Samstag, 20. Dezember 2003

Neues Bürohaus statt Restaurierung

Raiffeisenbank will in Hersbruck marodes Gebäude durch Neubau ersetzen - Altstadtfreunde für Erhalt

Das Haus Hintere Schulgasse 17 soll einem Neubau weichen.    Foto: T. Kohl

HERSBRUCK (ko) - Die Hauptstelle der Raiffeisenbank Hersbruck platzt aus allen Nähten. Deshalb will die Bank das schon lange leer stehende Haus „Hintere Schulgasse 17 “ abbrechen und an seiner Stelle ein Bürogebäude errichten. Es wird so groß wie das marode mittelalterliche Haus, sieht aber anders aus. Der Bauausschuss des Stadtrats wunderte sich, dass das Landesamt für Denkmalpflege den Neubau in dieser Form haben will, zumal die langen Dachgauben der städtischen Gestaltungssatzung widersprechen.

Das Ende des Hauses Hintere Schulgasse 17 scheint besiegelt, auch wenn das manche Leute bedauern. In der Bauausschuss-Sitzung verteilte Altstadtfreunde-Schriftführer Helmut Süß Handzettel, auf denen er mahnt, dass „nicht wieder ein Stück Alt-Hersbruck unwiederbringlich verloren gehen “ soll.

„Einer heimischen Bank würde es gut anstehen, dieses Haus vorbildlich zu restaurieren und somit ein Zeichen zu setzen: Wir erhalten unsere Heimat! An der Finanzierung dürfte es nicht scheitern! “, schreibt Süß. Mit einer Zeichnung verdeutlicht er, dass das etwa 300 Jahre alte Haus nach der Freilegung des Fachwerkgiebels ein Schmuckstück der künftigen Bäderstadt sein kann. „Auch der erste Stock könnte im Fachwerkbau errichtet sein “, meint Süß.

„Falls die Stockwerkshöhe etwas niedriger als heute üblich ist, so muss dies kein Nachteil sein. Niedere Zimmer strahlen Gemütlichkeit aus “, meint Süß. Die niedrigen Zimmer sind aber - neben der maroden Bausubstanz - ein gewichtiger Grund, warum sich bis jetzt niemand gefunden hat, der das alte Haus herrichten und nutzen möchte. Für die Raiffeisenbank sind sie ebenfalls ein Hindernis. Als Arbeitsräume könnten sie nicht genutzt werden. 

Das linke Bild zeigt die Front des geplanten Neubaus an der Hinteren Schulgasse. 
Das rechte verdeutlicht, wie der Altbau nach dem Restaurieren aussehen könnte.

Das Landratsamt hat dem Abbruch bereits zugestimmt, der Denkmalschutz ist einverstanden. Der Neubau wurde in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege geplant. Stadtbauamt und Räte waren vom Ergebnis sehr überrascht. „Diese Fassadengestaltung regt mich auf “, sagte Dr. Rolf Knipser im Bauausschuss. Einerseits mache der Denkmalschutz strenge Vorgaben, die oft nicht oder nur schwer nachvollziehbar seien - „und dann lässt er solche Fassaden zu “.

Norbert Thiel kritisierte, dass die Front keinen klaren Stil habe, sondern Ansätze von Altem und Modernem zeige. Joachim Gast wunderte sich, dass für die Fenster keine Quersprossen vorgeschrieben wurden.

Stadtbaumeister Lothar Grimm erklärte, dass neun oder zehn Planungsvarianten mit Dr. Matthias Exner vom Landesamt für Denkmalpflege besprochen worden seien. Der Denkmalschutz-Experte habe genau diese favorisiert. Er sei auch gegen Quersprossen an den Fenstern gewesen.

Die Dach-Planung widerspricht eindeutig der städtischen Gestaltungssatzung für das Altstadtgebiet. Damit das Dachgeschoss möglichst geräumig wird, sind an der West- und Ostseite des 12,5 Meter langen Gebäudes zehn Meter lange durchgehende Dachgauben vorgesehen. „Eigentlich sind das keine Erker mehr, sondern etwas zurückgesetzte Außenmauern “, befand Norbert Thiel und regte an, das Erkerband wenigstens in der Mitte zu unterbrechen.

Die städtische Satzung lässt nur Einzelgauben zu, die zusammen höchstens ein Drittel der Firstlänge einnehmen dürfen. Das wären bei diesem Gebäude vier Meter - keinesfalls zehn, wie der Plan es vorsieht. Grimm betonte, dass diese Regelung bisher strikt angewandt worden sei. „Wenn wir hier eine Befreiung von der Gestaltungssatzung gewähren, müssen wir es in anderen Fällen auch tun! “, mahnte Bürgermeister Wolfgang Plattmeier.

Norbert Dünkel sah das nicht so eng: „Ich denke, man muss jedes Objekt in der Altstadt einzeln beurteilen. “ Man sollte diesem Bauvorhaben zustimmen, wegen der Gestaltung aber noch mal mit Dr. Exner reden, meinte er. Robert Ilg, selbst bei der Raiffeisenbank beschäftigt, verteidigte die langen Erker. „Die Bank braucht jeden Meter Platz. “

Stadtbaumeister Grimm befand, dass es wenig brächte, die Gauben in der Mitte zu unterbrechen. Besser wäre es, wenn sie erst einen Meter von der Straßenfront entfernt beginnen, so dass man sie von der Schulgasse aus kaum noch sieht. Der Ausschuss beschloss, dass die Bank den Plan entsprechend ändern soll. 
 


 
 
 
 

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