Die Hersbrucker
Altstadtfreunde in Artelshofen Zu einer Besichtigung der Mühle von
Artelshofen traf sich eine Gruppe interessierter Altstadtfreunde vor Ort.
Herr
Wolfram Hanrieder hatte sich bereit erklärt, den Vereinsmitgliedern
einen Einblick in sein Wasserkraftwerk zu verschaffen, um hier aus
erster Quelle gerade zur Zeit der Klimadiskussion die Bedeutung der
Wasserkraft zu erfahren und natürlich einen weiteren Einblick in das
Wirken unserer Pegnitz zu bekommen.
Gleich
nach der Begrüßung durch Vorstand Georg Hutzler wies Herr Hanrieder auf
die Bedeutung des Flusses, die Schaffung der Nürnberger Rannaleitung um
die Jahrhundertwende, die Versorgung eines Wochenendhauses mit einem
Widder und die archäologischen Funde hin, die Artelshofen ziemlich
bekannt machten. Die Mühle hier an der Pegnitz ist uralt, vermutlich
über 1 000 Jahre und könnte die Urzelle des Ortes gewesen sein.
Urkundlich ist die Mühle im bayerischen Salbuch um 1275 erstmals
erwähnt. Seine Familie ist nun seit über 400 Jahren hier ansässig.
Daher lebt er für das Werk und hat auch interessante Stücke von anderen
Mühlen und Turbinen gesammelt, die er kurz erläuterte.
Die
Mühle war einst eine Getreidemahlmühle; vor über 150 Jahren wurde eine
Stampfmühle für Leinöl hinzugefügt, da das Öl damals für die
Beleuchtung (Ölfunzeln) wichtig war. 1840 kam noch ein zusätzliches
Wasserrad für eine Schneid- und Sägemühle dazu. 1899 kam dann ein
Generator dazu, der elektrischen Strom erzeugte, anfangs für die
Müllerfamilie, dann für weitere Anwesen in der Ortschaft. 1922 wurden
die Wasserräder abgebaut und die Pegnitz-Elektrizitätswerke errichteten
statt der Radstube ein Turbinenhaus. 1924 bzw. 1934 wurden das
Elektrizitätswerk vom Fränkischen Überlandwerk übernommen und der Strom
ins Netz eingespeist. 1961 wurde eine neue Kaplan-Turbine eingebaut und
somit die Leistung gesteigert. Danach hat die Familie Hanrieder das
Werk übernommen.

Erna,
Dieter, Schorsch, Sophie, Wolfram, Klaus,
Horst
Fischpass
Die
Leistungsfähigkeit dieses Werkes wird ersichtlich, wenn man weiß, dass
damals in jeder Sekunde 4 300 l Wasser die Schaufelräder der Turbinen
drehten. Heute sind es leider nur noch um 3 000 l/sec. Dies hängt
einmal mit den trockenen Sommern zusammen, aber auch durch die
Wasserentnahme, besonders im Quellgebiet der Pegnitz bei Ranna. Da
dieses Wasser hauptsächlich als Brauchwasser in Nürnberg für Fabriken
verwendet wird, so stellte er die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre,
Brauchwasser dort vor Ort aus der Pegnitz zu nehmen und das kostbare
und saubere Wasser aus Ranna nur als Trinkwasser zu verwenden.
Jedenfalls
könnte die Kaplanturbine 63 KWh Strom liefern, wenn genügend Wasser
vorhanden wäre. Dieser Strom wäre deshalb besonders günstig, da keine
weiten Transporte erforderlich sind, und somit keine hohen Netzkosten
entstehen. Die Strommenge hängt vor allem von der Wassermenge und der
Fallhöhe ab. Heute wird versucht, die Erzeugung von Strom durch Solar-,
Windkraft- und Wasserkraftwerke mit dem Stromverbrauch so zu steuern,
dass besonders große Stromabnehmer wie Eisengießereien nur dann
zugeschaltet werden, wenn genügend Strom vorhanden ist.
Wichtig
ist auch die Erhaltung des Flusses für die Tierwelt. So wurde eine
Fischtreppe eingebaut, in der sogar das äußerst seltene Neunauge
gesichtet wurde. Da auch die seltene Wasserspitzmaus dort lebt, so
wurde der Teil der Pegnitz zur FFH-Zone erklärt. Natürlich kommt auch
die Biomasse, die vor der Turbine im Rechen aus dem Fluss entfernt
werden muss, wieder in den Kreislauf zurück. Gerade jetzt im Herbst hat
die automatische Anlage mit dem großen Anfall von Laub viel zu tun.
Nach
der Besichtigung der Wasserkraftanlage mit der rotierenden Turbine
bedankte sich Vorsitzender Georg Hutzler für die detailreiche und
interessante Führung und man ließ den Abend in der nahen Gastwirtschaft
"Zum Pechwirt" ausklingen.
Reichenschwand, 2. 11. 2019 Helmut Süß