Handballer des TSV Winkelhaid vor der neuen Saison
Eine halbe Stunde nach dem am kommenden Samstag die Böller die Eröffnung des Winkelhaider Bürgerfests angekündigt haben, erfolgt im 225 km entfernten Schulzentrum Obersimbach der Anpfiff zur zweiten Bayernligasaison der Winkelhaider Handballer. Beim Regionalligaabsteiger, dem TSV Simbach, wird es für die Mittelfranken gleich richtig schwer, zumal man kaum über Erfahrungswerte verfügt. Die einzige Begegnung gegen die Mannschaft vom Inn liegt für die Winkelhaider nun auch schon wieder drei Jahre zurück. Da ärgerte nämlich der damalige Bezirksoberligist im BHV-Pokal fast die gesamte Spielzeit über den hochfavorisierten Bayernligisten, ehe man sich dann doch knapp geschlagen musste. Nun trifft man sich also in Bayerns Eliteklasse wieder. Winkelhaids Trainer Ladislaus Ferencz beschreibt im nachfolgenden Interview seine Sicht der Liga und die Aussichten seiner Mannschaft für die kommende Spielzeit.
Am kommenden Wochenende startet der TSV Winkelhaid in seine zweite Bayernliga-Saison.
Was hat sich allgemein in der Liga geändert?
Es spielen jetzt 14 Mannschaften in der Liga, darunter einige, die Erfahrung in der Regionalliga gesammelt haben, wie Simbach, Bayreuth, Ottobeuren, und Fürstenfeldbruck. Aber auch Lohr, Roding und Trudering waren schon in dieser Spielklasse.
Wie schätzen Sie die Leistungsstärke der Bayernliga 2008/2009 ein?
Generell ist die Liga stärker als im vergangenen Jahr, zumal auch die vier unterfränkischen Vereine Lohr, Rimpar, Rödelsse und Waldbüttelbrunn personell deutlich aufgerüstet haben, und dort auch das Ziel bestes Team aus diesem Bezirk zu werden, noch zusätzlich motiviert hat.
Bundesweit liegt Bayern ohne den Kreis Aschaffenburg-Miltenberg in der Handballdiaspora, Bayernweit verhält es sich mit unserer Region beinahe ebenso. Was bedeutet das für den TSV Winkelhaid?
Der 1. FC Nürnberg bei den Damen, der HC Erlangen und wir befinden uns alle drei – nur in abgestufter Form - in der gleichen Situation. Handball wird in unserer Region nicht so angenommen, wie anderswo. Die jüngsten Erfolge machen sich eigentlich nur in den Geschichtsbüchern dieser drei Vereine bemerkbar. Dabei bewegt sich der Handball nicht nur sportlich immer weiter. Er erhält von der Bundesliga abwärts von Jahr zu Jahr immer professionellere Strukturen, vor allem in der Vermarktung. Gerade in diesem Bereich bildet die Metropolregion Nürnberg wohl das Schlusslicht in ganz Deutschland.
Welche personellen Veränderungen gab es beim TSV?
Nun, Sebastian Piller hat es nach Roding gezogen, Jiri Kosnar spielt wieder in Pilsen und Karl Rettenbacher verstärkt jetzt unsere Reserve. Pavel Andrle, Axel Reich und Dominik Jahn haben eine beruflich bedingte Auszeit genommen. Neu bei uns sind: Sebastian Mäder (22) vom Club, Sascha Kluge (20) aus Naumburg und Jannusch Frontzeck (28) aus Neuss. David Bakos (25) und Tibor Galan (32) kommen aus Ungarn; Dan Boescu (23) aus Rumänien. Jüngster in der neuen Truppe ist Bernd Galneder (18) aus unserer Jugend. Dabei hat der jetzige Kader um unsere Torwartlegende Peter Faderl herum ein Durchschnittsalter von knapp über 24 Jahren und ist somit die jüngste I. Herrenmannschaft des TSV seit fünf Jahren.
Was erwarten Sie von den neuen Spielern und warum haben Sie diese ausgewählt?
Zunächst ging es darum die Abgänge so weit wie möglich zu kompensieren und dann einen stabilen Kader aufzubauen, der personelle Veränderungen während der Saison ausschließt, egal auf welchem Tabellenplatz wir auch stehen sollten.
Was bedeutet dieses neue Gesicht für das spielerische Konzept ?
Spielerisch wird ein generell moderner Handball angestrebt, der von einer wesentlich geschlosseneren Einheit dargeboten werden wird.
Wie verlief die Vorbereitung und wo lagen deren Schwerpunkte?
In den Bereichen Kraft, Kondition und Ausdauer haben wir dank der Unterstützung vom Matchpoint in Altdorf eine sehr gute Ausgangsposition erreicht. Spielerisch liegen wir noch hinter unseren Erwartungen zurück, da es nicht leicht ist, die verschiedenen Handballkulturen in Kürze zu einer homogenen Einheit zu formen. Aber wir werden auf alle Fälle unserem Publikum einen anderen Handball präsentieren, als noch im letzten Jahr.
Wie sehen Sie das generelle Leistungspotenzial ihrer Truppe?
Wir werden erst nach dem ersten Viertel der Saison unser höchstes Leistungsniveau erreichen, vorausgesetzt, wir bleiben von schweren, nachhaltigen Verletzungen verschont. Aber dann hoffe ich doch, dass wir für einige Überraschungen gut sein werden. Wenn dieser Vergleich erlaubt sein darf, so sehen wir uns als kleiner Karpfen in einem Teich voller Hechte, der das ein oder andere Mal dem sicher geglaubten Untergang entgehen dürfte.
Sie müssen die beiden ersten Spiele auswärts in Simbach und Waldbüttelbrunn antreten, dann kommt mit Ottobeuren einer der Meisterschaftsfavoriten. Was erwarten Sie da von Ihrer Mannschaft?
Es könnte sein, dass wir nach diesem sehr schweren Auftaktprogramm noch mit leeren Händen dastehen. Aber davon werden wir uns nicht entmutigen lassen, denn trotz der Schwere dieser Aufgabe sind wir gewillt, uns so teuer wie möglich zu verkaufen.
Wer kämpft um den Abstieg und wer um die Meisterschaft?
Um den Abstieg kämpfen aus meiner Sicht Trudering, Freising, Haunstetten und Göggingen, die Meisterschaft dürften wohl Fürstenfeldbruck, Ottobeuren und Rimpar unter sich ausmachen. Den Rest, darunter auch uns, sehe ich auf den Plätzen vier bis zehn.
Welches Saisonziel haben Sie für Ihre Mannschaft ausgegeben?
Unter dem Motto der Europäischen Union „In varietate concordia” ( In Vielfalt geeint) nicht abzusteigen.
Das Interview führte Daniel Doppler