Hersbruck
-- zu einem Vortrag uber das Jahresthema Gastwirtschaften haben die
Hersbrucker Altstadtfreunde ihre Mitglieder eingeladen
Vorsitzender Georg Hutzler informierte über das neue Programm das dem
nächst verschickt wird und dankte dem Referenten Helmut Süß für die
Einführung ins Jahresthema.
Erinnerungen an einige
Hersbrucker Gasthäuser in den 50er Jahren standen am Anfang der
Veranstaltung, die durch ein Mundartgedicht von Konrad Grubel
eingeleitet wurde vorgetragen von Dieter Striegler und Günther
Euskirchen.
Um die Entstehung der Gasthausnamen drehte sich der erste Teil. Ab dem
neunten Jahrhundert suchten Pilger Aachen Jerusalem Rom und Santiago de
Compostela auf Sie wurden in Klöstern und Herbergen aufgenommen
später in Tavernen also Gasthäusern während die in Bayern nach dem
Namen des Wirts benannt smd (Huberbrau) und in Norddeutschland Dorfkrug
oder "Zum grünen Kranz" heißen tragen sie in Franken Schwaben und
Württemberg Namen von christlichen Symbolen, etwa einen "Stern", oder
Symbole der Evangelisten (Engel, Stier/Ochse, Löwe und Adler).
Damit sollte angedeutet werden, dass Haus und Gast unter dem Schutz
eines Heiligen standen. Die "Sonne" war ein Symbol für die
Auferstehung, das "Lamm" für den Opfertod Jesu Christi und der "Schwan"
ein Symbol für sein Sterben.
Benennungen nach Wildtieren wie Hirsch und
Bär seien alt, während Jagerstuben auf die Jagdleidenschaft des Wirtes
hindeuteten "Frieden" und "Eintracht" weisen auf bürgerliche Tugenden
hin, die im 19. Jahrhundert das Vereins
leben
mit sich brachte. Die späteren Bezeichnungen nahmen dann aktuelle
Ereignisse zum Anlass, so das Gasthaus "Zur Post" oder "Zur Eisenbahn".
Mit dem Reisen und Wandern entstanden Ausflugslokale, die schöne
Aussicht oder Felsenblicke gewährten. Heute ist es häufig der Name des
Chefs, der für die Qualität des Lokals bürgt.
Auch die Schilder, die
die Wirte aushängen dürften, hatten eine Bedeutung. Der Fichtenbusch
("Flunder"“) in der heimischen Gegend zeigte an, dass hier selbst
gebrautes Bier ausgeschenkt wurde, wie es in anderen Gegenden der
Brauerstern oder der Bierzoigl ist, der auf den Ausschank eines
Kommunbrauers hinweist. Die zwei ineinander gesteckten gleichseitigen
Dreiecke zeigen einmal die Elemente Feuer, Wasser und Luft und
andereseits die Bierzutaten Wasser, Maiz und Hopfen. Gasthäuser hatten
das Recht, mit einem Schild auf sich aufmerksam zu machen, das an
einer Stange aufgehängt war. Später wurde aus der Stange der
schmiedeeiserne Ausleger. Auch Analphabeten konnten so sehen, wo sie
einkehren konnten.
Streit um Wirtshausschild
Dass es häufig Streit ums
Wirtshausschild gab, zeigt der dreijahrige Prozess zwischen dem
Pflegamt Velden und dem Oberpfälzer Amt Hartenstein, das dem Wirt in
Artelshofen 1720 das Aushängen eines Schildes erlaubte, was aber der
Nürnberger Pfleger bestritt. In den Prozessunterlagen heißt es, dass
bereits 1628 die althergebrachte Gerechtigkeit des Wirts in
Artelshofen bestanden habe und er nicht nur Bier zapfen, sondern
auch Hochzeitsmahlzeiten und Kindstaufschenken ausrichten
durfte.
Natürlich wollte immer schon die Gemeinde ihren Anteil. Weshalb
Gemeindeordnungen erlassen wurden. In der Hersbrucker Ordnung von 1537
ist genau gereglt, dass der Wein von den Prüfern erst gekostet und damn
vier Maß von einem Eimer Ungeld (Steuer) zu bezahlen ist. Die
Hersbrucker Weigerten sich, die Laufer Weinordnung anzunehmen, da sie
ja einen weiten Weg zum Nürnberger Weinmarkt hatten und somit höhere
Unkosten.
Kürzer ist die Ordnung der "Pierschenken", die pro Sud 60 Pfenning
Ungeld geben mussten. Ein Bürger, der Landwirtschaft betrieb, durfte
acht Sieden Bier (55 Eimer) im Jahr tun, ein Handwerker vier, ein Wirt
aber nur zwei.
Die Zuhörer erfuhren vom Rotgerber Nikolaus Gaßner, der durch
Hopfenhandel und die Wirren der Franzosenzeit um 1796 in Schulden
geriet, sein Haus verkaufen musste und am Stadtrand Richtung
Altensittenbach in seinem Garten ein Haus errichtete, in dem er Essen
verkaufen wollte. Die acht Hersbrucker Wirte beschwerten sich in
Nürnberg, dass ihnen Gaßner ihr Einkommen beeintrachtige. "Hersbruck
hat zirka 230 Hauser, acht Wirtschaften und drei Garküchen. Wegen des
geringen Verkehrs gibt es wenige Übernachtungsgäste. So vergehen oft
Wochen, bis einer von uns einen Fremden beherbergen kann." Sie
beschwerten sich aber auch über die Bierbrauer, die maßweise ihr Bier
an den Bergkellern ausschenkten und Käse und Wurst aufschnitten.
"EIendes Getränk"
Das Hersbrucker Pflegamt schrieb nach Nürnberg, dass es in "Hersbruck
von jeher die Gewohnheit war, dass unter den Bierbrauern der
sogenannte Flinder herumgegangen ist. (...) In jedem Viertel war ein
Flinter welcher circulierte. Die Maß beim Flinter musste um zwei
Pfennige wohlfeiler sein als beim Wirt". Der Hersbrucker Pfleger sah
die Situation nicht so dramatisch und schrieb nach Nürnberg, dass vor
allem die Bürger deshalb zu Gaßner laufen, weil er neu ist und nicht
nur Kaffee ausschenkt, sondern auch ein Billard und zwei Kegelbahnen
hat.
Viel deutlicher äußerte sich der Braudeputato Schmid in seinem
Urteil: Die Wirte schenken ein elendes Getränk aus, sodass der ermüdete
Bürger abends keine Labung im Wirtshaus findet, und sie geben oft
geringen durchpassierenden Personene kein Nachtquartier, sondern
"sprengen" diese von einem zum anderen.
HELMUT SÜSS