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Sonntag, 24. Juli 2016
 
Sicherer Unterschlupf
Altstadtfreunde wandelten in Hartmannshof auf den Spuren Karls IV

Sommerfest

  Kreisheimatpfleger Werner Sorgel (4. v. links) führte die Hersbrucker Altstadtfreunde durch Hartmannshof - immer auf den Spuren von Kaiser Karl IV.               Foto: H. SUß


HARTMANNSHOF - Hartmannshof, an der Goldenen Straße war Ziel der Hersbrucker Altstadtfreunde, die zahlreich am dortigen Bahnhofeintrafen, um mit Kreisheimatpfleger Werner Sörgel zur Mühle und zum Dorfzentrum zu gehen.

Hier war ein wichtiger Ort für den Handel auf der Goldenen Straße, denn hier waren Basistationen und Werkstätten fur die Händler und Fuhrleute. Roter Ochse und goldener Hirsch, zwei Traditionsgasthäuser auf der einen Straßenseite und der Postwirt auf der anderen Seite - alles Gaststätten, die schon seit Jahrhunderten hier die Durchreisenden versorgten.

Gerade der Postwirt spielte eine wichtige Rolle, weil 1619 in diesem Haus die Posthalterei errichtet wurde. Es war die fünfte Station von Nürnberg Richtung Prag und der Wirt Arnold bot Sicherheit für die Reisenden und den Geldverkehr. Schon im 16. Jahrhundert war die Spedition Arnold eines der großen Fuhrunternehmen, die waren nach Böhmen und Mähren transportierten.

Das Haus, das einst bis in die Straße reichte, hatte eine große Scheune und einen ummauerten Innenhof, um Güter und Reisende sicher zu beherbergen. Wegen der Verbreiterung der B 14 wurde ein Teil des Hauses abgebrochen, trotzdem ist es weiterhin ortsbildprägend. 20 Pferde standen hier einst im Poststall und aus einem Visitationsbericht von 1783 kann man sich ein Bild von der Bedeutung dieser Poststation machen, die ihren Reisenden eine gute Küche bot; besonders die Forellen waren beliebt.

Der reitende Bote hatte aber selten die Gelegenheit für einen Schmaus, denn nach dem Wechsel des Pferdes und des Felleisens mit dem Postsachen ritt er schon nach einer Viertelstunde weiter. Werner Sörgel wusste noch viele Geschichten zu der Familie Arnold, die 44 Tagwerk Ackerfläche hatte, vor allem um Hafer für die Pferde anzubauen.

Sonderschau "Lichtenegg“

Dann führte er die Gruppe zurück in den ehemaligen Bahnhof, zur Sonderausstellung "Lichtenegg - eine neuböhmische Amtsburg von Karl lV.“ Lichtenegg - nicht zu verwechseln mit Lichtenstein oberhalb von Pommelsbrunn - wurde um 1300 im Reichssalbuch als stauiische Reichsvogtei erwahnt. Funde am Burghang zeigen aber, dass sie wesentlich alter ist: So konnten Gefäße und Wellbandeisenstücke um 1180 datiert werden und eine dort gefundene Silbermünze wurde in Würzburg zwischen 1207 und 1223 geprägt.

Von den Bayern wurde sie 1353 an Karl IV. verpfandet und war somit bohmisches Lehen. 1366 war sie als kleine Burg nur mit neun Mann besetzt, während der naher an der Straße gelegene Neidstein 16 Mann Besatzung aufwies. So heißt es in einer Urkunde "Lichtenek sol haben einen torwertel, einen koch, 2 Wachter, 5 gewappent mit zwein pferden“. Zirka 20 Jahre blieb Lichtenegg Amtsburg, bis es nach der Aufgabe des südlichen Teils von Neuböhmen wieder an die Bayernherzöge fiel.

Sörgel ging in seinen interessanten Ausführungen auch auf die weiteren Besitzer, besonders die Kemnater ein, doch besonders interessierten sich die Besucher für die zahlreichen archäologischen Funde, die bei Ausgrabungen in den vergangenen Jahren gemacht wurden.

Sie zeigen, dass das Leben auf diesem kalten und zugigen Steingebäude nicht romantisch war, sondern hart. Öllampchen, Pfeilspitzen, Rechenpfennige, Aquamanile, Hufeisen und viele Teile von Tongefäßen sind zu sehen, und besonders zahlreiche Brustpanzerlamellen, wie sie einst die Krieger im Mittelalter zu ihrem Schutz getragen haben.

Natürlich war die Eisenverhüttung ein wichtiger Erwerbszweig, die Hammerwerke wurden mit Wasserkraft angetrieben und Holz zur Verhüttung war ausreichend vorhanden. Vermutlich durch die Hussiten wurde die Burg zerstort. Als sie der Sulzbacher Landschreiber 1576 wieder aufgebaut hatte, konnte er sich nicht lange seines Werkes freuen, denn zehn Jahre spater schlug der Blitz ein und die Burg brannte ab.

Erst die Familie Preysing widmete sich wieder dem Aufbau. Leider wurden die gut erhaltenen Herrenhauser 1978 endgültig abgebrochen.

Georg Hutzler bedankte sich für die ausgezeichnete und äußerst umfangreiche Führung bei Werner Sörgel, der noch viele Fragen beantworten musste. Mancher erwarb archäologische Schriften oder die Burggeschichte, die Robert Giersch 2004 namens der Altnürnberger Landschaft herausgegeben hat. Danach ging es zum gemütlichen Abendessen ins Bahnhofsrestaurant.
HELMUT SÜSS

 




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