagern zu können. So scheuten
sie nicht die Kosten und ließen unter den Häusern oder Scheunen
große Hohlräume im Hersbrucker Untergrund, der meist aus Schwemmsand
besteht, ausgraben. Dann wurden Gewölbe mit Kalksteinen oder Backsteinen
errichtet." Besonders große Keller wurden nach
1810 im Stadtgraben errichtet, da hier das Ausgraben und Wegtransportieren
der Erde entfiel. Solche Keller befinden sich unter dem Anwesen Bock und
unter der Bockschen Scheune (Hirtenmuseum). Bald waren aber die Keller zu klein. Man
behalf sich in der Prager Straße damit, unter dem Keller noch einen
weiteren Hohlraum zu graben, da ja die Grundfläche der Häuser
beschränkt war. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde das
Brauwesen in Hersbruck weiter ausgedehnt und ein drittes Brauhaus errichtet.
Nun begann man große Keller in den Michelsberg zu graben. Die Kellerstraße
zeigt heute noch den Weg von der Stadt zu den Bergkellern. Ab 1670 entstanden
an der heutigen Gartenstraße zwischen Schillingsgasse und Kellerstraße
zahlreiche Keller. Kellerhaus über dem Eingang Ein altes Kellerhaus steht noch über
dem alten Kellereingang, den 1672 Anthon Mösch errichten ließ.
Besonders ausgedehnt ist der nahe Schützenkeller (vgl. Heimat 1996),
der 1675 von den Brüdern Schütz aus der Prager Straße,
Ecke Braugasse, errichtet wurde. Die Kellerbauten lassen sich bis nach 1700 nachweisen. ,Danach wurden keine neuen Keller mehr errichtet, höchstens die bestehenden noch weiter vertieft", erklärte Süß. Im 19. Jahrhundert war der Bierausschank
bei den Hersbrucker Kellern im Sommer sehr beliebt. Sonderzüge brachten
durstige Nürnberger hierher zu dem süffigen Bier. Selbst der
berühmte Professor Virchow besuchte anlässlich eines Ärztekongresses
in Nürnberg am Abend mit vielen Teilnehmern einen Hersbrucker Bierkeller. Die Kellereröffnung war ein großes
Fest im Frühjahr. Der letzte bewirtschaftete Keller am Fuß des
Michelsbergs war der Wildskeller, dessen Saal in den 50er Jahren noch für
zahlreiche Veranstaltungen genützt wurde. Im Lauf des Jahres wollen die Altstadtfreunde
einige Keller in Hersbruck besichtigen, aber auch in Lauf, Schnaittach
und Nürnberg. |