| ||
Fahrt ins Vogtland
Altstadtfreunde schwärmen von Zwei-Tages-Ausflug Montag, 6. Mai 2013 HERSBRUCK - Die
Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen heuer eine Zwei-Tages-Fahrt ins
Vogtland, um die Sehenswürdigkeiten dieser Region kennenzulernen.
Als die Gruppe in Joditz nördlich von Hof aus dem Bus ausstieg, erschraken alle: Das war kein Ausflugswetter, 5 Grad und Nieselregen. Doch als Eberhard Schmidt an der Litfaßsäule über Jean Pauls Jugend erzählte, da wurde es jedem warm im Herz, so wie ja der Dichter in einem Titan gegen die "Kalte“ der Weimarer Dichterfürsten Goethe und Schiller anschrieb. Und Schmidt führte durch die Kirche, Wo der kleine Pfarrerssohn Jean Paul so Angst in der dunklen Sakristei hatte, und er zitierte den Dichter, hier und im Pfarrgarten und in seinem Privatmuseum. Die Besucher hingen an den Lippen des begeisterten Jean-Paul-Fans und mancher wäre doch gerne im Gasthaus zum Auenthal eingekehrt, vermutlich in der Hoffnung, dort das Schulmeisterlein Wuz zu treffen. Doch im nahen Plauen ging es weiter; man stieg von der Elsterbrücke zur ältesten Kirche des Vogtlands (1122) hinauf und zur Stadt, wo vor den klassizistischen Burgerhäusern das Denkmal von ” e.o.plauen den Weg zum Vogtlandmuseum zeigt. Festsaal, Stadtgeschichte bis zum Bombenkrieg und der friedlichen Revolution, die hier schon zwei Tage vor Leipzig begann, beeindruckten die Hersbrucker ebenso wie der urgemütliche Handelshof, in dem man es sich zur Mittagszeit gutgehen ließ. Viele nützten die freie Zeit auch, um die Weiteren Sehenswürdigkeit dieser "Spitzenstadt“ kennenzulernen, bevor man ins nahe Oelsnitz aufbrach.
Hier war das Ziel das Schloss Voigtsberg, das schon vor 1200 auf einem
Bergsporn über der Elster gegründet Wurde und das südliche Verwaltungszentrum der "Vogte“ war. Mit großem Aufwand ist die Burg
renoviert Worden, wovon Georgskapelle, Rittersaal und die frühbarocke
bemalte Holzbalkendecke in der Schosserstube zeugen. Im Mineraliengewölbe schauten sich die Kenner um, wahrend die meisten das
Teppichmuseum besichtigten, in dem die Entstehung und die
maschinengewebten Teppiche der Firma Koch großartig auf drei
Stockwerken ausgebreitet sind. Als der Mittelfranke Koch 1880 mit
einigen Leuten hier die Produktion begann, ahnte er kaum, dass seine
Firma Halbmond einst fast 2000 Mann beschäftigen Würde. Der größte
Teppich kam natürlich in die Reichskanzlei. Nach der Wende hatte es die
Firma schwer und reduzierte laufend die Arbeitsp1atze. An den meist
leer stehenden riesigen. Fabrikgebäuden vorbei ging es dann nach
Schoneck, auf den Balkon des Vogt1andes,wo der Aussichtsfelsen "Alter
Söll“ bestiegen wurde und dann der erste Tag in Klingenthal endete.
In der Vogtland-Arena stiegen viele in die Erlebnisbahn, um zur
Aussichtskapsel in schwindelerregende Höhen hinaufzufahren. Die anderen
erlebten einen Konfirmationsgottesdienst in der ältesten Rundkirche
Sachsens, die 1737 errichtete wurde und durch ihren schonen Kanzelaltar
und die dreistöckigen Emporen beeindruckte.
![]() Auch der Besuch eines Freilandmuseums mit insgesamt 16 Gebäuden Stand auf dem Plan
der Hersbrucker Altstadtfreunde, die sich das Vogtland ansahen. Foto: Süß Klingenthal wurde nach
dem Dreißigjährigen Krieg von
Glaubensflüchtlingen aus Böhmen gegründet. Durch Zwota, das ebenso
durch den Bau von Akkordeons bekannt ist, erreichte man bald
Markneukirchen, das Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus.
Hier Wurde die erste Innung der Geigenbauer nach 1650 gegründet und
hier befindet sich im Paulusschlösschen, einer Villa eines ehemaligen
Musikverlegers, ein großartiges Museum. Zum Glück Wurden die
Hersbrucker in Gruppen durch die reichhaltige Sammlung von über 3000
Musikinstrumenten geführt, deren Klang natürlich durch das ganze Haus
zu hören war.
Mit Trompetenklang im
Ohr war man rasch im nahen Landwüst, einem
Denkmalort, in dem der arme Landkreis Vogtland ein Freilichtmuseum mit
16 Gebäuden unterhält. Um 1960 hatte der Bauer Walter Wunderlich die
Schönheit des Egerländer Fachwerks entdeckt und begonnen, Sachzeugen
der Vergangenheit zu sammeln und in einer Heimatstube auszustellen.
Schon 1968 konnte in einem Blockhaus von 1782 das Bauernmuseum Landwüst
eröffnet werden. Die Bauernstube faszinierte ebenso Wie die vielen
Maschinen. Natürlich freute man sich an den Ziegen und Stallhasen,
bewunderte den Kräutergarten und staunte über die gusseisernen Ofen. Am
laufenden Brunnen im romantischen Innenhof konnte man eine Brotzeit
einnehmen oder die Werkstätten und Ausstellungen in den Scheunen und
Hausern besichtigen. Fast fiel der Abschied von dieser Idylle schwer,
doch der nahe Badeort Bad Elster lockte. Sächsischer Hof und Theater
gegenüber der Badeanstalt, die der sächsische König im 19. Jahrhundert
errichten ließ, um hier den Zivilisationskrankheiten mit Naturmoor und
Mineralheilwasser zu Leibe zu rücken, beeindruckten die Besucher. Man
kostete die Moritzquelle und spazierte durch die blühenden Parks, bevor
es zurück nach Hersbruck ging.
HELMUT SUß
|