HZ Logo                                                                                                HZ v. 04.02.2020

Besuch der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg


Die Altstadtfreunde Hersbruck besuchen die NHG in Nürnberg.  Viel Zuspruch fand bisher das Jahresprogramm der Hersbrucker Altstadtfreunde zum Thema Kelten. Hierzu besuchten zahlreiche Mitglieder und Interessente Anfang März die Ausstellung in der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg, wo die vorgeschichtlichen Funde aus unserer Gegend verwahrt und ausgestellt sind.
Die Vorgeschichte beschäftigt sich mit Funden menschlicher Besiedlung vor dem Einsetzen der Geschichtsschreibung. Somit erhält man einen Einblick in die Wirtschaft und die sozialen Organisationsformen der frühen Menschheit und kann Kunst, Brauchtum und Religion dieser Völker ergründen. Während in der Altsteinzeit nur wenige Werkzeuge und Waffen gefunden werden, sind es in der Jungsteinzeit schon mehrere Gebrauchsgegenstände, die der Mensch als Hirte und Bauer entwickelte. Besonders interessant sind die Funde aus der Bronzezeit und der Eisenzeit bis zum Ende der keltischen Welt mit Eintreffen der Römer nördlich der Alpen um die Zeitenwende.
Norbert Graf, der Obmann der Abteilung Vorgeschichte empfing die Besucher und führte sie in die Geschichte der NHG ein, die heute 12 Abteilungen wie Geologie, Höhenkunde, Völkerkunde und Botanik u.a. hat. Sie hat den ersten Dinosaurierfund in Deutschland gemacht und den größten Eisenmeteorit in ihrer Ausstellung. Die Gesellschaft wurde 1801 gegründet und einer ihrer  Gründungsmitglieder war der Artelshofer Pfarrersohn und Arzt Johann Karl Osterhausen (1765 -1839), dessen Bruder Johann Jakob Gottlieb ab 1806 Pfarrer in Hersbruck an der Stadtkirche war. Man traf sich in Nürnberg um Mineralien, Pflanzen und Tiere zu besprechen und in einem Naturalienkabinett zu sammeln. Bereits 1840 hatte man 10 000 Insekten- und Pflanzenpräparate zusammengetragen. 1868 kam diese Sammlung Sturm nach München.
1884 erwarb man das Haus zur Blume in der Schildgasse und konnte dort die Sammlungen unterbringen. Ab 1882 hatte die Sektion Vorgeschichte mit Ausgrabungen in der Umgebung von Nürnberg begonnen. Konrad Hörmann grub auf der Houbirg und fand das Bronzeschwert bei Unterkrumbach. Um die Sammlungen und Bilder in Vorträgen vorstellen zu können, erwarb Herr Berolzheimer 1903 das erste Epidiaskop in Bayern für die NHG. Heute hat die NHG über 1600 Mitglieder und hat die Schätze, die früher im Luitpoldhaus ausgestellt waren in die Norishalle am Marientorgraben verlegt.
Norbert Graf hat die neue Ausstellung vor einigen Jahren mit Wissenschaftlern konzipiert und streifte natürlich auch die Steinzeit, als der Mensch von der Hand in den Mund lebte, und mit Pfeil und Bogen hier Elche jagte und das Fleisch in Kochgruben zubereitete. Nach der neolithischen Revolution in Vorderasien kam auch der Anbau von Getreide und die Züchtung von Haustieren zu uns. Tongefäße der Bandkeramiker zeigen neben Werkzeugen und Waffen diese ca. 8 000 Jahre dauernde Zeitepoche. In der Bronzezeit entwickelten sich Hierarchien; man wollte seine Gebiete schützen und hierzu kam es zur Entwicklung von wirksamen Waffen. Die Beile mit den unterschiedlichen Schäftungen wurden in der Urnenfelder immer weiter entwickelt. Menschen gaben Opfergaben; so konnten mehrere kostbare Schwerter bei der Mündung der Naab in die Donau geborgen werden. Das lange Schwert von der Quelle in Unterkrumbach zeigt bereits den Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit an . Neben Bronzehalsringen und Fibeln tauchen auch Bernsteinschmuck, Glasperlen und Goldobjekte auf.
                                                                                    NHG


In der Hallstadtkultur unterscheiden sich die Funde gewaltig, während im Westen von Nürnberg reiche Funde mit viel Gold zu Tage gefördert wurden, waren die Funde in der Oberpfalz und Böhmen wesentlich ärmer. Vielleicht lag es an den Handelsstraßen, die auch damals schon sehr einflussreich waren. Natürlich wurde das berühmte Speikerner Reiterlein ausführlich gewürdigt, wie auch die Sonnenschale. Da die Besucher sehr interessiert waren und auch immer wieder Fragen stellten, so dauerte die Führung länger als geplant. Mit einer Flasche Wein bedankten sich die Altstadtfreunde für die äußerst engagierte Führung. Während Norbert Graf dann zum Arbeitsabend der Sektion schritt, begaben sich die Altstadtfreunde in das nahe gelegene Heilig-Geist-Spital, um dort den Abend bei gutem Essen und Trinken und netten Gesprächen ausklingen zu lassen.

Reichenschwand, 25.03.2020 Helmut Süß