HZ Logo                                                                                                                HZ vom 28./29. Dez. 2019
                                     
Eine Zeitreise zum grünen Gold

Hersbrucker Altstadtfreunde widmeten sich an ihrem Jahresabschlussabend spannenden Geschichten rund um den Hopfen



Einen besonderen Abend erlebten die Hersbrucker Altstadtfreunde im Dezember 2019 im Stadtcafe - sozusagen eine Premiere. Ein ca. 80 jähriger Hopfenbauer erzählte vom Anbau des grünen Goldes in den 50iger Jahren. Georg Hutzler hatte das Interview aufgezeichnet und durch einige wenige Fragen den Mann zum Sprechen gebracht. Dieser berichtete nun aus einer Zeit, als der Zentner Hopfen bis zu 1 000.- DM kostete und die große Zeit der Hopfenhändler war. Im Krieg war ja der Hopfenanbau für die Erzeugung von Getreide und Kartoffeln zurückgedrängt worden. So war es verständlich, dass die Nachfrage groß war und nach 1948 die ersten Bauern neue Felder anlegten. Doch im ersten Jahr gibt es von der jungen Pflanze noch keine Ernte. Die Händler in Hersbruck und Umgebung stiegen in das Geschäft ein und kauften Hopfen auf und warteten den Preisanstieg ab. Bis aus der Hallertau kam der Hopfen. Die zentnerschweren Säcke kamen mit der Eisenbahn und wurden auch manchmal am Bahnhof Hohenstadt abgeladen. Wenn Sie zum Schnaittacher Hopfenhändler transportiert wurden, durfte man die Anhänger nicht so hoch beladen, damit sie durch die Bahnunterführung bei Speikern durchpassten. Das erste Mal hatte man das nicht berücksichtigt und so überlegte man, ob man umladen soll oder nicht. Doch man entschied sich dafür, den Umweg über die Unterführung bei der FAUN zu machen. Natürlich wurde bei diesen Fahrten dann auch tüchtig eingekehrt, vor allem beim Planken in Altensittenbach. Der Hopfen für Japan musste in die Ballots so stark eingepreßt werden, dass sogar die Hopfenpresse kaputt ging. In den Dörfern gab es viele Frauen, die aus den großen Blahen Säcke nähten, anfangs kamen sogar Henkel mit dran, um sie leichter transportieren zu können. In den 60iger Jahren kamen dann die Plastiksäcke auf, die viereckig waren und verklebt wurden. Natürlich musste der Hopfen zuerst richtig getrocknet werden. Anfangs kam er in Horden auf den Dachboden, wo die Hopfenläden geöffnet wurden, um die warme Herbstluft reinzulassen. Häufig kam er auch in die Hopfendarren, wo er auch gleich geschwefelt wurde. So wurden aus ca. 4 Zentner grünem Hopfen nur noch 1 Zentner getrockneter Hopfen, der allerdings nicht unendlich lange gelagert werden konnte. Gefragt waren nur die weiblichen Dolden, zwischen deren Schuppenblättern sich das bitterstoffreiche goldgelbe Lupulin befand.

Hopfenblodn in der Stubm

Der Referent berichtete in seinem unverfälschten heimischen Dialekt auch von der Entwicklung, die über Hopfenpellets bis zu Lupulin in Dosen ging. Er ging auf das lukrative Geschäft mit den amerikanischen Großbrauereien ein, schilderte das Siegeln des Hopfens in der Hopfenhalle und die Versuche mancher Bauern, durch Manipulationen einen etwas höheren Preis herauszuschlagen. Hopfenaufkäufer kamen zu den Bauern, man schloss nach langem Zögern Vorverträge ab und wartete oft sehnsüchtig auf das Geld. Wenn in der Siegelhalle die blauweiße Schnur durch die Naht des verschlossenen Hopfensackes durchgezogen und verblombt wurde und der heiße Siegellack mit dem Messingstempel aufgebracht worden war, wurde die Urkunde über Herkunft und Gewicht ausgestellt und dann kam der Hersbrucker Aromahopfen als Deutscher Siegelhopfen in alle Welt."Dös hobbe eich dazühln wollen", so schloss der Referent, nach nahezu zwei Stunden. Dieses Interview wird einmal ein einzigartiges Zeugnis des Hersbrucker Hopfenbaus sein, wenn niemand mehr da ist, der vom einstigen Hopfenbau etwas weiß. Nach dem lange anhaltenden Applaus wurde kurz das Jahresprogramm für 2020 vorgestellt und inzwischen hatte Peter Laubis seine Säge und den Geigenbogen ausgepackt und begleitete zum Abschluss die Stücke "Plaisir d`amoure" und von Elvis " Love me tender"; ein wahrer Ohrenschmaus, der viel Beifall erhielt.

Peter Laubis  


 Reichenschwand, 16.12.2019 Helmut Süß