Freitag, 20. Dezember 2013

Eine Zeit der Bräuche


HERSBRUCK - Zu ihrer vorweihnachtlichen Feier hatten die Altstadtfreunde Hersbruck in diesem Jahr die stellvertretende Bezirksheimatpflegerin Julia Krieger eingeladen, die im Kulturreferat des Bezirks Mittelfranken mitarbeitet. Mit ihrem Vortrag "Von Halloween bis zur Klöpfleinsnacht“ stellte sie die bestehenden und untergegangenen Bräuche der Vorweihnachtszeiten vor.

Sie erklärte, dass ein Brauch eine soziale Handlung ist, deren Ablauf immer wiederkehrt. Gerade in dieser Zeit gibt es viele Heischebräche, wo schon vor Jahrhunderten Hirten, Türmer und andere ärmere Leute das „Heischerecht“ erbetteln dürfen. An Halloween ziehen nur verkleidete Kinder durch die Orte und wollen den Leuten Saueres geben, wenn sie nichts Süßes herausrücken. Dieses Fest bürgerte sich seit 1990 ein, doch die Herkunft sollte hinterfragt werden. Gerade bei Bräuchen, bei denen der Beleg fehlt, werden häufig Ursprünge erfunden, wie hier ein keltische Totengott, den aber niemand kennt. Das Fest kam um 1850 von Irland nach Amerika und dort breitete es sich ab 1930 immer mehr aus.

Allerheiligen wurde vor 850 Jahren als kirchliches Fest festgeschrieben, während das Gedenken an die armen Seelen bereits im Jahre 998 urkundlich nachgewiesen werden kann. Die Kinder erhielten damals Spitzwecken, kleine Hefezöpie, die mit Mohn bestreut waren und denNamen „Seelen“ trugen.


Bräuche in Franken

Die stellvertretende Bezirksheimatpflegerin Julia Krieger hielt einen Vortrag.
Rechts auf der Leinwand Kinder beim Klöpfeln.                      Foto: privat

Eines der ältesten Feste dürfte Martini sein, das seit dem Jahr 650 als kirchliches Fest nachgewiesen ist. Das Martinspatrozinium läutet den Winter mit Märkten ein. Hier wird vor dem Adventsfasten gut gegessen und häufig schon der erste Wein probiert. Seit 1171 ist auch die Martinsgans nachgewiesen. In Roßtal werden die „Martinerie“ gebacken und im südlichen Mittelfranken ist der Nussmärtel bekannt, während hier der Pelzmärtel als winterliche Schreckgestalt die Kinder besucht. Da der Martinstag Luthers Namenstag war, wird er auch bei den Protestanten gefeiert. Die Martins-Umzüge mit Lampions waren am Niederrhein seit den 30er Jahren üblich und kamen nach 1960 bei uns durch die Kindergärten mehr und mehr in Gebrauch.

Kurz vor dem 1. Advent ist noch der Tag der Katharina. Der Kathreinstanz war die letzte Möglichkeit, noch einmal das Tanzbein vor der stillen Adventszeit zu schwingen. Ebenfalls alt ist der Heischebrauch des Klöpfelns an den Donnerstagen in der Adventszeit. 1534 notierte Sebastian Frank für die Schwabacher Gegend: „An den drey Donnerstagen vor Weihenacht klopften die meydlein und bueben von hauß zuo hauß, durch die statt an den thüren an, die zuekunzfft der geburt des Herrn verkündigend.“

In Nürnberg war in dieser Zeit das Kurrende-Singen üblich, mit dem die Lehrer ihr karges Budget aufbesserten. In Nürnberg wurde der „Schulmeisterunfug“ bald eingeschränkt, da die Sängerscharen bis zu 12 Mal pro Abend die Bürger besuchten.

Ausführlich ging die Referentin auf den Vorläufer des Weihnachtsbaumes ein, den Barbarazweig, der am 4. Dezember geschnitten wurde. Riesige Aste wurden noch 1795 in die Stuben gestellt, die bis über die Decke reichten und mit Süßigkeiten und Apfeln geschrniickt wurden. In Munchen dagegen ließ König Max Joseph schon nach 1800 einen Nadelbaum aufstellen, während im Nürnberger Umland noch Raffen (Fass-Reiien) oder Holzgestelle von der Decke hingen, die mit Süßigkeiten behängt wurden. Um 1830 hingegen kleine Nadelbäume von der Decke und ab 1860 erfreute der stehende Tannenbaum die Kinder, den das Christkind "geputzt“ hat.

Bald ist Nikolaus-Abend da" heißt ein bekanntes Kinderlied und tatsächlich zogen noch 1796 vermummte Leute mit Schellen am Vorabend des 6. Dezembers durch Altdorf. Krieger ging auf den Brauchwandel ein, der in Amerika eintrat, wo aus dem Nikolaus der Weihnachtsmann wurde, der 1923 als Werbefigur mit totem Mantel und weilien Haaren aufkam und 1933 von Coca-Cola übernommen wurde.

Mit dem Thomastag (21. Dezember) als dem kürzesten Tag wurde der Reigen der Bräuche beendet. Gerade an diesem Lostag war der Aberglaube im Umlauf, dass Träume wahr werden würden. Die Referentin ging noch auf das Alter der Bräuche ein, zweifelte an den gemanischen Wurzeln und beantwortete zahlreiche Fragen. Durch Weihnachtslieder, begleitet von Hans Hörauf, und durch Mundartgedichte, die.dieser selbst gemacht hat und äußerst lebendig vortrug, klang der offizielle Teil der Adventsfeier aus.

HELMUT SÜß

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