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Montag, 25. Juni 2018
 

Zu teuer für eine Familie 

Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigten die Schlossanlage Grünsberg bei Altdorf, die heute einer Stiftung gehört



Wassertor
 
  Die Hersbrucker Altstadtfreunde waren begeistert von der idyllischen Schlossanlage Grünsberg.
          
 
GRÜNSBERG - Auf halbem Weg zwischen Altdorf und Burgthann wurde im frühen l3. Jahrhundert auf einem Felssporn, der sich über einer Rhätsandsteinschlucht erhebt, eine Burganlage als Reichsgut errichtet und 1231 der Familie Rindsmaul als Reichslehen verliehen. Das sind die ältesten Zeugnisse der Schlossanlage Grünsberg, der die Altstadtfreunde Hersbruck - von Richard Kraut organisiert - Besuch abstatteten.

Schon nach dem Passieren des äußeren Tors, das von einer mächtigen 400-jahrigen Linde beschattet wird, beeindruckt der Vorhof der Burganlage durch seine leicht asymmetrische Gestaltung. Links liegt das ehemalige Verwalterhaus, das zurzeit wegen Restaurierungsarbeiten nicht zugänglich ist. Auf der rechten Seite befindet sich die sogenannte Burgkapelle, die einen Saal beherbergt, in dem gelegentlich öffentliche Benefizkonzerte stattfinden. Besonders ins Auge fallen die Dachgaube sowie der Glockenturm mit der mustergültig restaurierten Barockuhr, die im Laufe der Zeit mehrmals ihren Standort gewechselt hat.

Am inneren Tor wurde die Gruppe von Rotraut von Stromer-Baumbauer begrüßt, deren Familie während der letzten zweieinhalb Jahrhunderte Besitzerin von Schloss Grünsberg war. Sie machte die Hersbrucker Gruppe zunächst mit der wechselvollen Geschichte der Burg bekannt und erzählte unter anderem, dass der Name Grünsberg sich von dem früheren Namen Grundisperg herleiten lasst, nämlich “der Berg, der sich vom Grunde“ erhebt. Es wird  vermutet, dass an derselben Stelle schon 945 ein Wehrturm gegen die Ungarneinfalle errichtet worden war, was aber nicht eindeutig belegt werden konnte.

Etwa 100 Jahre nach der Ersterwähnung im Jahr 1231, als das Schloss an die Wittelsbacher gekommen war, wurde es dem tapferen Ritter Schweppermann als Belohnung für seine Unterstützung Ludwigs des Bayern bei der berühmten Schlacht von Gammelsdorf gegeben. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg fiel es zusammen mit dem Nürnberger Land an die damals Freie Reichsstadt Nürnberg.

Im 16. Jahrhundert brannte der Palas, der als Fachwerkbau errichtet worden war, vollständig ab und wurde 1561 als Renaissancebau wiedererrichtet. Er beherbergte in der Beletage die Wohnräume, im zweiten Obergeschoss die Repräsentationsräume mit reicher Innenausstattung sowie im Dachgeschoss die Wohnräume des Dienstpersonals.

Der fünf Meter hohe Wehrmauerring aus dem 13./ 14. Jahrhundert, an den verschiedene Nebengebäude, nämlich die Küche, der frühere Bergfried sowie die Remise für Kutschen angebaut sind, verleiht dem gesamten Innenhof eine beeindruckende Geschlossenheit, der mit seinem reichen Blumenschmuck bestens geeignet für Freilichtaufführungen, Konzerte oder Sommerfeste ist.

Wahrend der nächsten zwei Jahrhunderte kam die Burganlage in den Besitz verschiedener Nürnberger Patrizierfamilien, erfuhr mehrere Um- und Anbauten, bis sie 1754 durch Heirat an die Familie Stromer von Reichenbach fiel. Wahrend der Jahre 1909- 12 und 1919-23 wurde sie aufwendig restauriert und schon 1990 waren noch einmal umfängliche Sanierungsarbeiten nötig, die dem Schloss im Wesentlichen sein heutiges Aussehen gaben.

Weil die enormen Kosten der Erhaltung des Areals von einer einzigen Familie nicht mehr aufgebracht werden konnten, wurde das Schloss mit allen Nebengebäuden der “Stromerschen Kulturgut  Denkmal & Natur Stiftung“ übergeben. Durch den ehrenamtlichen Einsatz der Familie Stromer-Baumbauer ist es möglich, dass es an jedem ersten Sonntag im Monat für Besucher und an vereinbarten Tagen für angemeldete Gruppen zugänglich ist.  Administratorin Rotraut von Stromer-Baumbauer organisiert zudem öffentliche Konzerte sowie in jedem Jahr ein Sommerfest im romantischen Burghof und übernimmt die Führungen der Gruppen.

Im Anschluss an die Besichtigung der Schlossanlage besuchten die Hersbrucker Altstadtfreunde noch den gegenüberliegenden sogenannten Himmelgarten mit seinen sieben Terrassen, der heute als Tierfriedhof dient, sowie die nicht weit entfernt liegende Sophienquelle, eine der größten barocken Quellanlagen nördlich der Alpen, die Johann Paul Paumgartner 1724-26 zu Ehren seiner Gemahlin Sophie Nützel von Sündersbühl errichten ließ.
GERDA MUNZENBERG

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