Einen
besonderen Abend erlebten die Hersbrucker Altstadtfreunde im Dezember
2019 im Stadtcafe - sozusagen eine Premiere. Ein ca. 80 jähriger
Hopfenbauer erzählte vom Anbau des grünen Goldes in den 50iger Jahren.
Georg Hutzler hatte das Interview aufgezeichnet und durch einige wenige
Fragen den Mann zum Sprechen gebracht. Dieser berichtete nun aus einer
Zeit, als der Zentner Hopfen bis zu 1 000.- DM kostete und die große
Zeit der Hopfenhändler war. Im Krieg war ja der Hopfenanbau für die
Erzeugung von Getreide und Kartoffeln zurückgedrängt worden. So war es
verständlich, dass die Nachfrage groß war und nach 1948 die ersten
Bauern neue Felder anlegten. Doch im ersten Jahr gibt es von der jungen
Pflanze noch keine Ernte. Die Händler in Hersbruck und Umgebung stiegen
in das Geschäft ein und kauften Hopfen auf und warteten den Preisanstieg
ab. Bis aus der Hallertau kam der Hopfen. Die zentnerschweren Säcke
kamen mit der Eisenbahn und wurden auch manchmal am Bahnhof Hohenstadt
abgeladen. Wenn Sie zum Schnaittacher Hopfenhändler transportiert
wurden, durfte man die Anhänger nicht so hoch beladen, damit sie durch
die Bahnunterführung bei Speikern durchpassten. Das erste Mal hatte man
das nicht berücksichtigt und so überlegte man, ob man umladen soll oder
nicht. Doch man entschied sich dafür, den Umweg über die Unterführung
bei der FAUN zu machen. Natürlich wurde bei diesen Fahrten dann auch
tüchtig eingekehrt, vor allem beim Planken in Altensittenbach. Der
Hopfen für Japan musste in die Ballots so stark eingepreßt werden, dass
sogar die Hopfenpresse kaputt ging. In den Dörfern gab es viele Frauen,
die aus den großen Blahen Säcke nähten, anfangs kamen sogar Henkel mit
dran, um sie leichter transportieren zu können. In den 60iger Jahren
kamen dann die Plastiksäcke auf, die viereckig waren und verklebt
wurden. Natürlich musste der Hopfen zuerst richtig getrocknet werden.
Anfangs kam er in Horden auf den Dachboden, wo die Hopfenläden geöffnet
wurden, um die warme Herbstluft reinzulassen. Häufig kam er auch in die
Hopfendarren, wo er auch gleich geschwefelt wurde. So wurden aus ca. 4
Zentner grünem Hopfen nur noch 1 Zentner getrockneter Hopfen, der
allerdings nicht unendlich lange gelagert werden konnte. Gefragt waren
nur die weiblichen Dolden, zwischen deren Schuppenblättern sich das
bitterstoffreiche goldgelbe Lupulin befand.
Der Referent berichtete in
seinem unverfälschten heimischen Dialekt auch von der Entwicklung, die
über Hopfenpellets bis zu Lupulin in Dosen ging. Er ging auf das
lukrative Geschäft mit den amerikanischen Großbrauereien ein,
schilderte das Siegeln des Hopfens in der Hopfenhalle und die Versuche
mancher Bauern, durch Manipulationen einen etwas höheren Preis
herauszuschlagen. Hopfenaufkäufer kamen zu den Bauern, man schloss nach
langem Zögern Vorverträge ab und wartete oft sehnsüchtig auf das Geld.
Wenn in der Siegelhalle die blauweiße Schnur durch die Naht des
verschlossenen Hopfensackes durchgezogen und verblombt wurde und der
heiße Siegellack mit dem Messingstempel aufgebracht worden war, wurde
die Urkunde über Herkunft und Gewicht ausgestellt und dann kam der
Hersbrucker Aromahopfen als Deutscher Siegelhopfen in alle Welt."Dös
hobbe eich dazühln wollen", so schloss der Referent, nach nahezu zwei
Stunden. Dieses Interview wird einmal ein einzigartiges Zeugnis
des Hersbrucker Hopfenbaus sein, wenn niemand mehr da ist, der vom
einstigen Hopfenbau etwas weiß. Nach dem lange anhaltenden Applaus
wurde kurz das Jahresprogramm für 2020 vorgestellt und inzwischen
hatte Peter Laubis seine Säge und den Geigenbogen ausgepackt und
begleitete zum Abschluss die Stücke "Plaisir d`amoure" und von Elvis "
Love me tender"; ein wahrer Ohrenschmaus, der viel Beifall erhielt.
Reichenschwand, 16.12.2019 Helmut Süß