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Donnerstag, 25. Mai 2017

Thüringische Reise ins alte Deutschland

Zweitagesfahrt der Hersbrucker Altstadtfreunde nach Henfstadt,
Schmalkalden und Erfurt - Besuch historischer Luther-Orte


Fachwerk

     Die Altstadtfreunde sahen sich auch das "FachwerkerIebnishaus“ in Schmalkalden an.    Fotos: H. SUß

HERSBRUCK/SCHMALKALDEN - Die Hersbrucker Altstadtfreunde wandelten bei einer Zweitagesfahrt nach Thüringen unter anderem auf den Spuren Luthers in Erfurt. Zunächst ging es aber an die Werra.

Erste Station war Henfstadt bei Themar an der Werra. Schon die alte Bogenbrücke hatte es ihnen angetan, über die sie gehen mussten, um den kleinen Ort mit den schönen Fachwerkhäusern zu erreichen. Am hinteren Schloss wartete bereits Matthias Rarnb. Voller Elan erzählte er von der Geschichte dieses Ortes in Südthüringen. Ein Dorf mit drei Schlössern und oberhalb die Ruine einer Burg, der Osterburg, das war der Grund, weshalb er das Sauerland verließ und hier Fuß fasste.

Voll Stolz zeigte er den großen Schlosshof mit den zahlreichen Nebengebäuden. Eines davon hat er schon vorbildlich renoviert und wohnt darin. Nun arbeitet er am Hauptgebäude, dem über 20 Meter langen Renaissanceschloss, einer zweigeschossigen Anlage mit rechteckigem Treppenturrn von 1595.

Ein Blick in die riesigen Kellerräume mit mächtigen Balken in den Wänden und auf die immense Dachkonstruktion zeigt die Aufgabe, die noch bevorsteht. Einst war hier eine LPG untergebracht, die VEG Tierproduktion. Tausende von Hühnern wurden hier gehalten. Nach der Wende gab es neue Pläne, Bauversuche, bis Ramb 1993 das Haus übernahm. Das 1990 aufgesetzte Notdach brach 2014 ein und dann musste rasch gehandelt werden. Es gelang mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ein neues Dach auf dem akut bedrohten Schloss zu errichten, das er nun stolz zeigte. Durch das verzierte barocke Portal betritt man den links gewendelten Treppenturm und blickt auf die unzähligen Dachbalken. Eine Mammutaufgabe für einen einzelnen, der als Musiker hier kulturelle Veranstaltungen durchführen möchte.


Beim Rundgang durch den Ort waren auch das mittlere Gut mit der alten Schrniede und vielen Stallungen und das vordere Schloss, heute Burg genannt, zu sehen. Mit seinem runden Treppenturm und dem doppelstöckigen Fachwerkaufbau wirkt das Obernitzische Gut besonders eindrucksvoll.

Urtürmliche Kirche

Letzter Programmpunkt war der Besuch der alten Chorturmkirche, die 1544 errichtet wurde. Die malerische Sakristei aus Fachwerk, der groiße Keller und die vielen Grabdenkmähler der adeligen Schlossbesitzer beeindrucken in dieser urtiimlichen Kirche besonders. Ausführlich erläuterte Matthias Ramb die Kirche und ließ sich nicht lange bitten, auf der barocken Nößler-Orgel ein kleines Konzert zu geben.

Danach fuhren die Altstadtfreunde über Meiningen und Wasungen nach Schmalkalden weiter. Bereits 874 wurde dieser fränkische Ort dem Kloster Fulda geschenkt. 1313 wurde die Stadt befestigt, die wegen des Eisenerzbaus und der Eisenindustrie eine frühe wirtschaftliche Bedeutung erlangte. Diese Stadt mit einer eindrucksvollen Anzahl von Fachwerkhäusern war von 1529 bis 1543 Tagungsort der evangelischen Stände, die hier einen Bund zum Schutz der Reformation gegründet hatten. Luther hat hier die Schmalkaldischen Artikel verfasst und er predigte 1537 in der Kirche anlässlich eines Bundestages, in einer der schönsten Hallenkirchen Thüringens.

Der Rundgang durch die Stadt endete am Fachwerkerlebnishaus, einem dreigeschossigen Gebäude von 1369, das zu den ältesten Fechwerkbauten Thüringens zählt. Es hatte ursprünglich ein Hallen-, Wohn- und Speichergeschoss und wurde mehrfach umgebaut. Diese Phasen sind es, die das Gebäude so spannend und wichtig für die Stadtgeschichte rnachen. Die alte Eisenschmelze im Hof ist dafür ebenfalls ein Zeugnis. Das 640-jährige Gebäude ist ein Beispiel mittelalterlicher Handwerkskunst und hier gelang es den beiden Führern, den interessierten Altstadtfreunden die Symbiose aus Arbeiten, Wohnen und Erlebnis zu verrnitteln.


Henfstadt
Die Hersbrucker Ausflügler vor der Kirche in Henfstadt mit Matthias Ramb
(im schwarzen Anorak links), im Hintergrund das alte Schulhaus (rechts).

Am Sonntag ging es nach Erfurt. Der Ort ist nach der Furt über den Fluss Gera benannt, aber bekannt ist er durch die Krämerbrücke, die daneben über den Fluss führt und auf der heute noch 32 Brückenhäuser stehen, kleine romantische Geschäftshäuser, in Fachwerkbauweise, anstelle eines Bruckengeländers. 1392 wurde hier die Universität gegründet, eine der ersten in Deutschland, und einer ihrer berühmtesten Studenten war Luther, der sich 1501 immatrikulierte.

Der Besuch beschränkte sich auf den Schwerpunkt "Luther in Erfurt".  In der frühgotischen Predigerkirche von 1270 wurde der Gottesdienst besucht. In dieser größten evangelischen Kirche von Erfurt predigte einst Meister Eckart. Vorbei am Fischmarkt mit den malerischen Gebäuden ging es zur alten Synagoge, die erst nach der Wende entdeckt wurde. Es war nach der Wende ein unansehnlicher Schuppen in einem Hinterhof, der 2009 als Museum eingeweiht wurde. Die Balken dieser ältesten Synagoge Deutschlands stammen von 1096 und bis zum Pogrom von 1349 war sie das Zentrum der jüdischen Gerneinde Erfurts. Bei der Vertreibung hat ein benachbarter Kaufmann seinen 30 Kilo schweren Silberschatz versteckt, der 1998 gefunden wurde.

Wo Luther Mönch wurde

Am Nachmittag erfolgte die Besichtigung der historischen Michaelisstraße. Die Waidscheune am Kronbacken wurde als Beispiel fur die wirtschaftliche Prosperität ebenso vorgeführt wie dass große Kolleg mit dem Kielbogenportal und die Michaeliskirche als Zentrum der alten Universität. Der Weg führte über die Gera zum Augustinerkloster, dessen Kirche mit den wunderschönen Glasgemälden besonders beeindruckte. Hier war Martin Luther 1505 eingetreten und 1506 legte er das Mönchsgelübde ab. Heute ist das Kloster eine Begegnungsstätte.

Nach einer Tasse Kaffee machten sich die besonders interessierten noch auf den Weg durch die mit Leben erfühlte Stadt, an zahlreichen Ständen der Töpfer vorbei, zum einstigen kurmainzischen Waagehof. Das palaisartige Gebäude am Anger ist nun ein Museum.

Nach zwei eindrucksvollen Tagen ging es für die Altstadtfreunde wieder nach Hause.
HELMUT SÜSS

    

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