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Die alte Stadtbefestigung ist Hersbrucks Kapital
Sie zu erhalten ist von grundlegender Bedeutung
HERSBRUCK
(hs) - Die Entstehung der Stadt Hersbruck, ein virtueller Gang um die
Stadtmauer und ihre Funktion im 21. Jahrhundert waren das Thema eines
hochinteressanten Vortrags bei den Altstadtfreunden, den ihr früherer
Vorsitzender Heinz Bauer hielt. Im Hersbrucker Stadtcafé begrüßte
Vorsitzender Georg Hutzler die zahlreichen interessierten Besucher und
den Referenten, der jahrelang als Vorsitzender die Geschicke des
Vereins gelenkt hat.
Heinz Bauer ging zunächst auf die
Entwicklung Hersbrucks vor der ersten Jahrtausendwende ein, die sich
leider durch schriftliche Unterlagen nicht festmachen lässt, aber man
weiß: Die Altstraße von Regensburg über Forchheim nach Würzburg führte
schon im 8. Jahrhundert durch unsere Gegend. Diese Straßen verliefen
haufig auf den Hochflächen, führten aber immer Wieder in die Talauen,
um Flüsse zu überqueren. An der Pegnitzfurt dürfte ein Haderich eine
Brücke errichtet haben. Diese erleichterte den Flussübergang für die
Händler, brachte ihm aber dafür Einnahmen.
Wo lag nun diese Brücke? War sie beim heutigen Wassertor, wo die Furt
durch den Fluss führte, oder Wurde die Brücke beim Mühltor unterhalb
des Schlosses errichtet, wo sie leicht verteidigt werden konnte? Durch
den Bau des Mühlgrabens vor 1057 ist dies heute leider nicht mehr
festzustellen. Jedenfalls wird die Schlossmühle in der Urkunde Von 1359
genannt, als Kaiser Karl IV. den Besitz um das Schloss vom Kloster
Bergen erwarb. Die Missionierung ging jedenfalls von Süden aus, vom
Bistum Eichstätt, das um 745 gegründet Worden War.
Mit dem Stadtrecht kam die Mauer Der
Referent ging nun auf die Stiftung des Klosters Bergen 976 ein, das
Güter um Hersbruck bekam, dann auf die Gründung des Bistums Bamberg
nach der Jahrtausendwende und die Urkunden Von 1057 und 1313, als
Hersbruck das Marktrecht bestätigt bekam und auch zur Befestigung
dieser Siedlung verpflichtet wurde. Kaiser Karl IV. (1353-73) verfügte
den Baueiner Stadtmauer mit der Verleihung des Stadtrechts. 1406 wurde
das Spital gegründet,das sich damals noch außerhalb der
Stadtbefestigung befand, die zunachst durch die heutige Prager Straße
verlief. Als Nürnberg im Bayerischen Erbfolgekrieg
1503 die Stadt eroberte, War sie jedoch schon über diese Größe
hinausgewachsen, Wie die Zahl 1444 am Nürnberger Tor zeigt.
Mit
dem Plan von Paul Pfinzing von 1596 wird der Grundriss der Stadt genau
aufgezeichnet und durch die Zeichnungen Von Hans Bien und Kantor Georg
Perian vor dem Dreißigjährigen Krieg wird auch das Bild der Stadt
festgehalten. Der Referent zeigte dann die schöne Zeichnung von Wilder,
der 1810/20 das Nürnberger Tor zur damaligen Zeit festhielt, und
natürlich auch den Urkataster von 1834, den die Altstadtfreunde einst
als Jahresgabe nachgedruckt haben.
Noch
Anfang des 19. Jahrhunderts begrenzte die Stadtmauer mit drei Toren und
sechs Türmen die Stadt.Danach Wuchs sie uber die Mauern hinaus, und die
Türme wurden teilweise eingelegt. Im Rundgang um die Stadtmauer führte
der Referent die Besucher anhand zahlreicher Bilder vom einstigen
"Geistlichen Turm" am Ende der Kirchgasse und der gut erneuerten
Stadtmauer hinter dem Schloss zum Wassertor über dessen Bewaffnung und
Funktion er ausführlich informierte. Manche Türme und Mauern wurden ja
nach 1806 an Privatleute verkauft, die diese häufig als Steinbruch
benutzten. An der Pegnitz ist noch viel von der alten Mauer erhalten,
auch wenn Fenster eingebrochen wurden, um die Gebäude bewohnbar zu
machen.
Lobend erwähnte Heinz Bauer die Gestaltung des Stadtgrabens vom trutzigen Spitalgebäude in
der Mühlstraße uber den Spitalturm, der 1809 verkauft und 1918 von der
Stadt Wieder zurückgekauft wurde, bis zum Mauerweg, der in den letzten
Jahrzehnten zum Skulpturenweg gestaltet wurde. Dadurch wurde or
begehbar und führte die Höhe und Größe der Stadtmauer gut vor Augen.
Natürlich
ging Bauer auch auf den 17.0ktober 1634 im Dreißigjährigen Krieg ein,
als die Mauer aufgebrochen und die Stadt von den Kaiserlichen erobert
Wurde. Über Totengräberturm und Fraisturm führte er zum Gänsturm, dem
einzigen Rundturm der Stadtbefestigung, der nach 1806 ein
Fachwerkgebäude aufgesetzt bekam, das von der Stadt und den
Altstadtfreunden renoviert Wurde.
Im Baumeisterturm ist noch eine der zwei
Bastionen gut sichtbar, von denen aus der Stadtgraben gut überwacht
werden konnte. Über die Innenhöfe des Hirtenmuseums und des "Roten
0chsen“ führte dann der Weg zum Nürnberger Tor, das vermutlich der
älteste Turm der Stadtbefestigung ist. An der Westseite der Stadt ist
nur noch der schlecht erhaltene Seelturm zu sehen. Daher schloss der
Referent den zweiten Teil des Vortrags mit dem schönen Aquarell aus der
Barockzeit, das Hersbruck von Süden zeigt (s. Bild oben).
Den dritten Teil des Vortrags läutete ein Luftbild ein, das die heutige Ausdehnung der Stadt zeigt und die "Größe“ der Altstadt verdeutlicht. Die Freilegung der Stadtmauer durch einen Grüngürtel Wurde nur teilweise erreicht, Wie sie Architekt Heinemann in seinem Gutachten zur Stadtentwicklung empfohlen hatte. Das Typische von Hersbruck zeigt sich in seiner historischen Altstadt sie macht das "Kapital" der Stadt aus, so Bauer, und darf nicht verloren gehen. Er zeigte Bausündern, aber auch Neu- und Umbauten, die sich harmonisch in das Stadtbild einfügen. Besonders die Mauer zwischen Wassertor und Spitaltor wurde teilweise vorbildlich gestaltet. Auch das Kalksteinpflaster gehört zu dieser Stadt, deren Türme das Stadtbild prägen. Bauers Fazit: Je mehr sich die Stadt ausdehnt, desto notwendiger ist es, die alten Mauern zu erhalten. Das verleiht Identität. Anhaltender Beifall dankte dem Referenten für seinen engagiert und frei vorgetragenen und mit viel Bildmaterial ausgestatteten Vortrag. Heinz
Bauer verwies auch auf die vor allem benützte Literatur: Pfeiffer
Eckhardt, Tausendjähriges Hersbruck, Hersbruck 1976, 148 Seiten;
Süß/Thiemann, Gänsturm oder Schwalbenturm, Zur Geschichte der
Hersbrucker Stadtbefestigung, Hersbruck 1993, 60 Seiten.
HELMUT SÜß
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