TSV Winkelhaid - TSV Lohr
28:27 (11:12)
One Moment in Time
Ein kurzer Augenblick zur rechten Zeit beschert dem TSV eine Mini-Serie
Handballspiele gleichwertiger Mannschaften entscheiden sich häufig innerhalb weniger Sekunden gegen Ende einer Partie. So auch in der Bayernligapartie zwischen dem TSV Winkelhaid und dem TSV Lohr. Exakt 47 von noch verbleibenden 77 Sekunden reichten den Winkelhaider Handballern um die Gäste vom Fuße des Spessart knapp mit 28:27(11:12) zu besiegen und somit eine Mini-Serie von nun 6:0 Punkten aus den letzten drei Spielen hinzulegen. Mit dieser unerwarteten Nikolausbescherung konnte der TSV seinen Mittelfeldplatz festigen. Die Unterfranken wiederum mussten ebenso wie schon im letzten Jahr eine hauchdünne Niederlage hinnehmen, die sicherlich nicht in Alter und Ausmaß der vereinseigenen Sporthalle in Winkelhaid begründet war.
Genau 58:43 Minuten zeigte die Uhr im Winkelhaider Sportpark an, als beim Stand vom 27:26 für den TSV der Lohrer Milan Kralik zu seinem vierten Siebenmeter gegen Winkelhaids Keeper David Bakos antrat. Drei hatte er in der zweiten Halbzeit sicher verwandelt. Aber gerade in dieser entscheidenden Phase scheiterte er ebenso wie schon vorher die Teamkollegen Benjamin und Philipp Scheiner sowie Alexander Stroka an dem besten Spieler auf dem Platz. Im Gegenangriff vergaben dann die Hausherren ihrerseits den Matchball im ersten Versuch. Den zunächst nach Außen zurückspringenden Ball bekamen die Gäste jedoch nicht wirklich unter Kontrolle, so dass kurz hinter der Neunmeter-Linie ein kurzes Gerangel einsetzte, an dem der Lohrer Torhüter sowie je ein Spieler aus Lohr und Winkelhaid beteiligt waren. Die Schiedsrichter sahen hierin keinerlei Regelwidrigkeit und ließen dem Geschehen seinen Lauf, mit der Folge, dass dem eigentlich tatenlos zuschauenden Tibor Gilan die Kugel vor die Füße kullerte und er diese im Stile eines Sportkeglers einfach in das verlassene Lohrer Gehäuse zum entscheidenden 28:26 für den TSV einrollte. Die Gäste sahen diese Situation verständlicherweise natürlich ganz anders, was sie zu heftigen Protesten nach dem Schlusspfiff veranlasste. Aber wie schon vor fünfzehn Monaten an gleicher Stelle haben sie es erneut nicht verstanden, gerade die letztlich spielentscheidende Phase für sich zu nutzen. Gemeinsam ärgern konnten sich beide Mannschaften über zahlreiche, in all den Minuten vorher verpassten Gelegenheiten. Beide Teams vermochten nämlich nicht eine jeweilige Vier-Tore-Führung (7:11 bzw. 21:17) zu halten oder auszubauen. Und beim Stande von 25:25 in der 53. Minute gelangten kurioserweise beide Teams jeweils vier Mal hintereinander in Ballbesitz ohne hieraus nur einen einzigen Treffer erzielen zu können. Erst im fünften Versuch gelang den Lohrern durch Milan Kralik die 25:26 Führung, die dann plötzlich wieder postwendend durch Dan Boescu und Michal Kaspar in das 27:26 für den TSV umgewandelt wurde. Diese erkennbar hohe Fehlerquote auf beiden Seiten hatte sich wie ein roter Faden durch diese spannende und insgesamt ausgeglichene Partie gezogen. Hierin unterschieden sich beide Seiten aber ebenso wenig, wie in den vielen spielerisch makellos herausgearbeiteten Torerfolgen. Dabei hatten die Gäste den Vorteil der Körpergröße und der reiferen Spielanlage auf ihrer Seite, dem der TSV mit langen Passfolgen, aber auch schnellen und überraschen Abschlüssen begegnete. Die aufopferungsvoll kämpfende Abwehr des TSV verhalf darüber hinaus ihrem Keeper eine die gesamte Spielzeit über andauernde, hervorragende Leistung abzuliefern und somit das Spiel für sein Team immer offen zu halten. Auch an der Anzahl und Verteilung der Winkelhaider Treffer auf die einzelnen Schützen lässt sich ablesen, warum die Hausherren den Gästen auf Augenhöhe gegenübertreten konnten. Für den in dieser Partie von den Gästen fast zur Wirkungslosigkeit abgemeldeten Winkelhaider Haupttorschützen, Tibor Gilan, sprangen nämlich Tamas Virag und Dan Boescu in wichtigen Phasen in die Bresche. Insgesamt wurde mit dieser Partie die Erinnerung wach an die Aussage von TSV-Coach Ladislaus Ferencz zu Saisonbeginn, als er um Geduld für seine Mannschaft warb und auf deren Steigerungspotenzial hinwies, aufgrund dessen sie so manchem „sicher geglaubten Untergang“ entgehen werde.
Bei aller Freude über diesen Erfolg darf allerdings nicht übersehen werden, dass die Partie ebenso knapp hätte verloren gehen können und sich der entscheidende Moment zur ebenso rechten Zeit dann über Lohrer Lager gelegt hätte.
Daniel Doppler
Die Treffer erzielten:
Winkelhaid: Smolik 8/5; Kun 4; Kaspar 4; Virag 2; Boescu 2; Mäder 1; Gilan 2; John 1; Herbst 1; Frontzeck 3
Lohr:
B. Scheiner 1/1; Krahne 1; Kralik 9/3; Schecher 5; Schmidt 2; Stroka 5; P. Scheiner 2; Oßwald 3
Hinausstellungen:
Winkelhaid: 2; Lohr: 5
Siebenmeter:
Winkelhaid: 6/5; Lohr: 8/4
Spielfilm ( Ausschnitt): 2:1; 2:4; 5:5; 6:8; 7:11; 10:11; 11:12
12:14; 16:15, 21:17; 23:20; 25:25; 28:27