Wo Wasser Leben schafft oder
Mühle in Artelshofen - von einst bis jetzt


Altstadtfreunde liesen sich inspirieren über die vielseitige Geschichte der Mühle     HZ v. 09.11.2019

Die Hersbrucker Altstadtfreunde in Artelshofen Zu einer Besichtigung der Mühle von Artelshofen traf sich eine Gruppe interessierter Altstadtfreunde vor Ort.
Herr Wolfram Hanrieder hatte sich bereit erklärt, den Vereinsmitgliedern einen Einblick in sein Wasserkraftwerk zu verschaffen, um hier aus erster Quelle gerade zur Zeit der Klimadiskussion die Bedeutung der Wasserkraft zu erfahren und natürlich einen weiteren Einblick in das Wirken unserer Pegnitz zu bekommen.
Gleich nach der Begrüßung durch Vorstand Georg Hutzler wies Herr Hanrieder auf die Bedeutung des Flusses, die Schaffung der Nürnberger Rannaleitung um die Jahrhundertwende, die Versorgung eines Wochenendhauses mit einem Widder und die archäologischen Funde hin, die Artelshofen ziemlich bekannt machten. Die Mühle hier an der Pegnitz ist uralt, vermutlich über 1 000 Jahre und könnte die Urzelle des Ortes gewesen sein. Urkundlich ist die Mühle im bayerischen Salbuch um 1275 erstmals erwähnt. Seine Familie ist nun seit über 400 Jahren hier ansässig. Daher lebt er für das Werk und hat auch interessante Stücke von anderen Mühlen und Turbinen gesammelt, die er kurz erläuterte.
Die Mühle war einst eine Getreidemahlmühle; vor über 150 Jahren wurde eine Stampfmühle für Leinöl hinzugefügt, da das Öl damals für die Beleuchtung (Ölfunzeln) wichtig war. 1840 kam noch ein zusätzliches Wasserrad für eine Schneid- und Sägemühle dazu. 1899 kam dann ein Generator dazu, der elektrischen Strom erzeugte, anfangs für die Müllerfamilie, dann für weitere Anwesen in der Ortschaft. 1922 wurden die Wasserräder abgebaut und die Pegnitz-Elektrizitätswerke errichteten statt der Radstube ein Turbinenhaus. 1924 bzw. 1934 wurden das Elektrizitätswerk vom Fränkischen Überlandwerk übernommen und der Strom ins Netz eingespeist. 1961 wurde eine neue Kaplan-Turbine eingebaut und somit die Leistung gesteigert. Danach hat die Familie Hanrieder das Werk übernommen.

Artelshofen Hanrieder  Artelshofen Hanrieder
Erna, Dieter, Schorsch, Sophie, Wolfram, Klaus, Horst                                 Fischpass

Die Leistungsfähigkeit dieses Werkes wird ersichtlich, wenn man weiß, dass damals in jeder Sekunde 4 300 l Wasser die Schaufelräder der Turbinen drehten. Heute sind es leider nur noch um 3 000 l/sec. Dies hängt einmal mit den trockenen Sommern zusammen, aber auch durch die Wasserentnahme, besonders im Quellgebiet der Pegnitz bei Ranna. Da dieses Wasser hauptsächlich als Brauchwasser in Nürnberg für Fabriken verwendet wird, so stellte er die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, Brauchwasser dort vor Ort aus der Pegnitz zu nehmen und das kostbare und saubere Wasser aus Ranna nur als Trinkwasser zu verwenden.
Jedenfalls könnte die Kaplanturbine 63 KWh Strom liefern, wenn genügend Wasser vorhanden wäre. Dieser Strom wäre deshalb besonders günstig, da keine weiten Transporte erforderlich sind, und somit keine hohen Netzkosten entstehen. Die Strommenge hängt vor allem von der Wassermenge und der Fallhöhe ab. Heute wird versucht, die Erzeugung von Strom durch Solar-, Windkraft- und Wasserkraftwerke mit dem Stromverbrauch so zu steuern, dass besonders große Stromabnehmer wie Eisengießereien nur dann zugeschaltet werden, wenn genügend Strom vorhanden ist.
Wichtig ist auch die Erhaltung des Flusses für die Tierwelt. So wurde eine Fischtreppe eingebaut, in der sogar das äußerst seltene Neunauge gesichtet wurde. Da auch die seltene Wasserspitzmaus dort lebt, so wurde der Teil der Pegnitz zur FFH-Zone erklärt. Natürlich kommt auch die Biomasse, die vor der Turbine im Rechen aus dem Fluss entfernt werden muss, wieder in den Kreislauf zurück. Gerade jetzt im Herbst hat die automatische Anlage mit dem großen Anfall von Laub viel zu tun.
Nach der Besichtigung der Wasserkraftanlage mit der rotierenden Turbine bedankte sich Vorsitzender Georg Hutzler für die detailreiche und interessante Führung und man ließ den Abend in der nahen Gastwirtschaft "Zum Pechwirt" ausklingen.

Reichenschwand, 2. 11. 2019 Helmut Süß