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Mittwoch,
30. Januar 2013
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Leben in der Altstadt
Grüne wollen mehr Wohnraum -- Vorbild
Schwabach 
Das Schwabacher Ratuaus neben der
Stadtkirche wurde genau
wie viele Wohnhäuser in der Altstadt aufwändig saniert.
HERSBRUCK/SCHWABACH
– Mehr attraktiven Wohnraum und Leben in der Altstadt – das wünschen
sich die Hersbrucker Grünen und nahmen sich deshalb bei einen Ausflug
die Stadt Schwabach zum Vorbild. Deren Wohnungsbaugesellschaft Gewobau
saniert seit Jahren Altstadtgebäude und baut sie zu gemütlichen
Wohnungen um.
"Das wünschen wir uns auch für Hersbruck", sagt
Grüne-Fraktionssprecherin Dr. Ulrike Eyrich. Hehr Hersbrucker sollen in
der Altstadt wohnen können und sie dadurch beleben. In der Innenstadt
gäbe es nicht nur viele aufgegebene Geschäfte, sondern auch
leerstehende Wohnungen. wie viele das sind, ist schwer
nachzuvollziehen, ein Leerstandskataster für die Unterkünfte in der
Hersbrucker Innenstadt gibt es nicht.
Die Stadt
besitzt insgesamt noch 25 eigene Wohnungen, sechs davon in der
Altstadt, die laut Stadtbaumeister Lothar Grimm alle vermietet sind --
zum Großteil allerdings nicht an Familien, sondern an Vereine, zum
Beispiel die Altstadtfreunde im Gänsturm. Grund dafür iser "sehr
einfache Standard" der Apartments, wie Grimm erklärt. In einigen
Wohnungen fehlen moderne Sanitäranlagen. Renovierungsarbeiten seien in
nächster Zeit nicht geplant. "Wer privat sein eigenes Altstadtgebäude
saniert, den unterstützen wir mit Geldern aus der Städtebauförderung",
so Grimm. Die Stadt hat momentan nicht vor, weitere Objekte in der
Innenstadt zu kaufen und so Wohnraum zu schaffen.
In
Schwabach klappt das hingegen gut und lohnt sich auch finanziell, wie der
Ausflug der Grünen in die kleinste kreisfreie Stadt Bayerns zeigte.
Architekt Kai Maier, Gewobau-Geschäftsführer Harald Bergmann und
Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger führten die bunt gemischte
Gruppe aus Stadträten, Hersbrucker und Altdorfer Altstadtfreunden sowie
Stadtbaumeister Grimm, Kämmerer Hubert Seidler und Bürgermeister Robert
Ilg zu ihrem aktuellen Vorzeige-Projekt, der Kappadocia 9, ein Gebäude
aus den Jahren um 1530. „Als wir das Haus gekauft haben, war es
einsturzgefährdet“, so Bergmann. Das ist dem Anwesen heute nicht mehr
anzusehen. Die gemütlichen kleinen Wohnungen mit niedrigen Decken und
Holzsprossenfenstern stehen kurz vor der Fertigstellung.
Kai Maier (Mitte) und Ursula
Kaiser-Bitburger (links) führten durch die
Innenstadt
Foto: M.Strauß
Energetisch
ein Neubau
Dank sorgfältiger
Dämmung entsprechen sie dem energetischen Standard eines Neubaus. An
einigen Stellen haben die Handwerker die uralten Holzwände bewusst
sichtbar gelassen – ein freier Blick auf die lange Geschichte des
Hauses: Gerber und Bierbrauer waren in der Kappadocia 9 schon ansässig.
„Zum ersten Mal haben
wir bei einer Altstadtsanierung den Archäologen dazugeholt“, erzählt
Kaiser-Biburger begeistert. Und der wurde auch direkt fündig: Im
Erdgeschoss fand der Wissenschaftler gemauerte Abflussrohre der Gerber.
Die sollen erhalten bleiben und werden deshalb nur abgedeckt. „Für mich
ist das eine Bereicherung der Stadtgeschichte“, sagt die
Stadtheimatpflegerin. Zwei Millionen Euro hat die Gewobau in das
Anwesen investiert. „Wir kaufen die Objekte mit der Absicht, sie später
zu vermieten“, erklärt Geschäftsführer Bergmann. Ein erneuter Verkauf
nach der Sanierung sei nicht vorgesehen. Gut 700.000 Euro flossen
aus der Städtebauförderung in das Projekt. Und die sanierten
Altbauwohnungen mit einem Quadratmeterpreis von 6,50 Euro kommen gut
an: Alle sind bereits vergeben. Die Mieter warten nur noch darauf,
endlich einziehen zu können. Rund 1300 Wohnungen besitzt die Gewobau.
Sanierter Wohnraum in der Altstadt ist nur ein Teil davon.
Dr. Ulrike Eyrich will
die Stadt Hersbruck dazu anregen, über ähnliche Projekte nachzudenken
und im Haushalt Geld dafür zur Verfügung zu stellen. Stadtkämmerer
Hubert Seidler steht in Kontakt mit dem Gewobau-Geschäftsführer und
hält – obwohl momentan konkret noch nichts geplant ist – vergleichbare
Vorhaben „keinesfalls für ausgeschlossen“.
In Schwabach ist der
Sanierungsplan ein echtes Erfolgskonzept. Gewobau-Geschäftsführer
Bergmann ist hoch zufrieden und seine Mieter offenbar auch, seine
Erfahrung ist: „Wer einmal in ein saniertes Haus eingezogen ist, der
zieht so schnell auch nicht mehr aus.“ ms/ka
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