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Mittwoch, 12. Oktober 2016
 
Was Flurnamen verraten
 
Werner Kaschel berichtete Hersbrucker Altstadtfreunden über vielsagende Bezeichnungen

Werner Kaschel

Unser Bild zeigt den Referenten Werner Kaschel im Gespräch mit Isolde Eschmann.                   Foto: privat

HERSBRUCK - Zum Jahresthema "Flurnamen“ führte Werner Kaschel die Hersbrucker Altstadtfreunde in die Welt der Grundstücksbesitzer und des Grundbuchs. Kaschel stand dem Verein von Anfang an mit Rat und Tat zu Seite und konnte nun aus seinem langjährigen Forschungsgebiet berichten.

Bereits vor 2001 korrespondierte er mit dem Haus für Bayerische Geschichte, das an dem Forschungsprojekt "Erfassung der Flurnamen in Bayern" seit 1987 arbeitet. Er wies hier vor allem als Archivar des Amtsgerichts auf die Erbhofakten und die Erbhofrollen hin, in denen die alten Flurnamen aufgeführt sind.

Zuerst ging er auf den Begriff Flurname ein, der ähnlich wie der Hausname in den Dörfern von den Menschen benutzt wurde, um eine genaue Ortsangabe zu machen. Diese Namen für Acker, Wiesen, Berge, Walder und Gewässer dienten also ursprünglich zur Besitzbezeichnung und Orientierung. Es wird geschätzt, dass es in Bayern rund drei Millionen Flurnamen gibt.“

Sie sind wertvolle Dokumente für die Siedlungsgeschichte, die Wirtschafts-, Sozial- und Rechtsgeschichte sowie für Heimatforschung und Volkskunde. Freilich wurden sie anfangs nur mündlich gebraucht. So sind sie sprachgeschichtlich interessant und geben oft auch Hinweise auf Altstraßen, Grabhügel oder Burgruinen. Leider werden sie durch die Zersiedlung und die Flurbereinigung in ihrem Fortbestand gefährdet, und auch die mündliche Weitergabe in der Dialektform wird durch den Rückgang der Mundart vermindert.

Gerade die Dialektnamen sind aber sehr wichtig, da die amtliche Schreibung im 19. Jahrhundert häufig durch ortsunkundige Beamte festgelegt und damit oft verfälscht wurde.

Ertragreiche Wiese

So berichtete er von der Schmalzwiese. Diese gab es in einigen Orten. Er fragte nun bei älteren Leuten nach und ließ sich die Bedeutung erklären. Viele vermuteten, dass dies eine besonders fette und ertragreiche Wiese ist. Im Grundbuch konnte er dann den Ausdruck Schmalsaatwiese finden. Da die Bedeutung dieses Namens nach der Ablösung des Zehnten nicht mehr verstanden wurde, hat sich nach und nach der falsche Namen eingeschliffen.

Auch der Luderplatz wurde unterschiedlich gedeutet. Zwar kannten viele den Ausdruck “der stinkt wie a Louda“, doch wussten die wenigsten, dass dies eine Stelle war, wo einst mit toten Tieren in Fallen Wölfe angelockt wurden. Einen Überblick über gebräuchliche Flurnamen gab der Referent, indem er 56 Grundstücksnamen eines großen Bauernhofs vorlas, in dem Namen wie Kühleite, Rattelbühl oder Leitenholz vorkamen. Namensänderungen erfolgten auch durch Hörfehler, indem aus einem Enzensteinweg ein Katzensteinweg wurde. Und auch die viele Ruhsteine gaben häufig den Grundstücken in der Nähe ihre Namen. Mit dem Verschwinden der Steine durch die Motorisierung wurde die Bedeutung des Namens nicht mehr ersichtlich.

"Wer gern rumpeln moch, der göiht zum Rumpelboch", so heißt ein alter Spruch, der einen Flurnamen enthalt, der immer wieder vorkommt. So erläuterte der Referent manchen Namen, der nicht jedem geläufig war.

Ausführlich behandelte er den "Froschstein", der sich aus dem ,,Fraaschsta“ ableitete und einst ganz anders hieß. Als nämlich vor 1800 noch die alten Amtsgrenzen, die Fraischbezirke, existierten, kannte jeder die Bedeutung dieser Grenzsteine. Nach einer Generation schon wurde als dem alten Wort "Fraisch" frei, frisch oder gar Frosch. So ist dies genauso ein Hör- beziehungsweise Schreibfehler Wie beim "Ameisenacker", der richtig "Am Eisenacker" heißen muss.

Ein Rätsel gab Kaschel den zahlreichen interessierten Zuhörern mit auf den Weg Immer wieder stieß er auf Flurnamen wie Roßknock, Ochsenknock, Knöchelacker, Knochenacker oder Knocken. Was bedeutet eigentlich der Ausdruck "Knock“ ?

Dass auch der Goldacker nicht mit der Goldenen Straße zu tun hat, ob wohl er an sie angrenzt, kommt der Referent abschließend richtig stellen. Der Acker hieß einst Gültacker und hat etwas mit Zins zu tun. Zahlreiche Fragen besonders über die Erbhöfe musste der Referent noch beantworten. bevor sich Altstadtfreunde-Vorsitzender Georg Hutzler mit dem Flurnamenbuch von Pfarrer Binder für die interessanten Ausführungen namens der Mitglieder bedanken konnte.


HELMUT SÜß




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