Angeführt von Geologin Angela Wirsing (im grünen Anorak) marschierte
die Gruppe oberhalb des Eichenhains mit Blick auf den Michelsberg die
Wiese hinauf
HERSBRUCK
– Sie kennen wohl nicht mehr viele: die einstige Lehmgrube in
Hersbruck. Dabei gibt es dort allerhand Interessantes zu entdecken.
Daher hatten die Hersbrucker
Altstadtfreunde zu einem Rundgang eingeladen. Vorsitzender
Georg Hutzler hatte die Exkursion
mit der Geologin Angela Wirsing
vorbereitet und begrüßte die erwartungsfreudigen Teilnehmer.
Wirsing ging auf die Örtlichkeit
ein, indem sie Flurnamen wie „in
der Küche“ oder“ Bärnwinkel“ erwähnte und erklärte. Der Boden
bestimme ja den Bewuchs und regle die Feuchtigkeit. So sei Ton- oder
Lehmboden wasserundurchlässig,
erklärte Wirsing. Hier ging sie auf
das Klima und die jüngste Hochwasserkatastrophe ein und meinte, dass
die Trockenheit in den Böden trotz der jüngsten Regenfälle
noch zu groß sei und der Grundwasserspiegel sich keinesfalls
schon wieder auf dem normalen
Stand befinde. Sie meinte, eine
echte Naturkatastrophe wäre
eigentlich nur ein Meteoriteneinschlag.
Die Mächtigkeit der Tonschichten hängt von der Zeitdauer der
Ablagerung ab. So entstand unser
Gebiet durch das Jurameer, das
sich hier vor rund 180 Millionen
Jahren befand: Zwischen den großen Schichten des schwarzen,
braunen und weißen Juras hatten
sich in Binnensenken feine karbonatfreie Stäube und Erden abgelagert,
die feinsandigen tonigen Schluff bilden und wasserundurchlässig sind,
so dass zwischen
diesen Schichten ein Quellhorizont entsteht.
Die Gruppe ging über den Bärnwinkel zur Fichtachstraße und am
Südrand des ehemaligen Eichenhains entlang. Ein kleiner Wasserlauf schwemmt hier feinen hellen
Sand heran, der abgelagert wird.
Dies sei Flugsand, der vor Jahrmillionen angeweht und sich über
der Lehmschicht abgelagert habe.
Öde am Schutt
Es ging auf der Südseite der Firmen Dauphin, ehemaliger Tankbau Raum
und AOK-Bildungszentrum vorbei und nach Süden leicht
bergauf. Im Westen das Dorf Weiher, dann der Weiherbach, der sich
tief eingegraben hat, und im Süden der Wald, der zum Teil einen
schlechten Baumbestand hat. Dies
komme sicher von der ehemaligen Schuttablagerung in den 60er
Jahren, in denen die Pflanzen nicht
die besten Bedingungen gefunden
hatten, mutmaßte Wirsing.
Fachausdrücke wie Posidonienschiefer, der zur obersten Liasschicht zählt, Amaltheenton, der
nach der Ammonitengattung
Amaltheus benannt wurde, die als
Leitfossil hier charakteristisch ist,
Numismalismergel und Opalinuston erklärte sie anschaulich. Die
Referentin verwies hier vor allem
auf den Umweltatlas Bayern. Hier
kann im Internet jeder die digitale
geologische Karte im Maßstab 1:
25 000 herunterladen und sich genau den Untergrund der Orte, die
ihn interessieren, betrachten, ohne mit der Schaufel aufzugraben.
Mit der Maus könne man die Ansicht vergrößern, und wenn man
auf die sandfarbige Fläche klicke,
erscheine eine Kurzinfo, die dieses Gelände als „Flussablagerung“
bezeichne oder die graue Fläche als
Schwarzjura Delta. Mittendrin in
diesem Gebiet ist ein blauer Kreis,
der kein See ist, sondern eine
künstliche Ablagerung, also der
ehemalige Hersbrucker Schuttplatz.
Vom Waldrand aus schweifte der
Blick über das weite Pegnitztal zum
Michelsberg, in dem sich ähnliche
Tonschichten befinden, bis zum
Hohenstein.
Mit dem Bahnbau 1859 war es nun
möglich, diese Tonvorkommen
auszubeuten, ging es geschichtlich weiter. Einer der Ersten, die
dies erkannten, war der Bleistiftfabrikant Lothar Faber, der hier
1862 eine Ziegelei errichtete. Vermutlich hat er sich für Ton deshalb interessiert, weil Tonpulver
dem Graphit beigemischt wurde,
um so die Härtegrade des Bleistifts zu verändern, erzählte die
Referentin. Seine Fabrik am Fuße
des Fichtachs erzeugte bereits 1864
rund 1,5 Millionen Backsteine, 1865
sogar 2,7 Millionen Ziegelsteine.
Warum pappt`s? Es war
angenehm, am Waldrand
in der wärmenden Sonne zu stehen und die Erläuterungen anzuhören, die
mit der Frage endeten, was nun der Unterschied zwischen Lehm und
Lebberi, pichen
und pappen sei.
Der Gang durch den Wald zeigte es: Die dünne Oberschicht des
Weges war gefroren, doch dort, wo
der Weg durch die großen Fahrzeuge der Waldarbeiter stärker
aufgewühlt worden war, sank man
bis zum Knöchel ein und blieb
förmlich pappen. Doch alle arbeiteten sich weiter vor, bisman an die
Stelle der ehemaligen Lehmgrube
kam: ein großes Loch, das in der
Mitte bis zur Erdoberfläche aufgefüllt war. Am Südrand hatte sich
ein kleiner vermooster Weiher gebildet und überall waren in den
vergangenen 50 Jahren Bäume
aufgegangen und groß geworden.
So hat die Natur diesen Eingriff in
die Oberfläche wieder zurückerobert.
Auf dem Feldweg ging es zur
Leutenbachstraße. Dort genoss die
Gruppe noch einmal den Blick auf
die Ostbahn, nach Hohenstadt und
auf das östlich gelegene Dorf Ellenbach, das sich an das
„Himmelreich anschmiegt, und bald waren alle wieder an der
Seidelbaststraße. Der Dreck von den Schuhen war abgefallen, und nach
den
letzten Erläuterungen der Geologin dankte Georg Hutzler der Referentin, überreichte ihr den Jubiläumskalender und beschloss
unter Applaus die Exkursion zu
„Lamma“ und „Lebberi“, die den
Teilnehmern wieder ein Stück der
reichen Geschichte Herbrucks nähergebracht hatte.
HELMUT SÜSS
Ergänzungen von Schorsch, Organisator der Exkursion
nachfolgendes Bild, der Ziegeleiweg, Ausschnitt vom Urkataster zeigt
den Zuweg von der Lehmgrube zur Produktionsstätte. Auch die damalige
Bezeichnung Schuttweg, heute Rosengasse, führte zur Lehmgrube, aber
dann schon als Ablagerungsstätte für Schutt, welche bis in die 70er
Jahre befahren wurde.
Fotogalerie
1,
2,
3,