TSV Winkelhaid - TSV Indersdorf
25:23 (12:10)

 

Meisterstück der Winkelhaider Handballer vor Rekordkulisse

Völlig gleichwertiger TSV Indersdorf nach nervenaufreibendem Kampf bezwungen 

 

Die 400 Zuschauer in der ausverkauften TSV- Sporthalle erlebten hautnah einen jener Momente, die nur der Sport bietet und die ihn so unvergleichlich machen. Auf der einen Seite die überschäumende Freude der Winkelhaider nach ihrem 25:23 (12:10) Erfolg über den TSV Indersdorf. Auf der anderen die totale Niedergeschlagenheit der Gäste aus Oberbayern. Von zwei großen Mannschaften, die sich vom Anpfiff bis zur Schlusssirene gleichwertig gegenüberstanden, konnte nur eine das bessere Ende für sich haben, während die andere in das tiefe Tal der Tränen stürzen musste. Aber es hätte auch umgekehrt kommen können, so dass dann auch ein Erfolg des TSV Indersdorf als ebenso verdient wie glücklich bezeichnet worden wäre, so wie jetzt der des TSV. Am Ende hat wohl der Heimvorteil den Ausschlag gegeben.

 

Noch nie war die Winkelhaider Sporthalle so gefüllt, wie bei diesem alles entscheidenden Spiel um die Meisterschaft der Landesliga Mitte. Noch nie gab es in Winkelhaid ein Spiel, das bis unmittelbar vor Spielende so offen war, wie das gegen den TSV Indersdorf. Noch nie wurden die zahlreichen Anhänger beider Teams wohl in ein derartiges Wechselbad der Gefühle gestoßen, wie in dieser Begegnung. Außerdem war sie eine Werbung für den Handball schlechthin. Denn bei aller Brisanz und angesichts des großen Ziels, das beide Teams vor Augen hatten, wurde die Entscheidung mit absoluter Fairness nur auf der sportlichen Seite gesucht. Keine einzige Nicklichkeit, geschweige denn Hässlichkeit musste das, wie erwartet sicher und geradlinig pfeifende Schiedsrichterduo aus Neustadt/ Aisch ahnden. Mit den Mitteln, die das Regelwerk erlaubt, gingen beide Mannschaften zu Werke. Wurde die Grenze dann das eine oder andere Mal überschritten, folgte konsequenterweise die Hinausstellung.

Und wie so oft im Mannschaftssport prägten drei Namen auf jeder Seite dieses Endspiel. Torwart Peter Faderl, Jiri Smolik und Tamas Virag bei den Hausherren;  Torwart Günter Heide, Christian Kofler und Felix Andlauer bei den Gästen.  Während Fachleute um die Gefährlichkeit der beiden Indersdorfer Hauptangreifer und der Klasse ihres Torwart wussten, war auf Winkelhaider Seite nicht unbedingt zu erwarten gewesen, dass der 38-jährige Peter Faderl und der 22-jährige Tamas Virag ihre beste Saisonleistung gerade in diesem Spiel abgeben würden. Ihre und die von Jiri Smolik schon gewohnten Big - Points drückten dem Spiel des TSV ihren Stempel auf, während daneben ein völlig niedergeschlagener und mit sich hadernder Tamas Kun agierte.  Er allein hätte das Spiel entscheiden können, doch so häufig wie noch nie scheiterte er an einem gegnerischen  Keeper, darunter drei Mal völlig frei im Gegenstoß. Dabei hatten er und seine Mitspieler einen Start hingelegt, wie er sich nicht besser hätte darstellen können. 4:1 führten die Hausherren nach sechs Minuten. Dabei wurden auch die beiden völlig unterschiedlichen Spielsysteme deutlich. Der TSV suchte den schnellen Abschluss, bei den Indersdorfern kontrollierte Spielertrainer Christian Kofler die Angriffszüge seiner Mannschaft. Er versuchte dabei immer wieder zwei Winkelhaider Deckungsspieler auf sich zu lenken, um dann den ultimativen Pass auf den freien Mitspieler zu spielen, an den Kreis durchzustecken oder selbst zu werfen. Um dies zu unterbinden, hatte die Winkelhaider Deckung Schwerstarbeit zu verrichten, ohne dass es ihr hundertprozentig gelungen ist. Beim Stand von 4:2 für den TSV trat Christian Kofler gegen Peter Faderl an. Den ersten hatte er gegen Jiri Kosnar sicher verwandelt. Doch sein Trickwurf ging zwar am Winkelhaider Riesen vorbei, aber er sprang vom Innenpfosten wieder ins Feld zurück. Die Winkelhaider Zwei – Tore - Führung hatte dann bis zum 7:5 Bestand. In der ersten Überzahlsituation des Spiels (17. Minute) verwarf zunächst T. Virag frei von Rechtsaußen. Im Gegenzug erzielten dann die fünf Indersdorfer das 7:6. Damit hatte dann auch die Nervosität Einzug endgültig ins Winkelhaider Spiel gefunden, denn in der unmittelbar darauf folgenden zweiten Überzahlsituation gelang es dem TSV erneut nicht, diese für sich zunutzen. Im Gegenteil. Hatte die Winkelhaider Deckung den Indersdorfer Rückraumschützen Felix Andlauer bei Gleichzahl noch relativ gut im Griff, schenkten sie ihm in eigener Überzahl nicht die notwendige Aufmerksamkeit und mussten zwangsläufig durch ihn den Ausgleich zum 7:7 (22. Minute) hinnehmen. Beim Stand von 9:9 erhielt dann auch der TSV seine erste Hinausstellung und einen 7m gegen sich. Erneut begab sich Peter Faderl zwischen die Pfosten und parierte gegen Christian Eichmann vom TSV Indersdorf. Die Überzahl nutzten die Gäste und gingen nun ihrerseits in Führung (27. Minute). Zuvor hatte Tamas Kun seinen ersten freien Konter verworfen. In den letzten drei Minuten war es nun Jiri Smolik vorbehalten,  diesen Rückstand in eine erneute Zwei –Tore- Führung  zu drehen.

Den ersten Indersdorfer Angriff nach der Halbzeit konnte der TSV zwar abblocken, doch Karl Rettenbacher scheiterte nach einem Durchbuch von Halbrechts frei an Torwart Günter Heide. Indersdorf verkürzte durch Christian Kofler zum 12:11 und die Chance sich mit drei Toren abzusetzen, war für den TSV vertan. Es kam sogar noch schlimmer. Auch die nächste Indersdorfer Hinausstellung konnte nicht genutzt werden, so dass wiederum Felix Andlauer für seine Mannschaft den Augleich zum 14:14 erzielen konnte. Dann waren für dreißig Sekunden nur 4 Indersdorfer Spieler auf dem Platz, der TSV konnte aber auf Grund eines Stürmerfouls auch diese Chance nicht nutzen. In der 38. Minute erhielten die Gäste wieder einen Strafwurf zugesprochen. Jetzt scheitete ihr Chef allerdings höchst persönlich am Winkelhaider Keeper. Bis zur Mitte der zweiten Halbzeit konnte sich dann keine Mannschaft mehr absetzen. Die Winkelhaider Führung glichen die Oberbayern bis zum 17:17 immer wieder aus. Doch als dann allerdings die Gäste durch Felix Andlauer in Führung gingen  und gleich darauf Benjamin Klug diese zum 17:19 aus Sicht des TSV erhöhte, war Handeln auf der Winkelhaider Bank angesagt. Peter Faderl ersetzte Jiri Kosnar, dem in der zweiten Halbzeit lediglich eine Parade gelungen war und Christian Räbel kam für Tamas Kun, der sichtlich entnervt war, ob seiner zahlreichen Fehlwürfe. Und der junge Winkelhaider Linkshänder zeigte gleich wie man es besser machen kann. Nachdem zuvor Tamas Virag der Winkelhaider Anschluss gelungen war, erzielte Christian Räbel den 19:19 Ausgleich, dem Karl Rettenbacher mit einer Einzelaktion sofort das 20:19 (50. Minute) folgen ließ. Jetzt begann der reine Nervenkitzel. Der TSV konnte nach dem 21:21 erstmals wieder auf zwei Toren davon ziehen (55. Minute). Aber die Gäste ließen nicht locker. Der Anschlusstreffer zum 23:22 folgte umgehend, doch der TSV erhöhte wiederum auf 24:22 in der 57. Minute. Drei  Tore  in kürzester Zeit aufzuholen ist im Handball aber jederzeit möglich, so dass die Gäste ihre Chance weiterhin witterten. .Als dann auch Karl  Rettenbacher zwei Minuten vor dem Abpfiff auf die Bank verwiesen wurde und der TSV das Spiel nur mit fünf Mann zu Ende spielen musste, erreichte die Spannung ihren Höhepunkt. Denn der TSV Indersdorf konnte zwar noch auf 24:23 verkürzen, doch jetzt gelang den  Winkelhaidern in Unterzahl der alles entscheidende 25.Treffer. Keinen der Zuschauer hielt es jetzt mehr auf den Plätzen, denn die Gäste praktizierten offene Manndeckung, die aber letztlich am Ergebnis nichts mehr ändern konnte.

Mit der Schlusssirene löste sich die Spannung in einem Urschrei des Jubels auf Winkelhaider Seite. Meistertitel und Aufstieg waren geschafft. Am 8. April 2006 hatte Kapitän Karl Rettenbacher den Meisterwimpel der BOL überreicht bekommen, nun, nach etwas mehr als einem Jahr, empfing er den der Landesliga-Mitte.  Was keiner in Winkelhaid für möglich gehalten hätte, ist wahr geworden. Der Durchmarsch von der BOL in die Bayernliga ist geschafft.. So richtig fassen konnte dies nach dem Spiel noch keiner der Beteiligten. Dazu braucht es sicherlich noch ein paar Tage oder Wochen. Doch der TSV ist gewillt,  diese gewaltige Herausforderung, welche die vierthöchste deutschen Liga für ihn bedeutet, auch anzunehmen. 

 

 

 

Die Treffer erzielten:

 

Winkelhaid: M. Kaspar 2, T. Kun  5, J. Lad 2, C. Räbel 1, K. Rettenbacher 3, J. Smolik 7/1,

T. Virag 5

Indersdorf: S. Kriegerl 1, B. Klug 4, C. Kofler 4/1, C. Heumann 2, F. Andlauer 8, S. Gyüge 1

M. Niemeyer 2, C. Eichmann 1

Hinausstellungen:

Winkelhaid 5; Indersdorf 6