TSV bezwingt Aichach unerwartet souverän
Verwundert rieben sich die TSV-Fans die Augen, als sie am späten Samstagabend die Tribüne im Winkelhaider Sportpark verließen. Sie hatten nicht nur eine Demonstration attraktiven, schnellen und erfolgreichen Männerhandballs gesehen, sondern fanden ihre Mannschaft nach Bekanntgabe der anderen Ergebnisse völlig unverhofft als Spitzenreiter der Bayernligatabelle wieder. Weder die beiden haushohen Ligafavoriten Friedberg und Fürstenfeldbruck noch der deutlichste Sieger des 1. Spieltages, Rothenburg, zierten die Tabellenspitze im bayerischen Oberhaus. Nein, es war der TSV, der sich mit einem nie gefährdeten 36:27 (19:16) über den TSV Aichach zumindest für knappe 24 Stunden an die Tabellenspitze der Bayernliga katapultierte. Doch zu aller erst bedeuten diese vier Punkte aus den beiden ersten Heimspielen nur die ersten kleinen Schritte hin auf dem Weg zum erfolgreichen Kampf um den Klassenerhalt. Nicht mehr und aber auch nicht weniger.
Was allerdings zuversichtlich stimmt, war die Art und Weise, wie sich die Hausherren gegen die Paarstädter letztlich überzeugend durchsetzten. Zunächst einmal setzte Sascha Gladun gleich die entscheidenden Duftmarken für den TSV. Seine ersten beiden Treffer drehten nicht nur die einzige Führung (0:1) der Gäste, sondern brachten auch Ruhe und Sicherheit ins Spiel des TSV. Daraufhin waren es vornehmlich Sebastian Piller, Tamas Kun und er selbst, die den Gastgebern trotz verschiedener Schwächen in der Winkelhaider Deckung immer eine angenehme Führung mit zwei oder drei Treffern bis zum 11:8 ermöglichten ( 14. Minute). Als Sebastian Piller und Tamas Kun diese sogar auf 13:8 erhöhten, musste Aichachs Trainer Niko Jovanovic die grüne Karte ziehen, um sein Team wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückzubringen, was ihnen aber nicht vollständig gelang. Mehr als drei Treffer Differenz ließ die Angriffsmaschinerie des TSV einfach nicht zu. Die Hausherren fanden nämlich immer sofort eine passende Antwort auf Torerfolge der Gäste. Dabei war jedoch klar, dass dieses schnelle und kräftezehrende Tempospiel auf beiden Seiten nicht bis zum Rest der Spielzeit weiter gehen konnte und über kurz oder lang erst Opfer verlangen würde. Der entscheidende Vorteil des TSV bestand nun in der gleichwertigen Bank. Während das Dreigestirn im Angriff der Aichacher, Auernhammer, Triltsch und Schmid personell kaum entlastet werden konnte, waren die Winkelhaider Sascha Gladun, Jakob Lad, Sebastian Piller und Tamas Virag von den Gästen nie richtig auszurechnen, da sie immer wieder in der unterschiedlichsten Formation aufliefen und dabei von Dominik Jahn am Kreis, sowie den beiden Außen Andi Kiunke und Tamas Kun immer wieder die notwendige Unterstützung erhielten. Sebastian Piller beispielsweise zeigte, welch enorme Verstärkung er für den TSV darstellt. Egal, ob auf Halblinks oder Halbrechts, aus vollem Lauf von seinen Kameraden ins Spiel gebracht, gab er der Deckung der Gäste ein Rätsel nach dem anderen auf. Ein erneut vor Spielfreude und Spielwitz geradezu sprühender Tamas Kun war dann auch noch das Sahnehäubchen auf der Vorstellung des TSV. Ohne noch in größere Verlegenheit zu geraten, zeigte der TSV eine mannschaftliche Geschlossenheit, die in dieser Form nicht zu erwarten war. Auch der ständig in Abwehr und Angriff ackernde Dominik Jahn fand endlich die Bindung zu seinen neuen Mitspielern, die im Lohrer Spiel noch so schmerzlich vermisst worden war. Auf dieser Leistung der Neuzugänge basierend, konnte Geburtgaskind Jakob Lad auch seine unscheinbare, aber gewohnt famose Rolle wieder finden, für die er seit fünf Jahren in Winkelhaid so außerordentlich geschätzt und bewundert worden ist. Er vereinigt nun nicht mehr allein in seiner Person den entscheidenden Abwehr- und Angriffsdirigenten, sondern kann nunmehr die Verantwortung mit seinen Nebenleuten teilen. Dennoch bedeutete die 19:16 Halbzeitführung bedeutete für den TSV zwar eine gewisse Sicherheit, aber kein Ruhekissen.
Nach der Halbzeit wurde die Partei innerhalb der ersten zehn Minuten entschieden. Bis zur vierzigsten Minute gelangen den Gästen lediglich zwei Treffer, dem TSV jedoch sechs (25:18). Zwar gaben Aichacher noch nicht auf, aber ab dieser Zeit prägten die Winkelhaider Youngsters Andi Kiunke, Christian Räbel und Daniel Herbst das Gesicht der Hausherren. Sie bewegten sich beinahe nahtlos auf den Spuren ihrer älteren und erfahrenen Vorbildern. Mit wunderbaren attraktivem und schnellem Spiel wurde der Gegner fortdauernd auf Distanz gehalten, so dass sich nun auch alle gesunden Winkelhaider Spieler in die Torschützenliste einreihen konnte, bis auf den bedauernswerten Daniel Herbst, dem ein Durchbruch an den Kreis von dem aufmerksam und sicher pfeifenden Schiedsrichtergespann Kretschmann/Nemec aus Ingolstadt die Anerkennung wegen Übertritt versagt bleiben musste. Gerade in dieser Phase, in der man eher eine Ergebnissicherung erwatet hätte, zeigte sich, dass das Fehlen oder die eingeschränkte Einsatzmöglichkeit von gleich vier Spielern (Karl Rettenbacher, Michal Kaspar, Peter John, Dieter Göttlich) keinerlei spürbaren Bruch im Spiel der Hausherren verursachte. Und nicht zuletzt war ein sich gegenüber der Lohrer Partie deutlich steigernder Jiri Kosnar im Tor der Garant dafür, dass der TSV nun am kommenden Samstag ohne Druck nach Trudering reisen kann.
Zu diesem, für den TSV völlig unerwarteten, Spitzenspiel gegen den aktuellen Tabellenvierten wird ein Fanbus eingesetzt, der am kommenden Samstag um 14 Uhr 15 vom Sportheim aus den Weg in die Landeshauptstadt nehmen wird.
Die Treffer erzielten:
Winkelhaid: T. Kun 7, T. Virag 1, J. Lad 1, D. Jahn 2, S. Gladun 9/5, A. Kiunke 4, S. Piller 9, C. Räbel 2, M. Kaspar 1
Aichach: G. Triltsch 6/3, J. Schmid 6, C. Scholz 1, M. Meier 6, S. Marquart 1, S. Auernhammer 5, R. Sperrer 1, U. Egidy 1
Hinausstellungen:
Winkelhaid: 2; Aichach 7
Strafwürfe:
Winkelhaid: 4/4; Aichach 4/3
Daniel Doppler