HZ
Montag, 1 Januar 2018
 
Die Doggerstollen und der Erzabbau

Spannender Vortrag des Historikers Christoph Maier über das Eisenbergwerk in Eschenbach bei den Hersbrucker Altstadtfreunden

Christoph Maier
   
Referent Christian Maier (links) unterhielt sich nach dem Vortrag mit
Werner Kaschel, ehemaliger Archivar im Amtsgericht.  Foto: H. SÜß
    

HERSBRUCK - Eisenerz wurde im Nürnberger Land und in der nahen Oberpfalz schon seit Jahrtausenden abgebaut. Dies ist lange bekannt. Dass aber die Errichtung der Doggerstollen auf der Houbirg mit dem Erzabbau zusammenhangen könnte, das war bisher noch nicht bekannt. So begann der Historiker Christian Maier seinen gut besuchten Vortrag bei den Hersbrucker Altstadtfreunden.

Der Erzabbau hat in unserer Region besonders vor 150 Jahren eine bedeutende Rolle gespielt. Unter der Jurakalkschicht betindet sich die erzhaltige Doggerschicht, deren Eisengehalt aber von fünf Prozent bis 30 Prozent schwankt. Bei Hohenstadt wurde von der Luitpoldhütte der Barbarastollen um 1850 angelegt, so Maier.

Besonders vor dem ersten Weltkrieg wurden in dem Gebiet zwischen Hohenstadt und Vorra zahlreiche Mutungen, also erfolgreiche Schürfstellen, niedergebracht. Da jedoch der Abbau dieser Erze nicht wirtschaftlich war, wurde erst im Ersten Weltkrieg darauf zurückgegriffen, als die Seeblockade die Einfuhr hochwertigerer Erze verhinderte, erklärte Maier. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die meisten Stollen stillgelegt, nur die Stollen Prinzeß und Adele zwischen Eschenbach und Vorra wurden weitergeführt.

Maier zeigte mehrere Karten des Bergamts Bayreuth, auf denen die Mutungsstellen und die Ergebnisse eingetragen sind, also in welcher Tiefe welche Erzqualität ansteht. Im Dritten Reich wurde die Eisenproduktion wieder verstarkt, um Rüstungsgüter herzustellen. So stampfte Hermann Göring, der Beauftragte des ersten Vier-Jahres-Planes, in Salzgitter eine große Bergbaustadt aus dem Boden, deren Werke nach ihm benannt wurden.

Auch im Hirschbachtal tat sich einiges, indem die alten Gruben wieder reaktiviert wurden. Es waren sogar Seilbahnen geplant, die das Erz zum Bahnhof Hohenstadt transportieren sollten, zumal der Stollenausgang bei Vorra sehr hoch über dem Ort lag und hier Transportprobleme entstanden wären, erläuterte Maier. Da jedoch der Erztransport von Kiruna über die Ostsee auch nach 1940 weiterging, wurde der Erzabbau hier zurückgefahren und nur durch einige Bergleute die Stollen unterhalten, falls sie wieder angefahren werden müssten.

Als mit dem zunehmenden Bombenkrieg die Rüstungsproduktion unter Tag verlagert werden sollte, begann 1943 die Suche nach geeigneten Höhlen und Kellern. In diesem Rahmen wurden auch die fast zwei Kilometer langen Stollen bei Eschenbach besichtigt.

Besonders der 1930 ausgebaute Hauptstollen wurde. ins Auge gefasst, sagte Maier, Es war beabsichtigt, daneben fünf Hallen mit sechs Meter Höhe, zwölf  Meter Breite und 500 Meter Lange zu errichten. Die Geologen winkten jedoch ab, und die Eisenwerke erhoben Einspruch gegen dieses Projekt. Man verwies die Kommission auf die nahe gelegene Houbirg, zumal deren Sandstein nur einen sehr geringen Eisengehalt aufwies. So brauchte die Rüstungskommission keine Probleme mit anderen nationalsozialistischen Institutionen fürchten und konnte sofort ans Werk gehen.

Maier zeigte auch zahlreiche Bilder der Gegend mit der noch vorhandenen Abraumhalde im Hirschbachtal, der Wengleinsvilla, die als Bergwerksbüro diente, und dem Steigerhaus in Hohenstadt. Dort waren etwa 60 Mann in drei Schichten im Einsatz. Neben den Bergleuten, die aus Amberg stammten, waren es vor allem Hilfskräfte und Fuhrleute aus der Gegend.

Mehrere "Spezialisten" waren extra angereist, um diesen interessanten Vortrag zu hören. Sie stellten anschließend zahlreiche Fragen an den Referenten, dessen Vortrag mit großem Beifall aufgenommen worden war.

   

      


       
HELMUT SÜSS


'nauf