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Montag, 5. Dezember 2016
 
Wer war der "Heckenmichel"?
 
Michael Roiger ist bei den Altstadtfreunden unvergessen - Viele Erinnerungen in der Stadt

Michael Roiger

Unvergessen: der frühere Hersbrucker Landrat Michael Roiger.     Foto: privat

HERSBRUCK - Es gibt in Hersbruck den Michael-Roiger-Weg, in Großviehberg die Michael-Roiger-Linde und im Asbach die Michael-Roiger-Eiche, aber viele Jüngere und Zugezogene wissen mit diesem Namen nichts mehr zu verbinden. Da war es eine gute Idee des Vorsitzenden der Hersbrucker Altstadtfreunde Georg Hutzler, den jungen Nürnberger Historiker Christoph Maier, der viele Daten aus dem Leben und Wirken dieses Mannes zusammengetragen hat, nach Hersbruck zu holen, um an ihn zu erinnern.

Roiger gehörte der Generation an, die durch vier politische Systeme geprägt wurden: das Kaiserreich, die Weimarer Repubiik, das Naziregime und zuletzt die Bundesrepublik Deutschland.

In seinem fesselnden und mit groféern Detailreichtum glanzenden Vortrag ließ Maier diesen wahrlich integren und für unsere Region so bedeutenden Mann wieder lebendig werden. Roiger war zwar kein gebürtiger Hersbrucker - er wurde am 3. April 1892 in Arnberg geboren - wirkte aber vor allem im Hersbrucker Land. Früh schon fand er seine geistige Heimat in der SPD, der er sein Leben lang treu blieb. Nach Abitur und Jurastudium musste er im ersten Weltkrieg in Frankreich an der Somme-Schlacht teilnehmen. Diese Erfahrung hatte wohl großen Einfluss auf sein späteres Leben.

In der Zwischenkriegszeit war er Fraktionschef der Hersbrucker SPD und als Inspektor am hiesigen Amtsgericht eingesetzt, wo er sich vor allem für die sozial schwachen Familien einsetzte. Nach der Machtergreifung Hitlers wurde er seines Amtes enthoben und musste sich mit allerlei Tätigkeiten, die weit unter seinem Ausbildungsstand lagen, über Wasser halten.

Nach dem Krieg wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht als kornmissarischer Bürgermeister von Hersbruck und bald danach auch als Landrat für den Landkreis Hersbruck eingesetzt. Mit großem Einsatz förderte er während seiner 19-jahrigen Amtszeit sowohl die Infrastruktur der Stadt als auch den Schutz der Kultur- und Naturdenkmäler in der Umgebung. So verhinderte er - um nur ein Beispiel zu nennen ~ in einer jahrelangen Auseinandersetzung, dass die Houbirg- und da vor allern die aus der Keltenzeit stammende Ringwallanlage, die ja zurn Teil schon durch den Bau der Doggerstollen in der Nazizeit bedroht war - durch die Erweiterung und gewerbliche Nutzung des Steinbruchs vollends zerstört wurde.

Ältere Anwesende, die Roiger noch persönlich gekannt haben, erwähnten in dem sich anschließenden Gespräch, wie Roiger sich zu einer Zeit, als der Naturschutz noch keinen großen Stellenwert hatte, bei manchen Bauern ziemlich unbeliebt machte, weil er sich mit Nachdruck dafür einsetzte, dass nicht alle Hecken, die dem neu aufkommenden Traktorverkehr im Weg waren, kurzerhand abgefackelt wurden, weshalb man ihm den "Heckenmichel" schimpfte. Auch einige alte Solitärbäume verdanken ihr Überleben bis heute seinem unermüdlichen Einsatz.

Er war lange Zeit Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes und gründete 1951, zusammen mit Fritz Schnelbögl, den Verein "Altnürnberger Landschaft", der sich der Erforschung und Pflege der kulturellen Schätze und dem historischen Verständnis des Heimatgedankens widmen wollte. Der Verein besteht bis heute und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Auch dem Verein "Altstadtfreunde Hersbruck", der 1982 gegründet wurde, gehörte er - bereits in hohem Alter - als Ehrenmitglied an. Im Jahr 1962 erhielt er für sein vielseitiges Wirken in dem ihm anvertrauten Landkreis den Bayerischen Verdienstorden.

Nach einem erfüllten Leben starb er, der zwar verheiratet war, aber ohne Kinder blieb. kurz vor seinem 95. Geburtstag am 13. März 1987.


GERDA MUNZENBERG





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