Dienstag, 4. Februar 2014

Die dunkle Geschichte des Lagers

Doktorand referierte über den Doggerstollen

HERSBRUCK - Die Hersbrucker Altstadtfreunde luden zu einem Vortrag über die 40er Jahre in Hersbruck. Als Referenten begrüßte Vorsitzender Georg Hutzler den Doktoranden Christoph Maier, der am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte seine Magisterarbeit über das "Rüstungsprojekt Dogger und das Konzentrationslager Hersbruck“ geschrieben hat.

Maier ging in lebendiger Art auf den Platz des Lagers ein, auf dem Bürgermeister Georg Sperber mit Hilfe einer Genossenschaft 1934 eine RAD-Kaserne errichten ließ. Er zeigte Plane von der Flur "Auf dem Knollen“ und "Am Hammer“ , die Hochwasserlinie und die Lage der Kaserne an der Amberger Straße mit Rosengarten und Strudelbad.

Als nun 1944 die Münchner Motorenwerke den Flugzeugmotor 801 für ein Jagdflugzeug in einer bombensicheren unterirdischen Fabrik bauen wollten, stießen sie auf die Houbirg, die eine mächtige leicht abzubauende Sandsteinschichte (brauner Jura - Dogger) besitzt, und gut zu erreichen ist, Damit die Arbeiten rascher vorangehen, sollten Häftlinge aus Flossenbürg mithelfen, für die nun die RAD-Kaserne als Lager verwendet werden sollte. Stadtbaumeister Zagel sprach sich dagegen aus, da in Hersbruck im Sommer bereits Wassermangel herrschte, und somit die Lagerinsassen nicht versorgt werden konnten. So wurden östlich vom Lager dreiBrunnen gebohrt und an die Hersbrucker Wasserleitung angeschlossen. Auch mit einer Kanalisation des Lagergeländes wurde begonnen, diese aber nicht fertiggestellt.


Anhand von Planen zeigte der Referent, wie grofi die unterirdischen Hallen werden sollten, und wie viele bis zum Kriegsende aus dem Felsen gesprengt werden waren, Auch auf die Versorgungsleitungen mit der Schmalspurbahn Von der Ostbahn und einer Bahnlinie vom Bahnhof Pommelsbrunn sowie der erforderlichen Wasserleitung ging er ausführlich ein. Kurz bevor die Amerikaner kamen, war das Hersbrucker Lager geräumt Worden. Die Militärregierung beschlagnahmte das Lager und brachte dort NSdAP-Mitglieder höherer Range unter.

Die Amerikaner setzten Michael Roiger als ersten Nachkriegsbürgermeister ein, der ihnen von den Hersbrucker Geistlichen empfohlen worden war. Er nahm sich der Flüchtlinge an, die in die Baracken in Happurg, Förrenbach und im Truppenwirtschaftslager an der Leutenbachstraße in Hersbruck einquartiert wurden. Roiger wurde nach einem halben Jahr zum Landrat bestimmt. Es wurde eine Abwicklungsstelle eingerichtet, die die Baumaterialien , Maschinen und Gerate des Doggerwerks an Firmen veräußerte. Nach den Internierungshäftlingen kamen Letten in das Lager, die von der UNRA betreut wurden. Einer der Insassen war der Bischof von Riga, der hier orthodoxe Gottesdienste abhielt. Anschließend bemühten sich deutsche Flüchtlingsverbände um die Lagerbaracken als Behelfswohnheime zu nutzen, während die Stadt den Platz lieber für eine Wohnbebauung verwenden wollte. Hierzu war eine Baugenossenschaft gegründet Worden. Doch die US-Behörden hatten das Lager der Regierung von Ansbach überlassen, die es als Lager für Ausländer (displaced persons) verwendete.

Größere Probleme gab es mit dem Lagerfriedhof, denn die Umbettung der Toten war lange Zeit strittig. Dieses Kapitel schilderte der Referent ebenso ausführlich wie die Geschichte mit der Gedenktafel, die von Landrat Roiger in den 60er Jahren angebracht wurde und die an die Lagerinsassen erinnert.

HELMUT SUß



'nauf