Perfektes Drehbuch beschert dem TSV das größte Spiel seit fast einem Vierteljahrhundert
Wie in dem berühmten Westernklassiker tickt die Uhr langsam, aber unaufhörlich vorwärts auf 16 Uhr 30 am Sonntag den 22.April 2007. Dann pfeifen die Gebrüder Zäsinger, eines der besten bayerischen Schiedsrichterteams, die Begegnung zwischen dem TSV Winkelhaid und dem TSV Indersdorf um die Meisterschaft in der Landesliga - Mitte der Herren in der TSV-Sporthalle in Winkelhaid an. Ein perfekteres Drehbuch für eine sportliche Entscheidung gibt es einfach nicht. Die zwei führenden, punktgleichen Mannschaften stehen sich am letzten Spieltag der Saison gegenüber, um die Entscheidung über den dritten Bayernliga-Aufsteiger untereinander auszuspielen.
Für den Männerhandball in Winkelhaid bedeutet dieses Endspiel nach langer Zeit wieder ein Highlight der besonderen Art. Es steht auf einer Stufe mit dem Gewinn der bayerischen Feldhandball-Meisterschaft im Jahre 1979 und der denkwürdigen Partie in der 1. Hauptrunde um den Pokal des Süddeutschen Handballverbandes gegen die TG Donzdorf im Jahre 1984. Die Möglichkeit nächstes Jahr ebenso wie die SG DJK Rimpar im Frauen- und im Herrenbereich gleichermaßen in der höchsten bayerischen Spielklasse vertreten zu sein, beschreibt den ultimativen Höhepunkt in der nun schon 76-jährigen Geschichte des Handballs in Winkelhaid.
Doch auch für die Gäste aus Indersdorf bedeutet dieses Endspiel den vorläufigen Höhepunkt einer stetigen Vorwärtsentwicklung. Denn die Ferencz – Schützlinge treffen auf eine wirkliche Klassemannschaft, welche in den letzten beiden Spieljahren immer einen Spitzenplatz (2006 Dritter, 2005 Zweiter) in der Liga eingenommen hat und die jetzt eigentlich „dran“ wäre, aufzusteigen. Siebzehn Erfolgen stehen bis dato vier Niederlagen (in Sulzbach, in Landshut, in Metten und zu Hause gegen den TSV) gegenüber und untermauern eindrucksvoll den Titelanspruch der Oberbayern.
Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft aus dem Landkreis Dachau ist dabei ihr Spielertrainer, der ehemalige Regionalligaspieler Christian Kofler. Er versteht es immer wieder geschickt alle seine Nebenleute in Szene zu setzen und übernimmt in den wichtigen Momenten selbst Verantwortung für den Abschluss. Neben ihm stehen mit Felix Andlauer (1,98m) und Jürgen Vogl (1,86m) zwei große wurfgewaltige Spieler. Auch am Kreis agiert mit dem 1,95 m großen Christoph Heumann ein körperlicher Hüne. Komplettiert wird die Starting - Seven des TSV Indersdorf durch die beiden Außen Christian Eichmann und Benjamin Klug sowie dem erfahrenen Torhüter Günter Heide. In der Abwehr erscheint mit Maximilian Niemeyer dann der dritte über 1,90m große Spieler. Leider hat sich im letzten Spiel eine weitere Stütze der Indersdorfer, Linkshänder Roland Heilmeier, so schwer verletzt, dass er in Winkelhaid nicht zum Einsatz kommen kann. Im Hinspiel erwies sich allerdings die in der zweiten Halbzeit angewandte 6-0 Deckung des TSV als probates Mittel gegen diesen Angriff.
Herausgefordert wird der TSV Inderdorf am Sonntag also vom Liganeuling aus Winkelhaid, der vor genau zwölf Monaten gerade erst den Landesligaaufstieg gefeiert hat. Das für diese Saison gesetzte Ziel, so bald wie möglich gesichert zu sein, sich in der oberen Tabellenhälfte einzunisten und abzuwarten was sich daraus entwickeln kann, wurde quasi schon Mitte der Saison erreicht. Dabei wurde im Winkelhaider Lager die Tatsache, dass in der Mannschaftsumfrage über die Aufstiegsaspiranten zu Saisonbeginn, der Name TSV Winkelhaid am häufigsten genannt worden ist, zwar als ehrenvoll, aber keineswegs als realistisch angesehen. Hier hatte die Konkurrenz wohl noch das Beispiel des TB Roding vor Augen, dem vorige Saison ebenfalls als Ostbayernaufsteiger der Durchmarsch in die Bayernliga gelungen war. Dass der TSV gleichermaßen ein solches Husarenstück abliefern könnte, galt demzufolge lange Zeit als undenkbar. Denn nach einem Drittel der Saison war man in dieser Hinsicht schon mit fünf Minuspunkten (Heimniederlage gegen Milbertshofen, Remis in Freising, unglückliche Niederlage in Landshut) belastet und Michal Kaspars schwere Verletzung aus dem Spiel gegen Eggenfelden zwang zu schwierigen personellen Umbesetzungen. Erst der glückliche Heimerfolg gegen Sulzbach und vor allem die unglaubliche zweite Halbzeit in Indersdorf, als innerhalb von einer Viertelstunde ein Sieben - Tore - Rückstand aufgeholt wurde und ein schon verloren geglaubtes Spiel in den 31:30 Erfolg gedreht werden konnte, brachte die Winkelhaider zum Abschluss der Vorrunde erst wieder in die Reichweite der von Landshut und den Oberbayern gebildeten Tabellenspitze. Das zunächst als Rückschlag empfundene Unentschieden in Metten gleich zum Rückrundenauftakt erwies sich im Nachhinein jedoch als Punktgewinn, da beide Konkurrenten dort mehr oder weniger deutlich Federn lassen mussten. Ohne weiteren Punktverlust blieb der TSV dem Führungsduo auf den Fersen und wurde durch den Heimerfolg gegen Landshut dann endgültig zu einem der Aufstiegsaspiranten. Auch die selbst verschuldete Niederlage in Allach änderte nun nichts mehr an dieser Tatsache. Bei der jetzigen Konstellation hätte sogar ein Erfolg in Allach dem TSV keine bessere Ausgangsposition beschert.
Folglich stehen sich in diesem Endspiel am Sonntag nun die Mannschaft mit den wenigsten Niederlagen (TSV) und die mit den meisten Siegen (Indersdorf) gegenüber. Ausgeglichener könnte sich die Papierform kaum darstellen..
Egal wer dann am Ende die Meisterehrung erfährt, beide Mannschaften - und lange Zeit auch die TG Landshut - haben dieser Saison ihren Stempel aufgedrückt. Sie können voller Stolz auf das Erreichte zurückblicken, auch wenn letztlich nur einer von beiden die Liga nach oben verlassen darf. Sie haben sich bis jetzt ein atemberaubendes Fernduell geliefert, das den Respekt und die Anerkennung aller Zuschauer verdient, zu denen am Sonntag sicherlich auch eine große Schar aus Indersdorf gehören wird. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob es auch zu dem erwartet großen Spiel kommen wird. Endspiele haben bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Doch beide Mannschaften stehen unabhängig von dieser Begegnung für die sportlichen Komponenten, aus welchen der Handball seine Faszination bezieht: Tempo, Dynamik, Kraft und technische Finessen. Viel einfacher wird dies allerdings mit der griffigen Formulierung aus dem Munde des unnachahmlichen Franz Beckenbauer beschrieben: „Da scheppert’s vorn, da scheppert’s hinten“.
Beim TSV werden am Sonntag alle in dieser Saison eingesetzten Spieler auflaufen, also
Tor: P. Faderl, J. Kosnar;
Feld: D. Göttlich, P. John, M. Kaspar, A. Kiunke, T. Kun, J. Lad, S. Mangold, M. Nitka, C. Räbel, Karl Rettenbacher, Koos Rettenbacher, J. Smolik, T. Virag
Reserve belegt Platz drei
Auch für die Winkelhaider Reserve endet die Punkterunde 2006/2007 der Bezirksliga West mit der Heimbegegnung am Samstag um 15 Uhr gegen die HSG Erlangen - Niederlindach. Auf den Tabellenplatz der Hausherren wird diese Partie keinen Einfluss mehr nehmen. Sie werden die Saison auf jeden Fall mit dem dritten Platz beenden, was zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (Fünfter) bedeutet. Aber leider fehlen dabei die drei Punkte, die in Auerbach und zu Hause gegen Hersbruck gelassen worden sind und den ganz großen Wurf verhindert haben. Doch das Final-Four im Bezirkspokal am 29. April in Wackerdorf kann auch der II. Mannschaft noch einen versöhnlichen Saisonausklang bieten und über die verpasste Aufstiegschance hinwegtrösten.
Gedankt sei an dieser Stelle auch den Fußballern des TSV, die das Heimspiel ihrer 1. Mannschaft gegen Wassertrüdingen vom Sonntag auf Samstag 16 Uhr vorverlegt haben.