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Montag, 27. März 2017
 
Auf den Spuren Carl Spitzwegs

Ausflug der Hersbrucker Altstadtfreunde nach Schwandorf in die Oberpfalz - Unterirdisches Labyrinth in den Felsen

Schwandorf - Keller

Das Bild zeigt die Reiseteilnehmer in den Schwandorfer Felsenkellern


SCHWANDORF/HERSBRUCK - Carl Spitzweg, der Maler der Idylle, bereiste 1860 die im Jahr zuvor eingeweihte Eisenbahnstrecke der Ostbahn. In Hersbruck beeindruckten ihn die vielen tausend Hopfenstangen, in Schwandorf jedoch die Reste der Stadtrnauer mit dem historischen Blasturm. Grund genug für die Hersbrucker Altstadtfreunde, seinen Spuren zu folgen.

Von seiner Münchner Wohnung aus konnte Spitzweg zusehen, wie historische Bauwerke modernen weichen mussten. Vielleicht kam daher seine Vorliebe, Zeugnisse der Vergangenheit in sein künstlerisches Schaffen einzubeziehen. Der Blasturm in Schwandorf, von dem im Gefahrenfalle vom Türmer mit der Trompete Alarmgeblasen wurde, hatte es ihm angetan. Sein bekanntes Bild "Schwandorfer Stadtturm im Mondschein“ hängt heute im Museum Schafer in Schweinfurt.

Im Blasturm erblickte auch der berühmteste Schwandorfer, Konrad Max Kunz, als Kind eines Türmers 1812 das Licht der Welt. Das von ihm komponierte Lied "Für Bayern" kennt man heute als die Bayernhymne. 

Obwohl nach der Brandschatzung der Stadt im Landshuter Erbiblgekrieg 1504 nur fiinf Gebäuude erhalten blieben, konnten viele historische Zeugnisse der Großen Kreisstadt inmitten des Oberpfäzler Seengebietes bewundert werden.

Der ungewöhnliche, dreieckige Marktplatz mit seinem Glockenspiei, das mehrmals täglich die Bayernhymne intoniert, beeindruckte ebenso wie die Mühlentradition an der Naab, ein Fluss, der im Mittelalter schiftbar war. Die Furt durch die Naab war vermutlich auch Anlass für die Besiedlung des Gebietes.

Besonderen Bezug zu Schwandorf hatte auch Oskar von Miller; der Gründer des Deutschen Museums, der dort ein Elektrizitätswerk betrieb und bereits 1927 in einem Großversuch 65 mutige Hausfrauen überzeugen konnte, elektrisch zu kochen.

Bayerns größtes Felsenkeller-Labyrinth, aus mehr als 130 Kellerabteilen bestehend und in drei Etagen übereinander angeordnet, wurde in vier Jahrhunderten in mühevoller Handarbeit aus dem Sandstein unter der Stadt geschlagen. Grund für die eindrucksvollen Gewölbe war natürlich das Brauwesen, eine der wichtigsten Einnahmequellen der Stadt und ihrer Burger. Die konstante Temperatur von acht Grad in den Kellern war die Voraussetzung zur Urnstellung auf die untere Gärung. So konnte Schwandorf bereits um 1600 lagerfahiges.Bier nach Regensburg "exportieren“.

Einen Glücksfall für den heutigen Zustand der Anlage schaffen in den 1930er-Jahren sogenannte Kellerdiebe, die bei ihren Diebestouren sieben riesige Kellersysteme miteinander verbinden, indem sie Abmauerungen und natürliche Felswande durchbrechen.

Mit leichtem Bedauern, dass Hersbrucks Bierkeller unter dem Michelsberg aus unterschiedlichsten Gründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, verabschiedeten sich die Altstadtfreunde von Schwandorf.
DIETER STRIEGLER





 




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