Mit historischem Blick durch die Gassen

HZ 12. September 2022 

JUBILÄUM Die Hersbrucker Altstadtfreunde feiern ihre 40 Jahre des Bestehens mit einer Kombination aus Rundgang und kleinem Festakt

VON HELMUT SÜß

HERSBRUCK - „40 Jahre Altstadtfreunde Hersbruck“ - wie könnte man das besser feiern, als mit einer Stadtführung durch die historische Hersbrucker Innenstadt. Neben der ganz normalen Führung sollte der Schwerpunkt aber auf dem Stadtbild liegen. Am Marktbrunnen trafen sich rund 40 interessierte Bürger, um bei strahlendem Sonnenschein durch die Altstadt geführt zu werden und einige wichtige Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Der Hersbrucker Marktplatz ist in seiner Geschlossenheit ein perfekter Platz, obwohl die Südseite komplett erneuert wurde. Der Marktbrunnen ist als barockes Denkmal eine schöne Zierde. Besonders ging Stadtführer Horst Piesche auf den Brand des Rathauses 1945 ein, als die damalige Hausmeisterin sich mehr um ihren Schmalztopf als um ihr Leben sorgte.

40 Jahre AF Heb Pragerstr             
                                                      Die Gruppe steht vor dem Haus der Präsidialkommandatur in der
                                                                      Prager Str. 17 und schaut zu den Hauszeichen.

Förderer namens Karl
Dann wandte sich die Gruppe der Prager Straße zu, die als Erweiterung zur damaligen Altstadt vor allem auf Kaiser Karl IV. zurückgehen soll. Er förderte ja den Handel zwischen Nürnberg und Prag und die Goldene Straße führte mitten durch Hersbruck. Im Pflaster deutet die Messingschiene ebenso darauf hin wie die Sinnbilder von Nürnberg auf der einen und Prag auf der anderen Seite der engen, gekrümmten Straße. Einige Worte verdeutlichen, was hier damals gehandelt wurde. Besonders das Unschlitt war ein wichtiges Handelsgut. Es war stark nachgefragt als Schmiermittel und zur Herstellung von Kerzen und Seifen. Der Nürnberger Rat hatte die Monopolverwaltung für dieses Gut und das 55 Meter lange Unschlitthaus in Nürnberg zeigt die Bedeutung dieses Stoffes an. Daneben waren es vor allem Metalle und Rohstoffe, die von Böhmen nach Franken kamen, während von dort vor allem Fertigwaren zurücktransportiert wurden.
Das Hersbrucker Bürgerspital war der Eckpunkt der Straße, die ab hier eine scharfe Biegung macht, da ja das Spital bereits vor Errichtung der Stadtmauer 1440 errichtet worden war. Der einstige Markt Hersbrucks war im 11. Jahrhundert die breite MartinLuther-Straße, einst Wassergasse genannt, deren Bauten Piesche ausführlich würdigte. Besonders das Wassertor und die Pegnitzbrücken stellte er groß heraus. Hier wuchs Piesche nach dem Krieg auf, und kennt diese Gegend von Jugend an.
Im Schloßhof konnte er dann über die Urzelle der Stadt, die verschiedenen Gebäude am Schloßplatz, und auch über das Buscherl, das einstige Gefängnis, mit allerhand amüsanten Geschichten die Zuhörer erfreuen.
Leider konnte Horst Piesche, der seit Jahrzehnten als Stadtführer tätig ist, wegen seiner rauen Stimme und der vielen Nebengeräusche in der belebten Stadt nicht alle Zuhörer der großen Gruppe an allen Stationen gut erreichen, zumal wegen Corona die Zuhörer nicht eng aufschließen mochten. Besonders in der Prager Straße waren die Nebengeräusche sehr hoch, während im Schloßhof jedes Wort gut zu verstehen war. Den Abschluß fand die Führung am Haus Kirchgasse 11. Hier hatte Karl-Heinz Mehlig bereits Infotafeln, Stehtische und einige Sitzgelegenheiten für ältere Herrschaften aufgebaut und Getränke besorgt.

40 Jahre AF Heb Hans
Hans Hörauf im Zuhörerbad

Dialekt als Überleitung
Hans Hörauf stimmte die Gruppe mit seinem neuen Buch „Typisch Franken“ mit treffenden Mundartgedichten auf den weiteren Verlauf ein. Helmut Süß berichtete, was sich damals am 2. Oktober 1982 an diesem Haus ereignete, und Heinz Bauer ging auf die Entstehung des Vereins der Altstadtfreunde vor 40 Jahren ein. Er schilderte die Aktivitäten in den folgenden Wochen, die mit zur Rettung des Hauses beigetragen haben. Hausbesitzer Jürgen Winkler stellte die Weiterentwicklung des Hauses dar, die möglich wurde, weil die Stadt das Haus an einen interessierten Bürger weiterverkaufte und es durch die folgenden Besitzer saniert und zu einem Schmuckstück hergerichtet wurde. Vereinsvorsitzender Georg Hutzler dankte abschließend allen Mitwirkenden, besonders aber dem Stadtführer Horst Piesche und überreichte ihm ein Präsent.

40 Jahre AF Heb Horst und Schorsch

Horst Piesche und Schorsch am Haus Kirchgasse 11 bei den Winklers