Montag, 14. Juli 2003

Hersbrucker Altstadtfreunde lernen nun auch die Nürnberger Felsenkeller kennen

Der Burgberg ist ganz unterhöhlt

25000 qm Kellerfläche — Im Krieg Schutz für Tausende — Unter den meisten Häusern mehrstöckig


 
HERSBRUCK - Nachdem die Hersbrucker Altstadtfreunde nun schon viele Keller in Hersbruck und Lauf kennen gelernt hatten, zogen sie aus, um auch die Nürnberger Felsenkeller zu erkunden.

Bei warmem Wetter traf man sich auf dem Albrecht-Dürer-Platz oberhalb der Nürnberger Sebalduskirche und dann stieg man hinunter in die Tiefe. Kaum schloss die schwere eiserne Tür hinter der großen Gruppe, da genoss man die frische Kühle tief unten. Doch bald begannen die ersten zu frieren und so wurden Strickjacken und Pullover ausgepackt, denn oben hatte es fast 30 Grad und hier unten nur acht Grad.

Die Keller sind nach den Straßen benannt, unter denen sie verlaufen. Im städtischen Albrecht-Dürer-Keller wurde schon seit vielen Jahrhunderten Natureis in der großen Eisgrube aufbewahrt, denn jeder Bierbrauer musste einen Keller als Lagerraum für das untergärige Bier haben. Der Nürnberger Burgberg ist so stark unterhöhlt, dass sich über 25 000 qm Kellerfläche zwischen dem Tiergärtnertor und dem Laufer Schlagturm befinden.

Unter den meisten Häusern sind die Keller mehrstöckig. Daher wurde der oberste Keller den Eigentümern belassen und die darunter liegenden Keller wurden enteignet und aus Gründen des Luftschutzes miteinander verbunden. Um den Detonationsdruck abzuschwächen, wurden die Eingänge abgewinkelt, Sanitätsräume, WC und Wachräume angelegt. Bis zu 50 000 Menschen fanden während der Luftangriffe in den Kellergängen Platz. Allein der Albrecht-Dürer-Keller fasste mehr als 2000 Menschen, oft suchten über 3000 in diesem Kellerraum Schutz. Damit die Menschen nicht wie in Hamburg in den Kellern ersticken konnten, wurden Notausgänge zum Stadtgraben geschaffen.

Die Keller wurden zusätzlich noch ausgesteift. So taten sie alle ihre Wirkung, bis auf den Sörgelkeller. Dort kamen 26 Menschen ums Leben, als eine Sprengbombe in der Abortgrube im Hof detonierte, die sich direkt über dem Kellergewölbe befand. Voll klimatisiert war der Schmiedkeller, der als Kunstbunker verwendet wurde und in dem viele Kunstwerke aus Nürnbergs Kirchen und Museen bis nach dem Krieg lagerten.

Schon 1450 wurden einige Gänge zu der berühmten „ Lochwasserleitung“ zusammengeführt, die Wasser aus der Nordstadt bis zum schönen Brunnen führte. Im Mittelalter wussten nur die Röhrenmeister und einige Stadträte über diese unterirdischen Gänge Bescheid. Damit die Keller trocken blieben, erfand man ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Auf der Sonnenseite und auf der Schattenseite des Hauses war je ein Luftschacht. So stieg die warme Luft vorne hoch und hinten strömte kühle Luft in den Keller.

Der Nürnberger Burgsandsteinfelsen ist so mächtig und fest, dass hier bedenkenlos Keller eingebracht werden konnten. Nebenbei erfuhr man auch, dass ein Bierkieser einst das Bier probierte und saures Bier in die Pegnitz schüttete, indem er dem Fass den Boden ausschlug, ein Ausdruck, der heute noch geläufig ist.

Als man schließlich wieder an der Oberfläche war, trieb eine entsetzliche Schwüle sofort alle in die Altstadtbrauerei, wo man bei Bier und Bratwürsten noch lange zusammensaß.

HELMUT Süß

 
 

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