Montag, 16. März 2015

Alte Häuser erzählen

  Vortrag bei den Hersbrucker Altstadtfreunden

Prager Straße               
Tür

Die stattlichen Haustüren sind häufig aufwendig und schön gestaltet und prägen das Stadtbild.
 
Prager Straße

Sie prägen das Gesicht der Prager Straße: die Häuserfassaden mit ihrem typischen, nach, außen stehenden Giebel. Diese Besonderheit gilt es nach Ansicht der Altstadtfreunde zu bewahren - auch bei nötigen Renovierungen. Fotos: H. SÜß

HERSBRUCK - Zu einem Vortrag über _sanierte .Denkmale hatten die Hersbrucker Altstadtfreunde den Oberkonservator am Landesamt für Denkmalpflege Thomas Wenderoth eingeladen, der als Architekt und zuständiger Referent für unseren Landkreis ein sehr guter Kenner der Materie ist.

Bei der Begrüßung Wurde näher auf das Jahresthema 2015 eingegangen: ,,A1te Häuser erzäh1en“. Von Dieter Burgmann kam der Anstoß, einmal die sanierten Gebäude unserer Gegend vor zustellen. Man sollte einmal nachdenken, was so ein altes Gebäude Wohl alles erzählen könnte. Der Denkmalschutz versucht ja, die Eigentümer mit ins Boot zu nehmen und gerade Denkmäler seien es, die unverwechselbar eine Ortschaft prägen und somit in Heimatgefühl entstehen lassen. Schwingt nicht Sehnsucht in den drei Worten „Ich gehe heim“ mit? Welche Schatze weist Hersbruck und sein Umland aus und was kann, ja muss getan werden, um sie zu erhalten?

Thomas Wenderoth stellte zuerst das Hersbrucker Schloss vor, ein unstrittiges Denkmal, als die Blütezeit Hersbrucks vor dem 30-jahrigen Krieg dokumentiert. Danach setzte die kulturgeschichtliche Entwicklung für 60 Jahre aus, bis sich die von den Kriegswirren dezimierte Bevölkerung wieder "erholt" hatte.

Unsere Zeit sei sehr jetztbezogen, doch durch den Abriss eines Gebäudes verhindern Wir, dass die nächste Generation dies kennenlernt. Zwar wird im Grundgesetz das Eigentum gewährleistet, doch kann es durch Gesetze eingeschränkt werden. Ja es hat laut Artikel 103 dem Gemeinwohl zu dienen.

So kann eine Kommune eine Gestaltsatzung erlassen und somit die Entwicklung in eine gewünschte Bahn lenken. Gerade durch den 2. Markgrafenkrieg Wurden viele Gebäude im Nürnberger Land zerstört, sodass nur wenige aus der Zeit vor 1550 stammen. Durch den Alterungsprozess und Strukturwandel sind weitere Gebäude gefährdet. Natürlich stehen die allermeisten Gebäude in Bayern nicht unter Denkmalsschutz; doch von den 1750 Baudenkmälern in unserem Landkreis befinden sich zehn Prozent in Hersbruck. Es sind besonders die giebelständigen Massivbauten der Renaissancezeit, die oft noch einen älteren Kern ausweisen, die Hersbrucks Eigenart ausmachen. Sie zeugen von der Prosperität im 16. Jahrhundert.

An Hand von aussagekräftigen Fotos erläuterte der Referent die reich profilierten Fenster- und Türgewände und ging besonders auf die bauzeitlichen Fenster ein, die das Stadtbild prägen und Geschichte erzählen. Auch die Farbe der Fenster entwickelte sich mit der Zeit. Ein besonderes Loblied sang er in Bezug auf die stattlichen Haustüren, die häufig aufwendig und schön gestaltet sind. Solche Einzelheiten präigen das Stadtbild. Am Beispiel der Wolfsschlucht zeigte er gewölbte Hausgänge, ockergestrichene Fachwerke und Renaissancezeitliche Türrahmungen.

Den historischen Putz eines Hauses konnte er am Beispiel der Happurger Gerichtsschreiberei erläutern, wo sich sogar alte Wandtapeten erhalten haben, die aus der Frühphase dieses Baustoffes stammen.

Wichtig ist die Bestandsuntersuchung der Gebäude, um das Baualter und die Besonderheiten zu dokumentieren und um ein bauphysikalisches Gutachten erstellen zu können. Die Weiternutzung eines alten Gebäudes hat mit Nachhaltigkeit zu tun, denn in jedem Altbau steckt viel Energie.

Die zahlreichen Anfragen nach dem Vortrag zeigten das große Interesse an dem Thema, das der Architekt zu wecken wusste. Altstadtfreunde Vorstand Georg Hutzler bedankte sich mit einer Publikation beim Referenten.

Helmut SÜß  

 




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