TSV Allach - TSV Winkelhaid
33:31 (12:16)
 

Vor dem Zieleinlauf über die eigenen Beine gestolpert

TSV leistet sich eine unnötige, aber selbst verschuldete Niederlage in Allach

 

Die Zeit war einfach reif für die allzu lange in Selbstsicherheit schwebenden TSV-Handballer. Nichts schien sie aufhalten zu können in ihrer ökonomischen, rein ergebnisorientierten Spielweise. Bis auf den TSV Allach. Dort erlebten sie nun die Erfahrung, dass eine Mannschaft, die nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hat, viel gefährlicher sein kann, als eine die alles verlieren kann. Mit der verdienten 33:31 (12:16) Niederlage im Münchner Norden haben sie sich kurz vor Saisonende den Luxus erlaubt, den Druck vom nunmehr wieder alleinigen Spitzenreiter, dem TSV Indersdorf, zu nehmen und diesen sich auf die eigenen Schultern zu laden.

 

Eine fast identische Wiederholung des Hinspiels bot sich den zahlreichen  Zuschauern in der Allacher Halle. Aber eben nur fast. Gerieten die Winkelhaider im November 2006 erst kurz vor Schluss in Schwierigkeiten, als sie gerade so mit einem Tor die Allacher besiegen, konnten, so war es diesmal schon nach 44 Minuten vorbei mit der Souveränität eines Meisterschaftsaspiranten gegen einen Abstiegskandidaten. Denn die Hausherren hatten sich  trotz einer über weite Stecken deutlich überlegen geführten Partie des TSV nicht beirren lassen und aufgesteckt.

Dieser begann höchst konzentriert. 3:0 stand es bereits nach exakt 100 Sekunden, 6:2 nach sieben Minuten, 12:6 nach zwanzig und 13:7 nach zweiundzwanzig Minuten für die Gäste. Aus einer sicheren Abwehr heraus, boten sie Angriffsaktionen vom Feinsten. Entweder über traumhaft sicheres Anspiel an den Kreis oder schnelle Passfolgen im Positionsspiel. Nichts schien sie aufhalten zu können. Auch als die Hausherren 14:10 aus Sicht des TSV verkürzen konnten und drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff sogar auf 14:12 herangekommen waren, schrillten noch keine Alarmglocken im Winkelhaider Deckungsverbund. Denn selbst da konnte man noch relativ gut dagegenhalten und sich trotz langsam steigernder Fehlwurfquote im Angriff wieder auf vier Tore absetzen. Auch dass in den letzten zehn Minuten  der ersten Halbzeit Christian Sorger im linken Rückraum der  Allacher Seite begann, sich immer mehr in Szene zu setzen, war zwar ärgerlich, aber noch keinesfalls gefährlich. Die wunderbaren sieben No-Look-Pässe auf Michal Kaspar, von denen er sechs verwandeln konnte, machten dabei diese schleichend einsetzenden Nachlässigkeiten der Ferencz - Truppe  leider nur rein optisch mehr als wett. Da auch Torwart Jiri Kosnar noch mit einer ansprechenden Quote agierte, sahen sich wohl alle TSV-Spieler gut gerüstet für den zweiten Teil der Partie. Auch der bemerkenswerte, stillschweigende Nichtangriffspakt, dem sich beide Deckungsreihen verschrieben hatten und sich deshalb auch keine hinausstellungswürdigen Fouls geleistet hatten, war dazu angetan, dem TSV glauben zu machen, den Ausflug nach München weiterhin ruhig und emotionslos verleben zu können.

Das Debakel, das die Winkelhaider Deckung in der zweiten Halbzeit dann erlebte, kündigte sich schon unmittelbar nach Wiederanpfiff an. Zweimal hintereinander ließ man sich von den Allacher Angreifern widerstandslos düpieren. Daraus entstand zwar noch kein ernsthafter Schaden, denn die Gäste konnten noch weitere zehn Minuten einen Drei - Tore - Vorsprung aufrechterhalten. Aber die Hausherren sahen, dass sich ihre unverdrossene Spielweise langsam auszuzahlen begann, Christian Sorger unbedrängt weiter aufs Tor werfen konnte  und dadurch immer stärkerer Druck auf dem Winkelhaider Angriff lastete. Kaum einen Ballgewinn konnten sich der TSV nun noch erarbeiten, die Allacher trafen beinahe mit jedem Versuch. Exakt in der 44. Minute hatten die Münchner es dann geschafft und den Gleichstand (22:22) erreicht. Zunächst rettete noch den TSV die erste und einzige Hinausstellung eines Allacher Spielers. In Überzahl gelang das 24:22. Als aber dann auch noch während der Überzahlsituation auch Tamas Kun die erste und einzige Zwei-Minuten-Zeitstrafe für den TSV absitzen musste, konnten die Hausherren zum 25:25 ausgleichen( 49. Minute). Ab jetzt übernahmen sie das Heft des Handelns, der TSV konnte nur noch reagieren. Zwei Mal gelang noch der Ausgleich, aber zwischen der 52. und 56. Minute konnten sich die Gastgeber vorentscheidend zum 30:27 aus ihrer Sicht absetzen, denn jetzt nützte auch die offene Deckung der Winkelhaider nichts mehr. Zwar gelangen nun endlich wieder Ballgewinne in der Deckung aber zu mehr als zum 30:29, 31:30, 32:31 reichte es nicht. Die Allacher stellten diesen Spielständen jedoch clever und nervenstark das 31:29, 32:30 und in den letzten Spielsekunden das 33:31 dagegen.

Dieser völlig verdiente Erfolg der abstiegsbedrohten Oberbayern hat den Gästen klar und hoffentlich deutlich vor Augen geführt, dass Wille und Können allein nicht ausreichen, um Leidenschaft und Herz über sechzig Minuten auf Distanz zu halten, wenn man einen Vorsprung nur noch verwalten will, abwartet und darauf vertraut, dass man es irgendwie schon richten wird. Da sich die TG Landshut mit der Heimniederlage nun wohl endgültig aus dem Titelrennen verabschiedet hat, heißt nun der erklärte Meisterschaftsfavorit TSV Indersdorf. Rein theoretisch ist für die Winkelhaider zwar noch nichts verloren, aber das psychologische Moment, sich einfach nicht abschütteln zu lassen, haben sie leichtfertig aus der Hand gegeben. Auf die versprochene Wiedergutmachung gegen den FC Bayern am kommenden Samstag darf man gespannt sein.

 

Die Treffer erzielten:

Allach: C. Schober 1/1, A. Hauch 3, S. Bauer 4/2, T. Kämmere 1, C. Wilhelm 5, M. Polzer 2,

F. Wenninger 7, C. Sorger 8, L. Jentsch 2

Winkelhaid:

P. John 1, M. Kaspar 7, T. Kun 6, J. Lad 1, K. Rettenbacher 6, J. Smolik 9/5, T. Virag 1