SSG Metten verhilft überzeugendem TSV zum Sprung an die Tabellenspitze
Mit dem Aufstieg haben sie zwar nichts mehr zu tun, aber der sportliche Ehrgeiz der Mannschaft aus der Klostergemeinde vor den Toren von Deggendorf ist aller Ehren wert. Für eine zutreffende Beschreibung dieser Einstellung finden sich kaum adäquate Worte. Famos war ihr Sieg vor vier Wochen gegen den damaligen Tabellenführer aus Landshut, formidabel jetzt ihr 30:21 Erfolg über Indersdorf, dem Noch-Tabellenführer vom Freitag. Dank dieser zweimaligen Schützenhilfe aus Niederbayern hat sich jetzt der TSV Winkelhaid durch den eigenen, voll überzeugenden 39:18 ( 22:9 ) Erfolg über den FC Bayern München an die Tabellenspitze katapultiert. Damit steht auch jetzt schon fest, dass die Entscheidung über den dritten und letzten Aufsteiger in die Bayernliga erst am letzten Spieltag, den 22. April um 16 Uhr 30 in Winkelhaid fallen wird. Mit diesem Showdown zwischen dem TSV und Indersdorf erfährt dann die Landesliga-Saison 2006/2007 für den Aufsteiger ihren ultimativen Höhepunkt. Egal welche Ergebnisse beide Mannschaften am nächsten Spieltag auch erzielen werden, der Sieger aus dieser alles entscheidenden Partie in Winkelhaid spielt dann nächstes Jahr in der höchsten bayerischen Spielklasse, da auf Unentschieden im Handball nie wirklich gespielt werden kann.
Was in Allach noch zu schärfster Kritik herausgefordert hat, war im Spiel gegen einen - zugegeben völlig überforderten - FC Bayern wie weggewischt. In welcher personellen Formation auch immer die Gastgeber auf dem Spielfeld standen, sie präsentierten sich als Einheit und spielten über sechzig Minuten lang wie aus einem Guss. Willen und Können gingen bei allen Spieler um Kapitän Karl Rettenbacher endlich einmal eine Symbiose ein, die in dieser Form in Winkelhaid noch nie zu sehen war. Hohes spieltechnisches Niveau, gepaart mit einem Spielwitz, der die Zuschauer ein ums andere Mal begeisterte sowie einer Abschlussquote, die endlich kaum ein Stöhnen auf den Rängen vernehmen ließ, führte den TSV zu einem seiner höchsten Erfolge in einem Punktspiel unter der Ägide von Trainer L. Ferencz. Mit einem wieder überzeugendem Jiri Kosnar und Siebenmeter-Killer Peter Faderl im Rücken spielte der TSV in Angriff und Abwehr ohne irgendeinen mentalen Aussetzer und gestattete den Bayern nur ganze zwei Mal, zwei Torerfolge nacheinander zu erzielen. Ansonsten beherrschten die Hausherren das Spielgeschehen nach Belieben und verringerten zu keiner Zeit, vom ersten Tor nach 30 Sekunden bis zum letzten 15 Sekunden vor Spielende, den Druck auf den Gegner. Dieser wurde zwar bereits nach zwanzig Minuten durch eine schwere Verletzung ihres kubanischen Linkshänders Yousdanys Diaz entscheidend geschwächt, aber zu diesem Zeitpunkt lag der TSV bereits mit 17:5 in Führung. Es ging einfach rasend schnell im Winkelhaider Angriff. Tempogegenstöße oder Positionsspiel mit einem sich ständigen in Bewegung befindenden Angriff hebelten die Bayern immer wieder aus. Diesem Trommelfeuer der Hausherren stand auch der gute Bayern - Keeper Thomas Haseneder immer machtloser gegenüber, obwohl zwischenzeitlich immer wieder sein Können aufblitzte. Doch trotz der hohen Führung ließ der TSV einfach nicht locker. Auch ein Verdienst der sich deutlich zurückhaltenden Jakob Lad und Jiri Smolik, die dafür immer wieder ihre Kameraden gekonnt in Szene setzten. Auch das frühzeitig begonnene, gezielte Durchwechseln der Spieler führte zu keiner Schwächephase auf Winkelhaider Seite.
Nach dem deutlichen Halbzeitstand von 22:9 nahm der TSV mit Wiederanpfiff etwas Tempo aus dem Spiel d.h. die Angriffe wurden nun nicht mehr ganz so schnell wie in den ersten dreißig Minuten abgeschlossen, so dass die Bayern zehn Minuten lang ein „Unentschieden“ halten konnten (26:13) und bis zur 50. Minute der Vorsprung der Winkelhaider auf „nur“ 17 Tore (31:14) angewachsen war. Aber in den letzten zehn Minuten erhöhte der TSV wieder die Schlagzahl und spielte sich immer näher an die 40-Tore- Marke heran, ohne diese dann letztlich noch überschreiten zu können. Unterstrichen wurde diese Torerfolge von einem nie nachlassenden Elan aller Spieler, die sich kaum einmal, wirklich sichtbar zurücknahmen und immer bereit waren, erst mit der Schlusssirene ihre Aufgabe zu beenden. So konnte man nach Spielende beim TSV in hoch zufriedene Gesichter blicken. Sogar Unglücksrabe Dieter Göttlich, der sich beim Aufwärmen den kleinen Finger der linken Hand gebrochen hatte, konnte nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus bei diesem Ergebnis wieder lachen.
Der TSV hat sich mit dieser Leistung wieder eigenhändig aus dem Sumpf herausgezogen, in welchem er nach dem Allacher Spiel zu versinken drohte und sich wirklich voll rehabilitiert. Dass dabei -dank der SSG Metten- auch noch die Pole – Position in der Liga als erfreuliches Nebenprodukt herausgesprungen ist, zeigt deutlich, wie schwer der Erfolgsdruck auf einem Tabellenführer lasten kann. Auch der TSV Indersdorf hat diesem nicht Stand halten können. Nun liegt er in drei Wochen auf beiden Mannschaften zu gleichen Teilen.
Die Tore erzielten:
Winkelhaid: P. John 7/2, M. Kaspar 5, T. Kun 5, J. Lad 2, S. Mangold 2/1, C. Räbel 4/2, K. Rettenbacher 6, J. Smolik 3, T. Virag 5
FC Bayern: T. Fränkel 3, T. Michel 8/2, S. Becker 1, Y. Diaz 2/1, C. Sprung 3, F. Prinz 1
Hinausstellungen:
Winkelhaid: 3; FC Bayern 7