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Mittwoch, 17.
September 2014
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Ein Blick ins Archiv
Die Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten das Nürnberger Staatsarchiv
NÜRNBERG - Auf den Spuren von Kaiser Karl IV. besuchten die Hersbrucker Altstadtfreunde
die ehemalige Reichsstadt Nürnberg. Hier Wollte man das alteste
Verfassungsgesetz, die Goldene Bulle sehen, von der ein Exemplar im
Staatsarchiv Nürnberg ist.
Dr. Burger begrüßte die Gruppe und erlauterte die Entstehung dieses
zweitgrößten Bayerischen Archivs. Im Archivalienraum zeigte er die
Findbücher der Reichsstadt Nürnberg, des Markgrafentums Ansbach und der
Adelsarchive. Besonders ging er auf den Neuzugang. ein, das Archiv der
Fürsten von Schwarzenberg bei Scheinfeld. Auf über 37 Regalkilometern
befinden sich Urkunden und Akten der Staatlichen Verwaltung
Mittelfrankens.
Aus dem Achtbuch des 16. Jahrhunderts las er von einem Verhör
vor, das der Rat in Hartmannshof durchführen ließ, bevor er den
Delinquenten nach Nürnberg ins Loch befördern ließ. Da die Goldene
Bulle nun zum Weltkulturerbe erklärt wurde, müsste sie im Tresor
bleiben. Stattdessen könnte eine Urkunde von Karl IV. von 1355 gezeigt
werden. Durch das bemalte Prunktreppenhaus aus der Erbauungszeit (1880)
stieg man in den großen Saal hoch, in dem einige großformatige Pläne
besichtigt wurden, Wie ein Stadtplan von Nürnberg in Schrägdraufsicht
von 1608.
Anschließend fuhr man zurück in die Stadt und erreichte über die Insel
Schutt beim Schuldturm die erste Stadtmauer, die 1323 die beiden
Stadtteile Sebald und Lorenz verband. Hier entstand unter Kaiser Ludwig dem Baiern das Heilig-Geist-Spital, das der kaiserliche Hoffinancier Konrad Groß stiftete. Die Frauenkirche am Hauptmarkt zeigt die goldene Bulle mit dem Spielwerk von 1509, das als Männleinlaufen bezeichnet wird. Die sieben Kurfürsten verneigen sich vor dem Kaiser. Ihre Wappen sind an der Brüstung des Vorbaus angebracht Worden. Dieser Vorbau vor der quadratischen Rundpfeilerhalle ist eine "außergewöhnliche Zier des Marktes zur Ehre der Mutter Christi“, Wie Eobanus Hesse 1526 schreibt.
Nach dem Abbruch der Synagoge und der Vertreibung der. Juden aus ihrem Getto wurde der Marktplatz 1349 geschaffen und als Sühnezeichen gegen den Verstoß gegen das 5. und 9. Gebot die Kirche ,,der Ehreder obersten Fürsprecherin Maria geweihet", Wie es im Stiftungsbrief von 1355 lautet. Dieser Kirchenraum ist als Heiltumsschrein für die Reichskleinodien gedacht und von Peter Parler in strenger Symmetrie geschaffen Worden. Der zweigeschossige Vorbau tritt aus der Fassade hervor und steigert die Monumentalwirkung der Kirche mit dem Staffelgiebel. 1361 präsentierte Karl IV. die Reichsheiligtümer anlässlich der Geburt seines Sohnes Wenzel in Nürnberg. Nachdem die Vorhalle betrachtet worden war, setzte man sich in der ältesten Bratwurstküche der Welt zum Ausklang zusammen, Wobei man sich bewusst war, dass dieses Haus 50 Jahre jünger als die Frauenkirche ist.
HELMUT SUß
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