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Dienstag, 8. Januar 2012
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Rätselhafte Krater
Boden auf dem ehemaligen Montana-Grundstück bricht ein
Altstadtfreund Jürgen Winkler begutachtete die Krater, bevor die Stadt das Grundstück absperrte. Foto: privat
Hersbruck
(ms) - Die Diskussion um die Hersbrucker Bierkeller unter dem
Michelsberg geht weiter: Plötzlich haben sich zwei Krater auf dem
ehemaligen Montana-Grundstück aufgetan. Im Mai 2012 hatte die Stadt das
dortige Gebäude abgerissen und die Eingänge der beiden Keller mit
Bauschutt verfüllt (wir berichteten). Die Altstadtfreunde schlagen Alarm, die Stadt versucht zu beruhigen, den Eigentümer interessiert das Thema wenig.
Jürgen Winkler von den
Altstadtfreunden war geschockt, als er die beiden Löcher auf dem
Grundstück an der Ecke Gartenstraße/Kellerstraße besichtigte. Ein
Vereins-Kollege hatte die Krater kurz vor Silvester entdeckt. "Wir
haben das Grundstück seit dem Gebäude-Abriss immer wieder kontrolliert,
es hat uns allerdings nicht überrascht, dass sich die Gewölbe nach dem
starken Regen mit Wasser gefüllt haben", erklärt Winkler, der mit einem
Schreiben an die HZ auf die Krater aufmerksam machte.
Darin machen die Altstadtfreunde der Stadt schwere Vorwürfe: "Die
Gefahrensituation, die im Sommer nur herbeigeredet wurde, aber nicht
bestand, ist nun durch das unsachgemäße und überzogene Eingreifen der
Stadtverwaltung geschaffen worden. "Bereits Anfang Mai 2012 habe der
Verein neben dem historischen Verlust auch auf die Gefahren
hingewiesen, die durch möglichen Wassereintritt in den Kellern entstehen
könne.
Bürgerbüroleiter Christof Rothkegel bestätigt, dass der Dauerregen in
den vergangenen Wochen wohl zu den Löchern geführt habe. Die Stadt hat
rund um das Grundstück nun einen Bauzaun aufgestellt. Rothkegel warnt
dringend davor, das Areal zu betreten. Zu groß ist die Gefahr, dass die
Erde noch an anderen Stellen nachgibt. Gleichzeitig beruhigt der
Bürgerbüroleiter: Man müsse noch Rücksprache halten mit dem
Grundstücks-Eigentümer Concentra-Bau und der Firma Bub, die das Haus
abgerissen hat. "Dass aber der ganze Hang herunterkommt, halte ich für
ausgeschlossen." Womöglich sei das zu einem Hügel aufgeschüttete
sandige Material in immer noch vorhandene Hohlräume zwischen dem Geröll
gespült worden.
Ein Bauzaun verbietet jetzt das Betreten des
Geländes.
Foto: M.Strauß
Das
Eigentümer-Unternehmen sieht sich auf Nachfrage der HZ - wie auch zuvor
beim Abriss des baufälligen Gebäudes - nicht in der Pflicht, etwas zu
unternehmen. Der Liquidator des wirtschaftlich angeschlagenen
Unternehmers, Hannes Bohner, hält sich momentan im Ausland auf, ist
auch telefonisch nicht zu erreichen, lässt sich aber von einem
Kontaktmann vertreten. Der schiebt die Schuld an dem Schlamassel auf
das Eingreifen der Stadt in Mai 2012.
Ein Anwalt prüfe momentan, wer sich um die Krater kümmern muss.
Außerdem läuft noch immer ein gerichtliches Verfahren, das klären soll,
ob die Stadt oder der Eigentümer die Kosten für den Abriss des
ehemaligen Montana-Clubs tragen muss. Rothkegel ist aber
zuversichtlich, dass die Kommune Recht bekommt.
Als
Sicherheitsbehörde vor Ort ist die Stadt laut Landesstraf- und
Verordnungsgesetz (LStVG) dazu verpflichtet, in solchen Fällen für
Sicherheit zu sorgen. Inwieweit die Kommune noch weiter eingreifen
muss, ist vom Ergebnis einer Ortsbegehung in dieser Woche abhängig und
davon, ob sich der Eigentümer des Problems doch noch annimmt. "Wir
wollen den Ball aber flach halten", betont Rothkegel, es werde wie auch
beim letzten Mal nur das Nötigste unternommen.
Der Wunsch der Altstadtfreunde, "die für Hersbruck so bedeutenden
Keller" wieder zu öffnen und wie in Erlangen als Bierschänken zu
verwenden, scheint in immer weitere Ferne zu rücken. Anlässlich der
jetzt notwendigen Schadensbehebung könnten die Keller wieder freigelegt
werden, fordern sie. "Auch die Fledermäuse würden sich über die neue
beziehungsweise Aalte" Unterkunft freuen", so Winkler. Der Versuch, die
Gewölbe als Winterquartier für Fledermäuse zu öffnen, war gescheitert,
weil der Grundstücks-Eigner seine Zustimmung verweigert hatte.
"Grundsätzlich wäre die Nutzung der Keller aber auch für uns eine
Option", stellt Rothkegel nochmals klar. Das letzte Wort hat aber wie
immer der Eigentümer.

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