Samstag, 22. Februar 2014

Die alte Stadtbefestigung ist Hersbrucks Kapital

Sie zu erhalten ist von grundlegender Bedeutung

Hersbruck

Um 1750, als dieses Aquarell entstand, war Hersbrucks Mauerring noch vollstandig erhalten. Erst nach 1800 wurden -- als negative Kehrseite des damals einsetzenden Fortschrittsdranges - d|e Gemeinden aufgefordert, "entbehrliche Realitäten zu Versilbern. So wurden drei Türme, Einlass- und Zollhäuser, sowie Teile der Stadtmauer und des Stadtgrabens an Bürger erkauft und von diesen abgebrochen oder umgebaut. "Nürnberger Land", S.115


Mauerweg

Blick in den Mauerweg nach Westen, links das Wohnhaus Mederer, rechts die Stadtmauer mit den typischen Bögen, dahinter der erneuerte Wildzirkelturm, heute Dokuzentrum.
HERSBRUCK (hs) - Die Entstehung der Stadt Hersbruck, ein virtueller Gang um die Stadtmauer und ihre Funktion im 21. Jahrhundert waren das Thema eines hochinteressanten Vortrags bei den Altstadtfreunden, den ihr früherer Vorsitzender Heinz Bauer hielt. Im Hersbrucker Stadtcafé begrüßte Vorsitzender Georg Hutzler die zahlreichen interessierten Besucher und den Referenten, der jahrelang als Vorsitzender die Geschicke des Vereins gelenkt hat.

Heinz Bauer ging zunächst auf die Entwicklung Hersbrucks vor der ersten Jahrtausendwende ein, die sich leider durch schriftliche Unterlagen nicht festmachen lässt, aber man weiß: Die Altstraße von Regensburg über Forchheim nach Würzburg führte schon im 8. Jahrhundert durch unsere Gegend. Diese Straßen verliefen haufig auf den Hochflächen, führten aber immer Wieder in die Talauen, um Flüsse zu überqueren. An der Pegnitzfurt dürfte ein Haderich eine Brücke errichtet haben. Diese erleichterte den Flussübergang für die Händler, brachte ihm aber dafür Einnahmen.

Wo lag nun diese Brücke? War sie beim heutigen Wassertor, wo die Furt durch den Fluss führte, oder Wurde die Brücke beim Mühltor unterhalb des Schlosses errichtet, wo sie leicht verteidigt werden konnte? Durch den Bau des Mühlgrabens vor 1057 ist dies heute leider nicht mehr festzustellen. Jedenfalls wird die Schlossmühle in der Urkunde Von 1359 genannt, als Kaiser Karl IV. den Besitz um das Schloss vom Kloster Bergen erwarb. Die Missionierung ging jedenfalls von Süden aus, vom Bistum Eichstätt, das um 745 gegründet Worden War.

Mit dem Stadtrecht kam die Mauer

Der Referent ging nun auf die Stiftung des Klosters Bergen 976 ein, das Güter um Hersbruck bekam, dann auf die Gründung des Bistums Bamberg nach der Jahrtausendwende und die Urkunden Von 1057 und 1313, als Hersbruck das Marktrecht bestätigt bekam und auch zur Befestigung dieser Siedlung verpflichtet wurde. Kaiser Karl IV. (1353-73) verfügte den Baueiner Stadtmauer mit der Verleihung des Stadtrechts. 1406 wurde das Spital gegründet,das sich damals noch außerhalb der Stadtbefestigung befand, die zunachst durch die heutige Prager Straße verlief. Als Nürnberg im Bayerischen Erbfolgekrieg 1503 die Stadt eroberte, War sie jedoch schon über diese Größe hinausgewachsen, Wie die Zahl 1444 am Nürnberger Tor zeigt.

Mit dem Plan von Paul Pfinzing von 1596 wird der Grundriss der Stadt genau aufgezeichnet und durch die Zeichnungen Von Hans Bien und Kantor Georg Perian vor dem Dreißigjährigen Krieg wird auch das Bild der Stadt festgehalten. Der Referent zeigte dann die schöne Zeichnung von Wilder, der 1810/20 das Nürnberger Tor zur damaligen Zeit festhielt, und natürlich auch den Urkataster von 1834, den die Altstadtfreunde einst als Jahresgabe nachgedruckt haben.

Noch Anfang des 19. Jahrhunderts begrenzte die Stadtmauer mit drei Toren und sechs Türmen die Stadt.Danach Wuchs sie uber die Mauern hinaus, und die Türme wurden teilweise eingelegt. Im Rundgang um die Stadtmauer führte der Referent die Besucher anhand zahlreicher Bilder vom einstigen "Geistlichen Turm" am Ende der Kirchgasse und der gut erneuerten Stadtmauer hinter dem Schloss zum Wassertor über dessen Bewaffnung und Funktion er ausführlich informierte. Manche Türme und Mauern wurden ja nach 1806 an Privatleute verkauft, die diese häufig als Steinbruch benutzten. An der Pegnitz ist noch viel von der alten Mauer erhalten, auch wenn Fenster eingebrochen wurden, um die Gebäude bewohnbar zu machen.

Lobend erwähnte Heinz Bauer die Gestaltung des Stadtgrabens vom trutzigen Spitalgebäude in der Mühlstraße uber den Spitalturm, der 1809 verkauft und 1918 von der Stadt Wieder zurückgekauft wurde, bis zum Mauerweg, der in den letzten Jahrzehnten zum Skulpturenweg gestaltet wurde. Dadurch wurde or begehbar und führte die Höhe und Größe der Stadtmauer gut vor Augen.

Natürlich ging Bauer auch auf den 17.0ktober 1634 im Dreißigjährigen Krieg ein, als die Mauer aufgebrochen und die Stadt von den Kaiserlichen erobert Wurde. Über Totengräberturm und Fraisturm führte er zum Gänsturm, dem einzigen Rundturm der Stadtbefestigung, der nach 1806 ein Fachwerkgebäude aufgesetzt bekam, das von der Stadt und den Altstadtfreunden renoviert Wurde.

Im Baumeisterturm ist noch eine der zwei Bastionen gut sichtbar, von denen aus der Stadtgraben gut überwacht werden konnte. Über die Innenhöfe des Hirtenmuseums und des "Roten 0chsen“ führte dann der Weg zum Nürnberger Tor, das vermutlich der älteste Turm der Stadtbefestigung ist. An der Westseite der Stadt ist nur noch der schlecht erhaltene Seelturm zu sehen. Daher schloss der Referent den zweiten Teil des Vortrags mit dem schönen  Aquarell aus der Barockzeit, das Hersbruck von Süden zeigt (s. Bild oben).

Den dritten Teil des Vortrags läutete ein Luftbild ein, das die heutige Ausdehnung der Stadt zeigt und die "Größe“ der Altstadt verdeutlicht. Die Freilegung der Stadtmauer durch einen Grüngürtel Wurde nur teilweise erreicht, Wie sie Architekt Heinemann in seinem Gutachten zur Stadtentwicklung empfohlen hatte. Das Typische von Hersbruck zeigt sich in seiner historischen Altstadt sie macht das "Kapital" der Stadt aus, so Bauer, und darf nicht verloren gehen. Er zeigte Bausündern, aber auch Neu- und Umbauten, die sich harmonisch in das Stadtbild einfügen. Besonders die Mauer zwischen Wassertor und Spitaltor wurde teilweise vorbildlich gestaltet. Auch das Kalksteinpflaster gehört zu dieser Stadt, deren Türme das Stadtbild prägen. Bauers Fazit: Je mehr sich die Stadt ausdehnt, desto notwendiger ist es, die alten Mauern zu erhalten. Das verleiht Identität. Anhaltender Beifall dankte dem Referenten für seinen engagiert und frei vorgetragenen und mit viel Bildmaterial ausgestatteten Vortrag.

Heinz Bauer verwies auch auf die vor allem benützte Literatur: Pfeiffer Eckhardt, Tausendjähriges Hersbruck, Hersbruck 1976, 148 Seiten; Süß/Thiemann, Gänsturm oder Schwalbenturm, Zur Geschichte der Hersbrucker Stadtbefestigung, Hersbruck 1993, 60 Seiten.

HELMUT SÜß


Der Wildzirkelturm Von der Außenseite (Norden).
Aufnahmen: Heinz Bauer


Mauerweg
  

Die Ostseite des Spitals von der Spitalbrücke aus gesehen, rechts das Einlasshäuschen am Spitaltor, in dem heute das Kunstmuseum seinen Platz gefunden hat.


Spitalmauer
Blick vom Wildzirkelturm nach Osten zum Spitaltor. Links der Aufgang zur Stadtmauer und zum Büro des Dokuzentrums.



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Mauerweg









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