HZ
Samstag, 10. September 2016
 
Im Schatzkästlein der Stadt

Führung der Altstadtfreunde durch die Spitalkirche in Hersbruck
 - Vom Spital ins Gotteshaus


Spitalkirche Hersbruck

Ein Teil der Gruppe Iauscht vor der Spitalkirche den Ausführungen von Horst Piesche.        Foto: privat

HERSBRUCK - Die Hersbrucker Altstadtfreunde wurden von ihrem Mitglied Horst Piesche, der auch als Stadtführer tätig ist, durch das Hersbrucker Schatzkästlein, die Spitalkirche, geführt. Nach der Vorstellung erläuterte dieser erst einmal das Ziffernblatt der Uhr, deren römische Ziffern eine Besonderheit in der Schreibweise aufweisen. Anschließend begab sich die Gruppe in den Hof des Gebäudes, um den ganzen Spitalkomplex von allen Seiten zu betrachten. Er zeigte die Erweiterung der Gebäude nach 1670 und den Ausbau nach 1764 und wies auch auf den geraden Chorabschluss und die unterschiedliche Breite von Chor und Schiff hin.

Das Spital entstand durch eine fromme Stiftung. Bereits im 14. Jahrhundert ließ Kaiser Karl IV. entlang der goldenen Straße mehrere Spitaler bauen, in denen Kaufleute und Reisende irn Krankheitsfall gepflegt werden konnten. Das Hersbrucker Spital gründete 1406 der Burger Johann Polster und erwirkte 1407 einen Ablass dafür.

Außerhalb der Stadtmauer

Die Kirche dürfte kurz nachher entstanden sein, denn schon 1423 bedachte Katharina Alhart aus Regensburg Spital und Kirche und stiftete auch eine Pradikatur. Da das Gebäude noch außerhalb der Stadtrnauer stand, war es ursprünglich kleiner; nach der Einbeziehung in den Mauerring um 1440 erfolgte spater noch ein Anbau bis zur Stadtmauer.

Besonders für den Gottesdienst diente die Kirche den Spitalinsassen, daher hatte sie eine direkte Anbindung durch eine Tür vom Zimmerflur aus. Kranke und bettlagerige Einwohner konnten den Gottesdienst auch vom Bett aus im oberen Stockwerk durch das Fenster verfolgen. Aber auch die Bürger waren eingeladen. Über dem reich profilierten Westportal zur Spitalgasse befindet sich in einer Wandnische die ein Kind speisende St. Elisabeth.

Besonders intensiv stellte der Referent den spätgotischen Flügelaltar vor. Fast 200 Jahre war er der Hauptaltar, bevor der Ptleger Holzschuher 1688 den barocken großen Altar stiftete, der ein beachtenswertes Altarblatt besitzt.

Der Elisabethaltar wurde zum Glück nicht veräußert, sondern blieb an der Wand zur Sakristei erhalten. Er hat eine Kreuzigungsszene im Zentrurn. Wenn die inneren Flügel zugeklappt werden, stehen acht Szenen aus dem Leben der Elisabeth vor dem Betrachter. Unter anderem zeigen sie, wie Elisabeth Kranke pflegt, Nackte kleidet und Gefangene besucht. Dank dieser Werke der Barmherzigkeit wurde sie bald heilig gesprochen.

Beim weiteren Zuklappen der Altarflügel erscheinen Wolfgang und Nikolaus. Ebenso hat die Predella, ein kleiner Altar unterhalb vom großen, eine geschnitzte Grablegung Christi und weitere Flügel mit Heiligen. Besonders der Heiligen Sebald, der als Numberger Stadtheiliger ein große Wallfahrt auslöte, würdigte der Stadtführer, da sich anhand dieser Abbildung der Entstehungszeitraum des Altars genau eingrenzen lässt.

Natürlich wurden auch das große barocke Kruzifix an der Nordwand und das alte Chorgestuhl mit dem Zinnenkranz vorgestellt. Die Besonderheiten der Klappen und Sitze wurden ausführlich verdeutlicht und stieiß auf großes Interesse bei den Besuchern. Auch die Kanzel mit dem Knorpelwerk von 1670, die interessante Sanduhr und die mit Akanthuslaub verzierte Barockorgel wurden genau betrachtet, wie auch das Grab von Niclas Helchner aus dem Jahr 1523.

In die jeweiligen Betrachtungen wurden auch zeitgeschichtliche  Bezüge mit eingeflochten, so der Einbau der Empore, als die Spitalkirche während des Umbaus der Stadtkirche 1738 als Gotteshaus diente.


HELMUT SÜß
 




'nauf