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Mittwoch, 3. Dezember 2014
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Von der Piste zur B14
HERSBRUCK - Das Stadtcafé war
voll besetzt, als Heinz Bauer bei den Hersbrucker Altstadtfreunden
einen Vortrag über die Goldene Straße hielt. Zuerst zeigte er den Bau
und den Verlauf der über 80.000 Kilometer langen Römerstraßen, die ganz
Sud- und Westeuropa durchzogen. Sie waren aus vier Schichten aus
verschiedenen Steinen aufgebaut und hatten Fahrspuren für die Wagen der
damaligen Zeit. Anders dagegen die späteren Straßen, die Altstraßen und
auch die Goldene Straße; sie waren nicht befestigt und glichen häufig
nur Pisten. Auf ihnen mussten sich Händler, Militär und Pilger
durchkämpften. Dieser Zustand dauerte bis um 1650, als Thurn und Taxis
das Postregal bekam. Jahrhundertelang mussten sich die Fahrzeuge durch
Morast und Sand kämpfen, häufig entstanden mehrere Fahrspuren, und wenn
es nicht anders voranging, dann wurden Äste und Knüppel ausgelegt, um
das Einsinken der schweren Wagen zu verhindern. Auch die Altstraße von
der alten Römerstadt Regensburg nach Forchheim und Würzburg, die nach
der fränkischen Landnahme im 8. Jahrhundert an Bedeutung zunahm, war
unbefestigt, aber durch Türme gesichert. Sie wird 1003 erwähnt als der
Tross des Königs bei Hersbruck überfallen wurde. Kaiser Heinrich hatte
in diesen Jahren das Bistum Bamberg gegründet, um von hier die
Missionierung nach Osten voranzutreiben. Bauer ging auf die weiteren
Höhepunkte der Stadtgeschichte ein, wie die Verleihung des Marktrechts
1056, den Hersbrucker Münzfund, der zeigt, dass im 13. Jahrhundert
bereits Steinhauser auf dem Marktplatz standen. Die Silberpfennige mit
den Prägeorten längs der Donau lassen auf den Handel mit ungarischem
Vieh schließen. Ein Schwerpunkt des Referats war Kaiser Karl IV..
Gerade durch seine Heiraten und den Landschacher erweiterte er seine
Macht. Mit Hilfe eines herausragenden Bildmaterials wie der
Pfinzing-Karte konnte er den weiteren Verlauf der Hersbrucker
Geschichte erläutern. Die goldene Straße entwickelte sich dann im 19.
Jahrhundert durch den Bahnbau weiter, und auch die B 14 ist ein
,,Nachkommen der goldenen Straße, die Ende des 20. Jahrhunderts zur
Autobahn E 50 Nürnberg-Prag weiter ausgebaut wurde.
Helmut Süß

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