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      Donnerstag, 15. Februar 2018
        

      Was Namen alles verraten
       
      Hersbrucker Altstadtfreunde veranstalteten einen Vortrag zur Geschichte der Gasthäuser


      Oberer Markt
             
      Das Bild zeigt das ehemalige Gasthaus zum Roten Ochsen mit zwei Auslegern und

      hinten  rechts den Ausleger vom ehemaligen Gasthaus zum Stern.         Foto: prlvat
            
      Hersbruck -- zu einem Vortrag uber das Jahresthema Gastwirtschaften haben die Hersbrucker Altstadtfreunde ihre Mitglieder eingeladen  Vorsitzender Georg Hutzler informierte über das neue Programm das dem nächst verschickt wird und dankte dem Referenten Helmut Süß für die Einführung ins Jahresthema.

      Erinnerungen an einige Hersbrucker Gasthäuser in den 50er Jahren standen am Anfang der Veranstaltung, die durch ein Mundartgedicht von Konrad Grubel eingeleitet wurde vorgetragen von Dieter Striegler und Günther Euskirchen.

      Um die Entstehung der Gasthausnamen drehte sich der erste Teil. Ab dem neunten Jahrhundert suchten Pilger Aachen Jerusalem Rom und Santiago de Compostela auf Sie wurden in Klöstern und Herbergen  aufgenommen später in Tavernen also Gasthäusern während die in Bayern nach dem Namen des Wirts benannt smd (Huberbrau) und in Norddeutschland Dorfkrug oder "Zum grünen Kranz" heißen tragen sie in Franken Schwaben und Württemberg Namen von christlichen Symbolen, etwa einen "Stern", oder Symbole der Evangelisten (Engel, Stier/Ochse, Löwe und Adler).

      Damit sollte angedeutet werden, dass Haus und Gast unter dem Schutz eines Heiligen standen. Die "Sonne" war ein Symbol für die Auferstehung, das "Lamm" für den Opfertod Jesu Christi und der "Schwan" ein Symbol für sein Sterben.

      Benennungen nach Wildtieren wie Hirsch und Bär seien alt, während Jagerstuben auf die Jagdleidenschaft des Wirtes hindeuteten "Frieden" und "Eintracht" weisen auf bürgerliche Tugenden hin, die im 19. Jahrhundert das Vereins
      leben mit sich brachte. Die späteren Bezeichnungen  nahmen dann aktuelle Ereignisse zum Anlass, so das Gasthaus "Zur Post" oder "Zur Eisenbahn". Mit dem Reisen und Wandern entstanden Ausflugslokale, die schöne Aussicht oder Felsenblicke gewährten. Heute ist es häufig der Name des Chefs, der für die Qualität des Lokals bürgt.

      Auch die Schilder, die die Wirte aushängen dürften, hatten eine Bedeutung. Der Fichtenbusch ("Flunder"“) in der heimischen Gegend zeigte an, dass hier selbst gebrautes Bier ausgeschenkt wurde, wie es in anderen Gegenden der Brauerstern oder der Bierzoigl ist, der auf den Ausschank eines Kommunbrauers hinweist. Die zwei ineinander gesteckten gleichseitigen Dreiecke zeigen einmal die Elemente Feuer, Wasser und Luft und andereseits die Bierzutaten Wasser, Maiz und Hopfen. Gasthäuser hatten das Recht, mit einem Schild auf sich aufmerksam zu  machen, das an einer Stange aufgehängt war. Später wurde aus der Stange der schmiedeeiserne Ausleger. Auch Analphabeten konnten so sehen, wo sie einkehren konnten.

      Streit um Wirtshausschild

      Dass es häufig Streit ums Wirtshausschild gab, zeigt der dreijahrige Prozess zwischen dem Pflegamt Velden und dem Oberpfälzer Amt Hartenstein, das dem Wirt in Artelshofen 1720 das Aushängen eines Schildes erlaubte, was aber der Nürnberger Pfleger bestritt. In den Prozessunterlagen heißt es, dass bereits  1628 die althergebrachte Gerechtigkeit des Wirts in Artelshofen bestanden habe und er nicht nur Bier zapfen, sondern auch  Hochzeitsmahlzeiten und  Kindstaufschenken ausrichten durfte.

      Natürlich wollte immer schon die Gemeinde ihren Anteil. Weshalb Gemeindeordnungen erlassen wurden. In der Hersbrucker Ordnung von 1537 ist genau gereglt, dass der Wein von den Prüfern erst gekostet und damn vier Maß von einem Eimer Ungeld (Steuer) zu bezahlen ist. Die Hersbrucker Weigerten sich, die Laufer Weinordnung anzunehmen, da sie ja einen weiten Weg zum Nürnberger Weinmarkt hatten und somit höhere Unkosten.

      Kürzer ist die Ordnung der "Pierschenken", die pro Sud 60 Pfenning Ungeld geben mussten. Ein Bürger, der Landwirtschaft betrieb, durfte acht Sieden Bier (55 Eimer) im Jahr tun, ein Handwerker vier, ein Wirt aber nur zwei.

      Die Zuhörer erfuhren vom Rotgerber Nikolaus Gaßner, der durch Hopfenhandel und die Wirren der Franzosenzeit um 1796 in Schulden geriet, sein Haus verkaufen musste und am Stadtrand Richtung Altensittenbach in seinem Garten ein Haus errichtete, in dem er Essen verkaufen wollte. Die acht Hersbrucker Wirte beschwerten sich in Nürnberg, dass ihnen Gaßner ihr Einkommen beeintrachtige. "Hersbruck hat zirka 230 Hauser, acht Wirtschaften und drei Garküchen. Wegen des geringen Verkehrs gibt es wenige Übernachtungsgäste. So vergehen oft Wochen, bis einer von uns einen Fremden beherbergen kann." Sie beschwerten sich aber auch über die Bierbrauer, die maßweise ihr Bier an den Bergkellern ausschenkten und Käse und Wurst aufschnitten.

      "EIendes Getränk"

      Das Hersbrucker Pflegamt schrieb nach Nürnberg, dass es in "Hersbruck von jeher die Gewohnheit war, dass unter den Bierbrauern der sogenannte Flinder herumgegangen ist. (...) In jedem Viertel war ein Flinter welcher circulierte. Die Maß beim Flinter musste um zwei Pfennige wohlfeiler sein als beim Wirt". Der Hersbrucker Pfleger sah die Situation nicht so dramatisch und schrieb nach Nürnberg, dass vor allem die Bürger deshalb zu Gaßner laufen, weil er neu ist und nicht nur Kaffee ausschenkt, sondern auch ein Billard und zwei Kegelbahnen hat.

      Viel  deutlicher äußerte sich der Braudeputato Schmid in seinem Urteil: Die Wirte schenken ein elendes Getränk aus, sodass der ermüdete Bürger abends keine Labung im Wirtshaus findet, und sie geben oft geringen durchpassierenden Personene kein Nachtquartier, sondern "sprengen" diese von einem zum anderen.
      HELMUT SÜSS
       


       


       

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