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Montag, 1. August 2016
 
Noch alter als 373 jahre?


Altstadtfreunde besuchten historisches Fischhäuschen am Untermühlweg in Hersbruck 

Sommerfest

Die Altstadtfreunde ließen sich von Peter Ecker (rechts hinten mit schwarzer Mütze) das
Gengsche Fischhaus auf der Pegnitzinsel am Untermühlweg zeigen.       Fotos: H. SÜß.

HERSBRUCK - Als die Hersbrucker Zeitung 1985 einen Fotowettbewerb ,,unbekanntes Hersbruck“ ausschrieb, gewann das Bild des unscheinbaren Gengschen Fischhauses am Untermühlweg den ersten Preis. Damals war das fünf mal sechs Meter große Haus noch verputzt und unrenoviert. Mittlerweile hat sich einiges getan. Davon überzeugten sich die Altstadtfreunde bei einem Besuch.

Der Besitzer Peter Ecker, dessen Söhne Architekten in München sind, ließ das Haus renovieren. Christian Breu hat vor drei Jahren den Dachstuhl und die alte Balken-Bohlendecke an ihren Schwachstellen erganzt, die Einbauten der neuzeitlichen Waschküche entfernt und die alten handgestrichenen Ziegel, soweit wie möglich, wieder fur die Dachdeckung verwendet. Eine Speziale Firma hat dann die Kalksteinwande freigelegt und die Risse gekonnt verpresst.

Nun steht das alte Fischerhaus als Schmuckstück im Garten, der jahrhundertelang die Arbeitsstat te der Grünfischerfamilie Geng darstellte. Dort auf der Pegnitzinsel hatten sie zwei große Teiche angelegt, um die gefangenen Fische aufzubewahren, bis sie im Hauschen geschlachtet und dann auf dem Markt zum Verkauf angeboten wurden. Von der Waschpegnitz, dem Mühlbach, führten Rohren Wasser in die Teiche, das dann in die Pegnitz wieder ablief. Ständig gab es Streit mit dem Schlossmüller, der natürlich kein Wasser verlieren wollte. 1653 beschwerte sich Adam Geng uber die Höhe der Gebühr von sieben Gulden, die er "aus seinen Vischbehältern bei den Waschbenken liegend, zur Stattkammer geben müsse“.

Balken mit Jahreszahl

Der Stadtrat ließ ihm zwei Gulden nach, ermahnte ihn aber gleichzeitig, die Stadt auch jedesmal "mit Fischen zu versehen, wie es sich gebühret“. Zum Glück für die Altstadtfreunde hat Peter Ecker das kleine Haus vor dem Umbau fotografisch dokurnentiert und auch während des Baus Fotos gemacht. Eines dieser Bilder zeigt einen Balken, auf dem die Jahreszahl 1643 mit Bleistift aufgeschrieben wurde. Ob dies die Zeit des Baus oder der Reparatur während des 30-jahrigen Krieges ist, kann nicht gesagt werden.

Für den Fischer war es darmals nicht leicht, sein Auskommen zu finden, zumal die Bürger einst in bestimmten Gewässern an den  Freitagen selbst fischen dürften. Außerdem kamen zahlreiche Hausierer, die Fische in der Stadt zum Kauf anboten. 1755 wurde es Johann Ludwig Geng zu dumm. Für eine Hochzeit waren Fische bestellt worden; weil sie aber dem Brautpaar zu teuer waren, kauften sie die Fische bei einem Mann aus Artelshofen. Als dieser die Fische nach Hersbruck fuhr, kam ihm Geng entgegen und zerschlug die Transportfässer, in denen die Fische im Wasser schwamrnen. Die Strafe war saftig.

Die Altstadtfreunde ließen sich von Peter Ecker das kleine geschichtsträchtige Haus und dessen Renovierung zeigen. Sogar das alte offene Türschloss hat sich an der Haustüre noch erhalten. Von den Weihern sieht man nichts mehr. Im Urkataster von 1834 sind sie noch eingezeichnet.

Schloss

Das alte Schloss an der Haustür hat sich bis heute erhalten.

Alte Spuren im Boden

1929 errichtete vor dem oberen Weiher dann Hans Geng ein großes Wohnhaus. Dies erwarb die Familie Ecker 1976, nachdem sie schon den Garten nebenan seit Jahren hatte, und errichtete 1979 einen Neubau. Damals kamen viele große Bruchsteine beim Aushub zutage, die einst die Fischbehälter eingesaumt hatten.

Das kleine Fischerhaus uberstand jedoch die Zeit und zeugt nun von der Geschichte Hersbrucks und dem einstigen Fischreichtum in der Pegnitz, mit dem die ganze Stadt versorgt werden konnte. 


HELMUT SÜSS


 




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