Wirtschaften einst und jetzt Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen elnen besonderen Spaziergang durch dle Altstadt ![]() In der Martin Luther Straße 3 erzählte Franz Schmidt etwas über das einstige Gasthaus zur Stadtwaage. Fotos: privat
HERSBRUCK - Bei einem Spaziergang durch die Altstadt hat
Stadtführer Horst Piesche Hersbrucker Altstadtfreunden die ehemaligen Wirtshäuser in Hersbruck
gezeigt. Die Tour wurde auf den
Unteren Markt, die Martin Luther
Straße und die Prager Straße beschränkt.
Der Stadtführer
erläuterte zuerst Begriffe wie Schild- und Taferngerechtigkeit und ging
auf die
Herbergen der wandernden Gesellen ein, die je nach Beruf in einem
anderen Gasthaus unterkamen. Hersbruck hatte zudem mehrere Brauhäuser.
Die Wirte brauten früher ihr Bier selbst, das sie
in Bergkellern lagerten.
Eines der alten Gasthäuser war jahrhundertelang im Anwesen Unterer Markt 9 beheimatet. Es war die Gastwirtschaft "Zum wilden Mann". Die Wirtschaftsgerechtigkeit wurde 1794 verkauft und von Andreas Schmied in die Amberger Straße 24 (ehemaliges Hotel zur Post) übertragen. Die schmucken Türflugel blieben aber noch lange hier, bis sie vom Hersbrucker Hirtenmuseum erworben und am Gebäude Eisenhüttlein 7 angebracht wurden. Das Haus am Unteren Markt ist heute wieder eine Gaststätte, das "Zentral“. Unweit in der Martin Luther Straße 3 befand sich einst das Gasthaus zur Stadtwaage. Franz Schmidt zeigte historische Fotos aus der Zeit, als seine Großeltern diese Gaststätte betrieben. Hier waren zahlreiche Stammtische zu Hause und mancher Kartler unterbrach sein Spiel, um sich an der Stadtwurst zu starken. Auch der große Hof konnte besichtigt werden. Der ehemalige Hausherr erzählte viele Details aus der Häusergeschichte. Das Gasthaus hatte seinen Namen von der Stadtwaage, die sich einst vor dem Haus Nr. 2 befand. Hier konnten ganze Fuhrwerke gewogen werden. In Blickrichtung war einst der Pfälzer Hof, heute Pizzeria Francesco, Martin Luther Straße 12. In der einstigen Probstwohnung des Klosters Bergen mit dem großen Hinterhof war im 20. Jahrhundert die Wirtschaft eingerichtet worden, die besonders Oberpfälzer anzog, die hier in der Stadt zu tun hatten. Auch sie war in der Nachkriegszeit durch ihre saftige Stadtwurst bekannt. Schrag gegenüber befindet sich das Gasthaus zur Goldenen Krone mit dem schönen Fachwerk in der Kugelgasse und dem schmiedeeisernen Ausleger. Auf der anderen Seite das Café Bauer, die einstige Gaststätte "Zum schwarzen Baren“, die auch den Namen "Blauer Stern“ getragen haben soll. Interessant ist der geschwungene Westgiebel an dem stattlichen Jugendstilgebäude von 1909. An Stelle der Raiffeisenbank befand sich im Haus Nr. 20 in der Nachkriegszeit die Taxizentrale von Hersbruck, die Mietautofirma Theodor und Betty Küchle. Hier wurde das Hotel Frankenhof in den 60er Jahren mit seiner großen Kegelbahn eingerichtet. Es bestand aber nur kurze Zeit. Kurz vor dem Krieg konnte im Haus Nr. 26 die Gastwirtschaft "Zum schwarzen Adler“ eingerichtet werden, die vor allem durch ihre Karpfen bekannt wurde. Eine ehemalige Anwohnerin berichtete von dem Fischkasten in der Pegnitz, wo die Oberpfalzer Karpfen gewässert und lebendig aufbewahrt wurden, bis Wirt Josef Strohl mit dem Kascher kam. Besonderes Interesse fand auch die Wolfsschlucht, die sich in einem historischen Haus von 1598 befindet, das jahrhundertelang von Gerbern bewohnt und in den vergangenen Jahren renoviert wurde. Trommel am Haus In der Prager Straße 3 war das stättliche Sandsteinhaus mit der Nr. 20 das nachste Ziel, dessen Hauszeichen eine Trommel ist. Der Trommelwirt war der Nachfolger der einstigen Wirte, die die Gastgerechtigkeit hier uber 100 Jahre im Gasthaus "Zum weißen Rösslein“ ausübten. Vorbei am Stadtcafé, das als Café Eichenmuller be kannt war, aber als Kinky in die Nachkriegsgeschichte einging, kam man zur Nr. 14, der ehemaligen Gengschen Fischküche. Ihr Wirt, der unter dem Namen Griesen Friedel bekannt war, hatte eine direkte Art. Als an einem Sonntag Gäste hier essen wollten beschied er diese mit dem Satz "Heut gibt’s nichts, heut wird gebadet. ![]() Auch beim ehemaligen Etzelwanger Bräustübel schauten die Altstadtfreunde sozusagen vorbei.
Zum Abschluss der Führung las Piesche aus dem Buch von Eddie Sand vor, was sich einst im Etzelwanger Braustübel, Prager Straße 12, zugetragen hatte, als hier der "Engelbrechts Gorch“, ein stadtbekanntes Original, den Wirt mit seinem bekannten "Oitzat Brouder“ begrüßte. Vorsitzender Georg Hutzler dankte dem Referenten. Im Biergarten wurden noch historische Fotos gezeigt und Zinndeckel von ehemaligen Hersbrucker Wirtschaften angeschaut, aber auch manches alte Brauchtum thema tisiert. So konnte der Wirt bei den Vorläufern der Glaskrüge, den Tonkrügen, nicht erkennen, ob der Gast schon ausgetrunken hatte. In manchen Gegenden wurde der leere Krug umgelegt, in anderen der Zinndeckel offen gelassen. HELMUT SÜSS
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