TSV Indersdorf - TSV Winkelhaid
31:30 (11:17)

 

Wie der Phönix aus der Asche

Aufholjagd der TSV-Handballer begradigt die Kräfteverhältnisse  an der Tabellenspitze

 

Am Boden liegend, den  Knock-Out vor Augen, aber noch willens, fähig und bereit wieder aufzustehen und den Kampf fortzusetzen. Dieser Vergleich aus dem  Boxsport beschreibt wohl am Besten, wie der TSV einen Sieben - Tore Rückstand innerhalb von 29 Minuten in einen 31:30 (11:17) Erfolg beim Noch-Spitzenreiter in Indersdorf umzudrehen verstanden hat. Damit hat sich die Ferencz-Truppe eindrucksvoll in den Kampf um die Tabellenspitze eingeschaltet. Nur noch zwei bzw. ein Verlustpunkt trennt den Aufsteiger zur Halbzeit der Saison von den vor ihm platzierten Mannschaften aus Indersdorf und Landshut.

 

Einen schöneren Abschluss eines ohnehin erfolgeichen Kalenderjahres konnte sich wohl keiner der Verantwortlichen im Männerbereich der Handballabteilung des TSV Winkelhaid wünschen. Nach der ungefährdeten und überzeugenden BOL – Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in diesem Frühjahr hat Mannschaft um Kapitän Karl Rettenbacher nun auch ihr Gesellenstück in der Landesliga abgeliefert. Dabei war diesmal nicht das Ergebnis als solches ausschlaggebend, sondern sein Zustandekommen. 18:11 für den Tabellenführer hieß es in der 34 . Spielminute und keiner der Zuschauer in der unerwartet spärlich besetzten Indersdorfer Halle hätte auch nur einen Cent auf einen Erfolg der Gäste gesetzt. Zu deutlich beherrschten die Hausherren den TSV, dem es nach ausgeglichenem Verlauf der ersten acht Minuten (5:5) trotz bester Einwurfmöglichkeiten elf Minuten lang nicht gelang auch nur einen Treffer im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. In der Abwehr wiederum verstand es  die halbherzig offensive Deckung der Gästen nicht,  den Spielfluss der Oberbayern zu unterbinden, geschweige denn diese aus dem Rhythmus zu bringen. Immer wieder fanden sich dadurch Möglichkeiten für den Indersdorfer Spielertrainer Christian Kofler seinen Kreis, Rückraum oder die Außen wirkungsvoll in Szene zu setzen. Ungestört und beinahe ohne jegliche Gegenwehr konnten die Glonntaler dadurch nicht nur mit 11:6 in Führung zu gehen, sondern auch diese auch noch in den restlichen elf Minuten der ersten Halbzeit auf 15:8 bzw. 17:11 auszubauen. Welche personelle Variante Winkelhaids Coach L. Fernecz auch wählte, alle griffen ins Leere.
 

Auch die auf defensive 6:0 geänderte Deckungsvariante (zunähst ohne Jakob Lad) brachte vorerst keinen zählbaren Erfolg. Als Martin Andlauer die Indersdorfer Führung dann auch noch auf 18:11 ausbaute, konnte es eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Doch plötzlich erwies sich diese Taktik als genau die Richtige. Auf einmal fehlten dem Indersdorfer Spielmacher seine Anspielstationen, die wohlweislich einkalkulierten Würfe aus dem Rückraum wurden eine sichere Beute von Winkelhaids Keeper Jiri Kosnar, vor allen Dingen verstanden es die Winkelhaider Angreifer nun endlich – wenn auch noch nicht hundertprozentig – ihre Chancen zu nutzen. Fünf Tore in Folge, darunter zwei Strafwürfe von Jiri Smolik, der sich trotz seines Fehlwurfs aus der ersten Halbzeit nicht beirren ließ, brachten  den TSV wieder zurück ins Spiel (18:16 in der vierzigsten Minute). Daran vermochte auch das unmittelbar darauf folgende 19:16 nichts zu ändern. Exakt nach drei Vierteln der Spielzeit war der Ausgleich für die Gäste erreicht ( 20:20 ), dem unmittelbar danach  Jakob Lad eine famose Einzelaktion zum 20:21 folgen ließ und sein Durchbruch kurz darauf nur noch regelwidrig gestoppt werden konnte. Jiri Smolik verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 20:22( 48. Minute ). Die Hausherren, nun völlig aus dem Konzept gebracht,  kamen erst in der fünfzigsten Spielminute zu ihrem vierten Tor der zweiten Spielhälfte (21:22). Zwei Siebenmeter brachten sie zwar auch an Winkelhaids Peter Faderl aber auch am Tor vorbei. Die Gäste wiederum bauten das Ergebnis kontinuierlich auf 23:26 aus.. Als dann Winkelhaids Topscorer Jiri Smolik nach einem eher Zwei-Minuten würdigen Foul die Rote Karte sah, ebenso wurde der flinke Indersdorfer Rechtsaußen Benjamin Klug in der 45. Minute für ein ähnliches Vergehen mit einer Disqualifikation bedacht, zeigte Christian Kofler wieder Führungsqualitäten und nahm das Heft des Handelns für seine Mitspieler in die Hand. Die Winkelhaider verloren in dieser Phase kurzzeitig ihren Faden und mussten folgerichtig das 27:27 in der 57. Minute hinnehmen. Doch jetzt zeigten sich die in Winkelhaid lebenden und arbeitenden Tamas Virag und Tamas Kun, nervenstark und frech genug, mit einem Gewaltwurf aus dem Rückraum und einem Zauberwurf von Rechtaußen  jeweils einen Treffer für den TSV vorzulegen, so dass die Hausherren gezwungen waren, zweimal nach zu legen. In der letzten Spielminute beim Stand von 29:29 und Ballbesitz für den TSV waren  es zunächst der in Polen geborene Martin Nitka mit einem Abpraller und  dann der in solchen Situationen immer Verantwortung übernehmende Jakob Lad, die letztlich diesen unerwarteten Big Point für den TSV sicherstellten. Das fast zeitgleich mit der Schlusssirene erzielte, letzte Tor der Oberbayern ließ der TSV ohne jegliche Gegenwehr zu. Man hatte sich schon zu Jubelszenen auf dem Spielfeld zusammen gefunden.
 

Was sich schon gegen Sulzbach abzeichnete wurde in Indersdorf erneut unter Beweis gestellt. Die polyglotte Mannschaft zeigt wie schon im Verlauf  der vergangenen drei Jahre, als das Thema Landesliga erst langsam zu reifen begann, dass sie ihr Potenzial immer dann abrufen kann, wenn es wirklich gebraucht wird. Zusammen mit ihrem starken Gemeinschaftsgefühl versteht sie es immer wieder, Rückschläge wegzustecken und gerade dann aufzustehen, wenn es kaum mehr für möglich gehalten wird. So hat dieser Auswärtserfolg des Aufsteigers zum Abschluss der Vorrunde nicht nur die Tabellenspitze der Liga auf Augenhöhe zusammengerückt, sondern auch die Plätze vier bis sechs sind dem Bereich des Meisterschaftsentscheides  wieder ein Stück näher gekommen. Für eine spannungsreiche Rückrunde dürfte also gesorgt sein

 

Für den TSV geht es zunächst in die wohlverdiente Weihnachtspause. Am 07. Januar 2007 präsentiert sie sich – eine Woche vor dem Beginn der Rückrunde - den Winkelhaider Zuschauern bei einem Vorbereitungsturnier mit dem TSV Unterhaching ( Zweiter der Landesliga Süd ), der TS Herzogenaurach ( Fünfter der Landesliga Nord ) und dem TB Roding ( Sechster der Bayernliga).  

 

Die Treffer erzielten:

Indersdorf: Banse 3, Kofler 6/1,Klug 3, Vogl 3/2, Heumann 2, Andlauer 5, Niemeyer 3, Heilmeier 2, Eichmann 3

Winkelhaid: Göttlich 1, John 1, Kun 9, Lad 3, Nitka 1, Rettenbacher 2, Smolik 11/8, Virag 3                                     

Strafzeiten:

Indersdorf 6; Winkelhaid 8

Rote Karte: Klug, Smolik