Montag, 9. September 2013


Als die Kinder Bier tranken


Andrang beim Tag des offenen Denkmals -- Einblicke in alte Gebräuche und Gemäuer

HERSBRUCKER LAND (jr) -- Gleich scharenweise haben am gestrigen "Tag des offenen Denkmals“ Besucher die Möglichkeit genutzt, einmal ein “Postkartenmotiv“ von innen zu sehen. Auf dem Hohenstein informierte Burgfräulein Dr. Ina Schönwald über das alte Gemäuer, in Engelthal gestaltete Landsknecht Heinrich die Führungen.

Klosterkirche

Zweite Station der Führung von Landsknecht Heinrich Liebel war die Engelthaler Klosterkirche.



    
In der Burg Hohenstein

Dr. Ina Schönwald mit Tochter Katharina erwartete die Gäste der Burg Hohenstein

Der Traditionstag stand heute unter dem Motto "Unbequeme Denkmale“. Am Hohenstein bekamen dies die Gäste schon auf dem Weg zum höchstbewohnten Ort im weiten Umkreis zu spüren: Die steilen Pfade und Treppen nach oben brachten alle zum Schnaufen.

Ina Schönwald entführte die vielen "Bergsteiger" aber als Entschädigung ins mittelalterliche Leben des 14. Jahrhunderts. Sie erzählte von den Pflichten der ersten Frau auf der Burg wie die Wirtschaft in Gang halten, das Bierbrauen beaufsichtigen und, die Erziehung der Mädchen -- die Jungen wurden ab dem siebten Lebensjahr meist einem nahen männlichen Verwandten anvertraut.

Die Laufer Stadtarchivarin wusste auch, wann früher Huhn und Rind auf den Tisch kam, wie das Gemüse verarbeitet wurde und dass Bauern und Adlige unterschiedliches Getreide bekamen. Wasser war auf dem Hohenstein ein kostbares Gut, einen Brunnen gab es nämlich nicht. Kinder erhielten frühzeitig verdünntes Bier, weil Wasser oft bakteriell verunreinigt war.

Mitglieder einer Nürnberger Gruppe zeigten unterhalb des Palas Schwertkämpfe und luden zum Bogenschießen ein. Fur die vielen Gäste, die zu dem Felsennest hochpilgerten, war das ein Farbtupfer bei ihrem Besuch.

Mit den historischen Fakten haben Solche Auseinandersetzungen aber weniger zu tun. Die im Jahr 1163 erstmals erwähnte Burg beherbergte nie Raubritter, sondern war ein wichtiger Verwaltungssitz, sagte Georg Maul. Der Vorsitzende des Verschönerungsvereins geleitete die Besucher ebenfalls durch den Palas von der Pulverkammer bis zum Aussichtspunkt und erläuterte, wie Trauungen in der Kapelle ablaufen.

Als "Gänsturm“ wird der eigenartige Turm an der Ecke Braugasse-Eisenhüttlein in Hersbruck bezeichnet. Er hat bis zu einer Höhe von etwa funf Metern keine Fenster, Weil sich im Innern noch der runde ehemalige Wasserturm mit einer Mauerstärke von fast einem Meter befindet. Quellwasser wurde im Turm gesammelt und lief durch Verteiler in die Brunnen der umliegende Häuser. Heute dient das Bauwerk den Altstadtfreunden als Domizil.
      
Hohenstein

Die Burg Hohenstein im Zeichen des Mittelalters: Michael Hambuch uns seine Freunde zeigten Schwertkampfkunst.                           Fotos: J. Ruppert


                    
Gänsturm

Außen eckig, innen rund: Jasmin besichtigt den Gänsturm der Hersbrucker Altstadtfreunde, der im Inneren eine Überraschung birgt
 
1200 Meter war die Klostermauer um Engelthal einst lang. Unbequem ist die Mauer nicht Wegen irgendeiner unseligen Vergangenheit, sondern weil das einmalige Objekt Geld kostet. Heinrich Liebel vom Förderverein beklagt, dass selbst viele Einheimische kaum Interesse am Erhalt der Anlage haben.

Als Landsknecht Heinrich verkleidet begann er seinen Vortrag allerdings in der Willibaldskapelle. Sie gilt als Keimzelle des Ortes und wurde Mitte des 11. Jahrhunderts erstmalig erwähnt.Das besondere Schicksal des Gotteshauses ist an den verschiedenen Baustilen zu erkennen. Eine Zeitlang diente es nämlich als Scheune.

Nächste Station der Führung war dann das Kloster. Sein Entstehen wurde möglich, als die männliche Linie der Königssteiner erlosch und der Besitz der Familie mit 500 Morgen Land an die Kirche fiel. Seine Verkleidung begründete Heinrich Liebel mit dem Raub der Engelthaler Urkunden der Nürnberger im Landshuter Erbfolgekrieg.

  Willibaldskappelle

Die Willibaldskapelle gegenüber der Engelthaler Klosterkirche ist eine Keimzelle Engelthals,
auch wenn das Kleinod lange Zeit als Scheune zweckentfremdet worden ist.



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