Samstag, 1. Februar 2003

Keller sind Jahresthema der Hersbrucker Altstadtfreunde

 Kühle Unterwelt

Einführungsvortrag von Helmut Süß - Unter Häusern und im Berg

Der Schmidtmeyerskeller (links) und der Westphalskeller lagen an der Gartensttraße, wo heute das große Ärztehaus steht.
Die Kellerwirtschften waren Ende des 19. Jahrhunderts auch Postkartenmotiv.

HERSBRUCK - Bei den Hersbrucker Altstadtfreunden hielt Helmut Süß einen Einführungsvortrag zum Jahresthema "Unter einer alten Stadt". Es ging hauptsächlich um die Hersbrucker Keller.

Warum sind Keller und Höhlen so interessant? Anhand der Sage von der Mühlkoppe bei Pommelsbrunn verdeutlichte dies der Referent. Es soll dort ein Schatz versteckt sein. Ein Bauer versuchte ihn zu heben, fand aber fast nicht mehr heraus. "Keller haben immer etwas Unheimliches an sich, das Dunkle steigert dieses Gefühl", sagte Süß.

Auch in Hersbruck gab es immer wieder das Gerücht, ein unterirdischer Gang würde vom Michelsberg in die Stadt führen. Süß: "Freilich denkt man bei dem Wort Keller an große Ratskeller, an weitläufige Weinkeller mit riesigen Fässern oder an Auerbachs Keller in Leipzig, der in Goethes Faust eine Rolle spielt." In Hersbruck waren in den meisten Häusern nur kleine Keller.

Eine Falltür im Flur führte hinunter in ein kurzes Tonnengewölbe, in dem man gerade stehen konnte. Darin bewahrte die Hausfrau ihre verderblichen Vorräte auf, zu einer Zeit, als es noch keinen Kühlschrank gab: Milch, Butter, Käse, Sauerkraut und auch gekochtes Essen sollten so kühl gestellt werden. Als die Kartoffeln vor etwa 250 Jahren bei uns vermehrt angebaut wurden, wurden besonders auf den Bauerndörfern größere Keller nötig.

Da der Bau eines Kellers sehr anstrengend war, wurde er nicht tiefer und größer als nötig errichtet. Viele alte Bauernhäuser hatten ihren Keller am Hang hinter dem Haus, halb im Erdboden versenkt und das Gewölbe mit Erde oder einem Dach abgedeckt. Oft war er von der Küche aus zugänglich. Ein solcher Keller wurde 1699 an der Ostseite der Hersbrucker Kaserne errichtet. Viele Bauern errichteten Keller für Rüben in der Scheune unterhalb eines Barrenteils. Kartoffelkeller wurden häufig außerhalb des Ortes an Hohlwegen in den Hang getrieben oder aus dem Sandstein heraus gegraben.
 
          

Die Keller am Fuß des Michelbergs - hier der Schützenkeller zwischen Gartenstraße und Zolltafel - sind 
weitläufige Labyrinthe. Begehungen ohne kundigen Führer sind gefährlich.      Fotos: T. Kohl, HZ-Archiv

Die Frage nach dem Alter

"Wie alt sind die Keller?", wird oft gefragt. Dazu erklärte Süß: "Der Hersbrucker Münzfund wurde 1928 beim Abbruch von Häusern am Oberen Markt gemacht. Die Münzen lagen in einem Zwickel der Kellergewölbe. Also muss es schon vor 1270 große Keller in Hersbruck gegeben haben.".

Große Keller hatten besonders die Hersbrucker Bierbrauer, die in der Martin-Luther-Straße, in der Prager Straße und am Marktplatz wohnten. Süß: "Sie brauchten sie, um mehrere Fässer Bier einlagern zu können. So scheuten sie nicht die Kosten und ließen unter den Häusern oder Scheunen große Hohlräume im Hersbrucker Untergrund, der meist aus Schwemmsand besteht, ausgraben. Dann wurden Gewölbe mit Kalksteinen oder Backsteinen errichtet."

Besonders große Keller wurden nach 1810 im Stadtgraben errichtet, da hier das Ausgraben und Wegtransportieren der Erde entfiel. Solche Keller befinden sich unter dem Anwesen Bock und unter der Bockschen Scheune (Hirtenmuseum).

Bald waren aber die Keller zu klein. Man behalf sich in der Prager Straße damit, unter dem Keller noch einen weiteren Hohlraum zu graben, da ja die Grundfläche der Häuser beschränkt war.

Nach dem 30-jährigen Krieg wurde das Brauwesen in Hersbruck weiter ausgedehnt und ein drittes Brauhaus errichtet. Nun begann man große Keller in den Michelsberg zu graben. Die Kellerstraße zeigt heute noch den Weg von der Stadt zu den Bergkellern. Ab 1670 entstanden an der heutigen Gartenstraße zwischen Schillingsgasse und Kellerstraße zahlreiche Keller.

Kellerhaus über dem Eingang

Ein altes Kellerhaus steht noch über dem alten Kellereingang, den 1672 Anthon Mösch errichten ließ. Besonders ausgedehnt ist der nahe Schützenkeller (vgl. Heimat 1996), der 1675 von den Brüdern Schütz aus der Prager Straße, Ecke Braugasse, errichtet wurde.

Die Kellerbauten lassen sich bis nach 1700 nachweisen. ,Danach wurden keine neuen Keller mehr errichtet, höchstens die bestehenden noch weiter vertieft", erklärte Süß.

Im 19. Jahrhundert war der Bierausschank bei den Hersbrucker Kellern im Sommer sehr beliebt. Sonderzüge brachten durstige Nürnberger hierher zu dem süffigen Bier. Selbst der berühmte Professor Virchow besuchte anlässlich eines Ärztekongresses in Nürnberg am Abend mit vielen Teilnehmern einen Hersbrucker Bierkeller.

Die Kellereröffnung war ein großes Fest im Frühjahr. Der letzte bewirtschaftete Keller am Fuß des Michelsbergs war der Wildskeller, dessen Saal in den 50er Jahren noch für zahlreiche Veranstaltungen genützt wurde.

Im Lauf des Jahres wollen die Altstadtfreunde einige Keller in Hersbruck besichtigen, aber auch in Lauf, Schnaittach und Nürnberg.
 
 

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