SV Wacker Burghausen - TSV Winkelhaid
30:26 (15:11)
 

Alle Kritiker widerlegt

TSV-Handballer unterstreichen in Burghausen ihre Verfolgerrolle   

 

So langsam müssen sich die etablierten Landesligisten mit der Tatsache vertraut machen, dass im Hintergrund eine über Jahre gewachsene, punktuell ergänzte Mannschaft lauert, die mit einer, wie im Sportpark des SV Wacker gezeigten Leistung, die Tabellenspitze nicht mehr aus dem Auge verlieren will. Mit dem 30:26 (15:11) Erfolg im Schatten der längsten Burganlage Europas meldete die Ferencz - Truppe auch deutlich ihre Ansprüche an, bei der Vergabe des Meistertitels in dieser Saison ein gewichtiges Wort mitreden zu wollen. Durch diesen Erfolg und dem gleichzeitigen Punktverlust der TG Landshut in Sulzbach stellt der TSV zur Zeit die einzig verbliebene Mannschaft dar, die in der Lage ist, das Spitzenduo aus Indersdorf und Landshut aus eigener Kraft  abzufangen.

 

Dieser  „Big Point“ an der Salzach erinnerte wohltuend an die Erfolgsstory der vergangenen Saison, als  die  Ferencz – Truppe immer dann, wenn es darauf ankam, ihr wahres Gesicht gezeigt hat und erfolgreich punktete. Ausgehend von einer hervorragenden Abwehrleistung und zwar auf allen  Feldpositionen von Eins bis  Sechs, ließ sie sich auch nicht von einem 0:4 Rückstand nach fünf Spielminuten beeinflussen, sondern kehrte ihre fast schon verschollen geglaubte Stärke, das blitzschnelle und sichere Umschalten von Abwehr  auf Angriff, urplötzlich wieder hervor. Geführt von einem bestens aufgelegten Spielmacher Jakob Lad, der immer zum richtigen Zeitpunkt mit seinen Durchbrüchen an den Kreis die notwendigen Akzente setzte, ließen seine Nebenleute nie den Eindruck aufkommen, diese Partie nicht für sich entscheiden zu wollen und auch zu können.  Die Grundlage hierfür legte die Mannschaft in einer beweglichen und in ein paar Momenten auch nahezu körperlosen Defensivarbeit  (alles andere haben oder hätten die Schiedsrichter zumindest in der ersten Spielhälfte mit Hinausstellungen gegen den TSV geahndet). Dadurch vermochten es die Gäste immer wieder  dem Burghausener Angriff die Bälle regelgerecht aus der Hand zu spielen. Und kam einer der Angreifer der Gastgeber dann doch einmal zum Wurf, stand er einem sicheren Jiri Kosnar im Winkelhaider Gehäuse gegenüber. Im Angriff wiederum ließen sie sich auch durch das rustikale Zupacken der Hausherren um Abwehchef Helmut Aigner nicht au dem Konzept bringen.

Mit der schweren Hypothek des Vier-Tore. Rückstands aus den Anfangsminuten, dauerte es bis zur 20. Minute ehe die Gäste ausgleichen (10:10) und kurz danach durch den erfolgreichsten Winkelhaider Torschützen (Tamas Kun) erstmals in Führung  gehen konnten. An ihm lässt sich wohl am besten die Winkelhaider Vorstellung in Burghausen festzurren. Viel gescholten wegen seiner zwischen genial und fahrlässig hin und her pendelnden Spielauffassung, zeigte er in Burghausen mit einer nahezu unglaublichen Erfolgsquote von 92% seine Extraklasse im schnellen Gegenstoß. Daneben scheint mit ihm auch das Problem von der Siebenmeterlinie vorerst gelöst zu sein. Einmal in Führung liegend, gab der TSV das Heft nicht mehr aus der Hand und ging verdient mit 15:11 zur Halbzeit in Führung.

 

Weitere voll konzentrierte zehn Minuten bescherten dem TSV dann das vorentscheidende 12:20. Gelang nicht sofort der schnelle Gegenstoß, so führte  nun auch das durchdachte und abschlussorientierte Positionsspiel der Gäste zwangsläufig zum erwünschten  Erfolg. Mit dieser beruhigenden Führung im Rücken wechselte Trainer L. Ferencz dann seine Mannschaft munter durch und  probierte mannigfaltige Angriffs- und Abwehrvariationen. Somit erhielten alle aufgestellten  Spieler ihre verdienten Einsatzzeiten. Dass daraus auch ungewöhnliche Spielsituationen entstanden, wie beispielsweise ein Pass von Dieter Göttlich gegen die Laufrichtung auf den urplötzlich auf Linksaußen auftauchenden Jakob Lad, zeigt, über welchen Spielwitz und welches Auge die Winkelhaider an diesem Abend verfügten. Die Hausherren wiederum gaben sich niemals auf, langten in der Abwehr weiterhin kräftig zu und verkürzten kontinuierlich, aber nie wirklich gefährlich. Keiner der mitgereisten Winkelhaider Fans verübelte dann auch der Mannschaft, dass sie nicht mehr das Ergebnis in ihrem Blickfeld hatte, sondern nur noch dessen Verwaltung. In ihren Anfeuerungsrufen wurden sie nur übertroffen von der Burghausener Bayernliga-Damenmannschaft, die ihren 25:21 Erfolg über Dachau ausgiebig feierte. Damit haben sie sich nicht nur im Abstiegskampf etwas Luft verschafft, sondern auch den Winkelhaider Damen im Kampf um Platz Zwei unerwartet Schützenhilfe geboten.

 

Mit  dieser Demonstration ihrer handballerischen Fähigkeiten haben die Spieler um Kapitän Karl Rettenbacher einmal mehr  unter Beweis gestellt, dass sie sich eigentlich nur selbst besiegen können. Der schmale Grat auf dem sie wandeln hat zwar bisher nie zum vollständigen Absturz geführt, aber schon klitzekleine Fehltritte wie gegen Milbertshofen, in Landshut und in Freising kann sie jederzeit gnadenlos um die Früchte ihrer Arbeit bringen. Jedes der noch folgenden acht Spiele bietet dem TSV somit gleichermaßen Chancen wie auch Risiken.

 

Die Treffer erzielten:

Burghausen: U. Reffle 5/1, M. Böhner 10, S. Maier 2, F. Heimpel 6, T. Heigemoser 2

Winkelhaid:  D. Göttlich 1, P. John 3, M. Kaspar 3, T. Kun 11/2, J. Lad 6, K. Rettenbacher 2,

J. Smolik 2, T. Virag 2

Strafzeiten: Burghausen 3, Winkelhaid 5 ( Rote Karte für J. Smolik )