Geschichtsunterricht auf der Weinfahrt

Hersbrucker Altstadtfreunde erfuhren auf ihrem Ausflug viel über den Bau des Mainkanals

HZ 18.Oktober 2019 Seite 12

Dettelbach am Main - Bei strahlenden Sonnenschein brachte der Bus die erwartungsfrohen Hersbrucker Altstadtfreunde nach Dettelbach am Main. Hier ging es an der romantischen Stadtmauer entlang den Berg hinauf und durch die Weinberge nach Neuses am Berg, wo der Busfahrer die enge Ortsdurchfahrt mit Bravour nahm und die Gruppe direkt vor dem Weinbauernhof Düll aussteigen konnte. Wolfgang Schramm hatte schon alles vorbereitet und zeigte wunderschöne  alte Ansichtskarten von dere Gegend um Sommerach und Nordheim. Somit stimmte er auf seinen Vortrag über den Bau des Mainkanals ein.
Mainschleife als Hindernis - Bereits König Ludwig I. hatte den Main hier ausbauen lassen, um die Treidelschifffahrt zu verbessern. So wurden an flachen Uferstellen Buhnenfelder angelegt, um das Flussbett zu verengen und die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen. Doch die Mainschleife bei Volkach blieb ein Hindernis.
Man versuchte den Transport mit der Kettenschifffahrt, an der sich die Dampfschiffe hochziehen konnten. Damals war besonders im Frühjahr die Flößerei noch sehr im Schwung. Nach der Kettenschifffahrt kam ab 1935 der Schaufelraddampfer auf, der mehrere Lastkähne schleppte, bis dann die Selbstfahrer kamen. Im 19. Jahrhundert konnte ein Kahn gute 500 Tonnen transportieren, heute können mit den 110 Meter langen und elf Meter breiten Großmotorschiffen 2300 Tonnen transportiert werden. Während die Flöße mittlerweile verschwunden sind, so tauchen nun vermehrt Hotelschiffe auf, die zur Flusskreuzfahrt von Holland nach Ungarn einladen. Alleine 70 solcher Schiffe halten jährlich in Volkach.
Aufwendiger Kanalbau - Schon ab 1903 trug man sich mit dem Gedanken, an der engsten Stelle bei der Vogelsburg eine 315 Meter langen Tunnel zu graben, um die Schleife abzukürzen, auch ein Stichgraben von Untereisenheim nach Escherndorf wurde geplant, doch beides scheiterte an den geologischen Verhältnissen. So wurde 1957 der Mainkanal von Volkach nach Gerlachshausen errichtet, der durch die Schleusen auch Hochwasserstände regulieren konnte.
Der Bau des zirka sechs Kilometer langen, 25 bis 30 Meter breiten und sieben Meter tiefen Kanalbettes erfolgte mit Dampfbaggern. Feldbahnen brachten die Loren mit dem Abraum zur Hallburg, wo die  3,5 Millionen  Tonnen Erde und Muschelkalk 35 Meter hoch aufgeschüttet wurden. Jetzt konnten die Schiffe durchfahren und durch den Kanal war nun eine Insel entstanden, auf der Obst und vor allem Wein angebaut wird; darum nannte man die Insel Weininsel. Sie wird durch die berühmten Weinorte Volkach, Nordheim und Sommerach begrenzt.

Hallburg

Nach dem Mittagessen fuhr der Bus zur Hallburg, und die Wanderer erklommen den Panoramaaussichtspunkt, der sich durch die abgeernteten Weinberge sanft emporzog. Heute geben durchwegs moderne Drahtanlagen dem Weinstock den nötigen Halt, während dafür vor dem Krieg noch Pfosten, sogenannte Stichel hergenommen wurden. Die Fotos zeigten Freuen mit Kofptüchern bei der Arbeit, die mit Butten die Trauben zum Transportfass trugen. Heute schütteln Vollernter die Beeren vom Stock.
Bei einer Tasse Kaffee konnte man die herbstliche Sonne genießen. Anschließend ging es nach Nordheim. Während eineige noch einen Spaziergang durch den romantischen Ort mit seiner modernen Vinothek machten, genossen die anderen als Dämmerschoppen das Nordheimer Vögelein.