Vom Bahnhof ging es gleich in den Hofgarten, den die Markgräfin Christiane 1724 anlegen ließ. Weite Teile wurden später in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt, während die große Hauptallee mit den 300jährigen Linden und die bunten Blumenrabatten vor der Orangerie im ehemaligen französischen Stil beibehalten wurden. Ein Muss war natürlich der Kaspar-Hauser-Gedenkstein mit seiner rätselhaften Inschrift, wo das „Kind Europas“ am 14. Dezember 1833 ermordet wurde.
In der Orangerie war nun die Ausstellung „Typisch Franken“ mit großem Aufwand aufgebaut und so begaben sich die Hersbrucker auf eine Zeitreise durch ausgewählte fränkische Regionen.
Natürlich ging es mit den Hohenzollern und der Markgrafenschaft Ansbach-Bayreuth los, die ja von Oberfranken quer durch Mittelfranken bis an die Grenze zu Unterfranken reichte. Aber auch das große Bistum Würzburg mit seinen barocken Highlights war stark vertreten. Das Herzogsschwert sollte daran erinnern, dass der Kampf um Franken viele Jahrhunderte andauerte.
Speckstein und Bergkristall aus dem Fichtelgebirge stand neben den endlosen Wäldern des Spessarts, in dem sich anfangs des 19. Jahrhunderts noch zahlreiche Räuberbanden versteckten.
Fränkische Klöster waren Stätten der Kultur und Wissenschaft und in den Reichsstädten regte sich der Drang zu religiöser Freiheit. Ein großes Konfessionsbild zeigte die zwei Sakramente Taufe und Abendmahl, aber auch Unterricht und Predigt wurden dargestellt, worauf die uralte Sanduhr einer fränkischen Dorfkirche hinwies.
Einige Schätze der Reichsstadt Nürnberg und die Bedeutung Fürths für die Juden in Franken wurden ebenso ausgestellt, wie Bilder vom Kanalbau und Objekte von der ersten deutschen Eisenbahn, die 1835 von Nürnberg nach Fürth fuhr. An vielen Objekten waren auch Hörstationen angebracht, wo man sich hinsetzen konnte und Musikbeiträge oder interessante Erläuterungen in deutsch, fränkisch oder englisch anhören konnte.
Leider war von Hersbruck weder ein Objekt noch eine andere Erwähnung zu entdecken, aber schließlich wohnen wir ja auch am östlichen fränkischen Rand und blicken häufig in die nahe Oberpfalz.
Die Ausstellung endet mit einer Umfrage, was nun typisch für Franken wäre – der Dialekt, die Tracht, die Kirchweih oder die Bratwürste ?
Die Ausstellung gibt also ein Bild von der Vielfalt Frankens mit sehr sehenswerten einmaligen Museumsobjekten ab, was vor allem Neubürgern oder Oberbayern und Preußen weniger bekannt sein dürfte als uns.
Danach stieß Ursel Zölch, eine geborene Hersbruckerin, die nun in Ansbach lebt zu der Gruppe und führte sie zur Residenz, wo im Untergeschoss des stattlichen barocken Gebäudes noch die gotische Halle mit dem Kreuzrippengewölbe aus dem 16. Jahrhundert erhalten ist. In zahlreichen Vitrinen sind hier die einmaligen Fayencen und seltenen Porzellane der Ansbacher Manufaktur zu sehen.
Über die Reitbahn gelangte man zur riesigen Gumbertuskirche, die aus dem frühen Benediktinerkloster des 8. Jahrhunderts entstand. Der Chor der Kirche ist gotisch erhalten, weist spätromanische Bauteile auf und ist als die berühmte Schwanenritterkapelle mit in die Landesausstellung einbezogen.
Die Flügelbilder des Marienaltars, 1484 errichtet, erinnern an die Bilder unseres Hersbrucker Altars in der Stadtkirche, der ja auch um diese Zeit geschaffen wurde.
Nach so viel Kunst war man durstig geworden und kehrte in einem Café mitten in der Altstadt ein, um das rege Leben in der Stadt zu genießen und sich bei Eis oder Kaffee zu entspannen. Durch die mit aufgespannten Schirmen geschmückten Altstadtgassen der schön renovierten Stadt, ging es dann über die Promenade zum Bahnhof zurück.
Reichenschwand,
05. 09. 2022 Helmut Süß