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Montag, 12. Dezember 2016
 
Hinkwiese und Strützerin


Abend der Hersbrucker Altstadtfreunde beschäftigte sich mit Flurnamen im Hammerbachtal


Stadtcafé

Das Bild zeigt einen Teil der Mltglieder der Altstadtfreunde, vorne links Pfarrer Binder und rechts Vorsitzender Georg Hutzler im Stadtcafé Hersbruck


HERSBRUCK - Heimisch durch Heimatforschung - das wurde der Engelthaler Pfarrer Matthias Bin- der. Ihm hatten es die Flurnamen im Hammerbachtal angetan, über die. er bei den Hersbrucker Altstadtfreunden berichtete.

In lockerer Art schilderte er seine Flurnamenforschung in Engelthal und Umgebung beim letzten Vortrag zu diesem Themenkomplex. Zuerst erklärte er, wie er überhaupt dazu gekommen ist, diese Namen zu erforschen, da er ja kein Einheimischer ist, Aber er stellte fest, dass diese Forschung es ihm ermöglichte, in Engelthal heimisch zu werden.

Er konnte so immer wieder Zeitzeugen befragen, teils in Seniorenkreisen, teils  bei anderen Begegnungen und das geifel vielen, wenn sich der Pfarrer nach dem Saudrecksängerlein oder der hohen Strützerin erkundigte. So suchte er auch die Hammergasse und musste feststellen, dass der Hammer spurlos verschwunden ist, doch die Gasse und die Brücke über den Hammerbach gibt es noch. Flurnamen bestehen meist aus dem Grundwort - zum Beispiel -bach -, dem das Bestimmungswort Sand- vorgesetzt wird. So kann aus dem Sandbach der Sendelbach entstehen.

Auf der farbigen Flurkarte, die von Georg Hutzler, dem Vorsitzen den der Altstadtfreunde, mit dem Beamer an die Wand geworfen wurde und notfalls auch vergrößert werden konnte, zeigte er den Teufelsbrunnen, dessen Wasser einen tiefen Graben oberhalb von Peuerling geschaffen hatte. Auf der Nordseite befindet sich die Flur "Ödes Schloß“, auf der Südseite in 579 Metern Höhe der Geierstein. Dies konnte einst eine Burg gewesen sein. Doch in keiner alten Karte oder Beschreibung ist von dieser Burg die Rede, obwohl der Name im Salbuch - ein Verzeichnis über Besitzrechte von Grund und Boden - beziehungsweise in Viehtrieb-Aufzählungen vorkommt. Erst die Begehung brachte schwache Zeugnisse von einstiger menschlicher Besiedlung ans Tageslicht.

Alter Brauch

Interessant war auch die Beschäftigung mit dem Namen "Lüßäcker“. Natürlich kann es nicht von dem geologischen Begriff Lias kommen, obwohl dort schwarzer Jura ansteht, da dieser Name jünger ist. Aber es kann von Lös oder Los kommen. So stößt man auf den mittelalterlichen Rechtsbegriff "Liers“, der so viel wie verlosen bedeutet. Das erinnerte an den Besuch der Osing-Flur in Westmittelfranken, wo der alte Brauch aus der Zeit vor der Jahrtausendwende sich bis heute erhalten hat.

Interessant sind die Flurnamen für Engelthal besonders deshalb, weil von dem alten Kloster noch zahlreiche Urkunden und Salbücher vorhanden sind, in denen man nachlesen kann. Und Grenzstreitigkeiten waren, damals wie heute - nicht so selten. Auch die Beschreibung des Schaftriebes, der sich von Hartenberg bis Reuth hinzog, ist eine Hilfe für den Forscher dar hier viele Flurnamen vorkommen.

So erstreckte sich der ganze Abend in einer gelösten Unterhaltung, indem die Besucher die ihnen auffälligen Flurnamen wie Boletten, Reschenberg, Hasenköpflein, Hinkwiese oder Hagenbuch nachfragten und hier die Deutung erfuhren, die Pfarrer Binder teils in zehnjähriger Arbeit in den Archiven und über Mundartvergleiche herausbekam. Oft ist es ja so, dass ein Einheimischer ein Wort einfach gebraucht, weil er es von Jugend an kennt, während ein Fremder über die Bedeutung des Wortes nachdenkt, um die Benennnung zu verstehen.

Gerade die Beschäftigung mit der Mundart führt hier häufig weiter. Nach der Auflösung des Klosters wurde der Grund an sechs Höfe und den Schäffbauern verteilt. Vermutlich waren dies Leute, die schon vorher die Grundstücke für die Nonnen bearbeitet hatten.
HELMUT SÜSS




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