Die dunkle Geschichte des Lagers Doktorand referierte über den Doggerstollen HERSBRUCK - Die Hersbrucker Altstadtfreunde luden zu einem Vortrag über die 40er Jahre in Hersbruck. Als Referenten begrüßte Vorsitzender Georg Hutzler den Doktoranden Christoph Maier, der am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte seine Magisterarbeit über das "Rüstungsprojekt Dogger und das Konzentrationslager Hersbruck“ geschrieben hat. Maier ging in lebendiger Art auf den Platz des Lagers ein, auf dem Bürgermeister Georg Sperber mit Hilfe einer Genossenschaft 1934 eine RAD-Kaserne errichten ließ. Er zeigte Plane von der Flur "Auf dem Knollen“ und "Am Hammer“ , die Hochwasserlinie und die Lage der Kaserne an der Amberger Straße mit Rosengarten und Strudelbad. Als
nun 1944 die Münchner Motorenwerke den Flugzeugmotor 801 für ein
Jagdflugzeug in einer bombensicheren unterirdischen Fabrik bauen
wollten, stießen sie auf die Houbirg, die eine mächtige leicht
abzubauende Sandsteinschichte (brauner Jura - Dogger) besitzt, und
gut zu erreichen ist, Damit die Arbeiten rascher vorangehen, sollten
Häftlinge aus Flossenbürg mithelfen, für die nun die RAD-Kaserne
als Lager verwendet werden sollte. Stadtbaumeister Zagel sprach sich
dagegen aus, da in Hersbruck im Sommer bereits Wassermangel
herrschte, und somit die Lagerinsassen nicht versorgt werden konnten.
So wurden östlich vom Lager dreiBrunnen
gebohrt und an die Hersbrucker Wasserleitung angeschlossen. Auch mit
einer Kanalisation des Lagergeländes wurde begonnen, diese aber
nicht fertiggestellt. Anhand
von Planen zeigte der Referent, wie grofi die unterirdischen Hallen
werden sollten, und wie viele bis zum Kriegsende aus dem Felsen
gesprengt werden waren, Auch auf die Versorgungsleitungen mit der
Schmalspurbahn Von der Ostbahn und einer Bahnlinie vom Bahnhof
Pommelsbrunn sowie der erforderlichen Wasserleitung ging er
ausführlich ein. Kurz bevor die Amerikaner kamen, war das
Hersbrucker Lager geräumt Worden. Die Militärregierung
beschlagnahmte das Lager und brachte dort NSdAP-Mitglieder höherer
Range unter.
Die
Amerikaner setzten Michael Roiger als ersten Nachkriegsbürgermeister
ein, der ihnen von den Hersbrucker Geistlichen empfohlen worden war.
Er nahm sich der Flüchtlinge an, die in die Baracken in Happurg,
Förrenbach und im Truppenwirtschaftslager an der Leutenbachstraße
in Hersbruck einquartiert wurden. Roiger wurde nach einem halben Jahr
zum Landrat bestimmt. Es wurde eine Abwicklungsstelle eingerichtet,
die die Baumaterialien , Maschinen und Gerate des Doggerwerks an
Firmen veräußerte. Nach den Internierungshäftlingen kamen Letten
in das Lager, die von der UNRA betreut wurden. Einer der Insassen war
der Bischof von Riga, der hier orthodoxe Gottesdienste abhielt.
Anschließend bemühten sich deutsche Flüchtlingsverbände um die
Lagerbaracken als Behelfswohnheime zu nutzen, während die Stadt den
Platz lieber für eine Wohnbebauung verwenden wollte. Hierzu war eine
Baugenossenschaft gegründet Worden. Doch die US-Behörden hatten das
Lager der Regierung von Ansbach überlassen, die es als Lager für
Ausländer (displaced persons) verwendete.
Größere
Probleme gab es mit dem Lagerfriedhof, denn die Umbettung der Toten
war lange Zeit strittig. Dieses Kapitel schilderte der Referent
ebenso ausführlich wie die Geschichte mit der Gedenktafel, die von
Landrat Roiger in den 60er Jahren angebracht wurde und die an die
Lagerinsassen erinnert.
HELMUT SUß
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