Mann über Bord - Manöver


3 Phasen

  1. Blitzboje ausbringen
    Mann/Frau beobachten
    Ort+Zeit festhalten
  2. dort hin fahren + Leinenverbindung
  3. Opfer aus dem Wasser bergen

Zwei Phasen sind schwierig (1 und 3), eine ist leicht.
Leider wird für die Prüfung nur die leichte verlangt.
Die Leinenverbindung wird dabei meist vergessen,
und die Suchverfahren werden gar nicht erst gelehrt...

Beobachten

Wer erlebt hat, wie schnell ein kleiner Kopf im Wasser hinter dem nächsten Wellenberg verschwindet, der weiss, was entscheidend ist:

Wenn das nicht funktioniert (weil der Prüfer z.B. eine Q-Wende verlangt), gleichzeitig:

hin fahren

Die "klassischen" Manöver (Q-Wende, Halse) fallen weg, weil man sich damit erstens zuweit vom Opfer entfernt (s. Beobachten), zweitens das Schiff für die Bergung nicht ausreichend lange liegenbleibt, und sie drittens für eine kleine oder geschwächte Crew sowieso nicht durchführbar sind.

Bewährt haben sich:

Nur Beidrehen und Quick-Stop erfüllen die praxisrelevanten Bedingungen (am Mann bleiben, stabile Bergeplattform, Baum als "Kran" in Lee, keine schlagenden Schoten).

Bergen

Wer schon mal einen Sack Zement gestemmt hat, kann sich vorstellen, wie schwer zwei Sack Zement zu heben sind. Ein nasser Mensch wiegt eher noch mehr. Dazu kommt die völlig unmögliche Arbeitshaltung: das Opfer liegt 1-2 Meter unter dem stampfenden Deck. Selbst trainierte Sportler haben mittschiffs an der glatten Bordwand keine Chance, und am Heck würden sie vom stampfenden Rumpf erschlagen. Bei einem entkräfteten, unterkühlten, bewusstlosen Opfer hilft sowieso nur ein Flaschenzug. Und bis der eingerichtet ist und funktioniert, ist das Schiff schon längst wieder abgetrieben.

nachts

Nachts ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Opfer gefunden wird, äusserst gering. Das Manöver muss sofort eingeleitet werden. Deshalb:

Wenn sich das Opfer an der Blitzboje festhalten kann, besteht etwas Hoffnung. Aber das funktioniert nur, wenn das Opfer nicht bewusstlos ist, die Blitzboje in nächster Nähe beim Opfer liegt, wenn die Blitzboje einen Treibanker hat und nicht ohne solchen ganz schnell vom Opfer wegtreibt oder gar mit einer Leine am Schiff festgebunden hinterhergezogen wird...

Suchverfahren

Trotz schneller Manövereinleitung kann der Mann verloren gehen (der Kopf hat grad mal Fussballgrösse!).
Deshalb muss jeder Skipper mindestens 1 Suchverfahren beherrschen. Leider werden diese in der Ausbildung nicht gelehrt und müssen autodidaktisch gelernt werden. Ich empfehle die Zick-Zack-Suche:

Kapitän Walter beschreibt in seinem Buch wie's geht.

Gesucht wird bis das Opfer gefunden ist oder bis die SAR die Suche Übernommen hat. Selbst nach Tagen können Opfer noch gerettet werden.

Literatur (mehr...)

mit Abstand das Beste zu MOB:
"Mann-über-Bord"
Grundlegendes, Suchverfahren, Manöver, Bergung, med. Soforthilfe
Kapitän G.F. Walter, Walter Verlag 1999, 19.90 Euro

detaillierte Beschreibung der Manöver:
"Mann-über-Bord, Rettungsmanöver unter Segel und Motor",
Dietrich v. Haesten, Delius Clasing Verlag 1996, 19.90 Euro



Life-Belt tragen und einpieken ist immer besser...

Markus Bärlocher

 


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