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Samstag, 20. Oktober 2012

Altstadtfreunde im alten Altensittenbacher Schulhaus



 
ALTENSITTENBACH — Die Hersbrucker Altstadtfreunde luden zu einer Besichtigung des alten Schulhauses in Altensittenbach ein. Das Haus am Rande des Friedhof es wurde 1746 im Barockstil erbaut und ist eines der hübschesten Schulgebäude im Hersbrucker Altlandkreis.
 
Das Haus wurde unter Pfarrer Knodt von den Altensittenbacher Bürgern zum Haus der evangelischen Kirchengemeinde umgebaut, als es nicht mehr als Schulhaus benötigt wurde. Zuvor war im Erd- und Dachgeschoss die Wohnung des Lehrers und im 1. Stock der Schulsaal. Dieser ist heute der Gemeindesaal. Der anschließende Gastraum war früher das Schlafzimmer des Lehrers. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Ulrich Wagner als Lehrer in Altensittenbach angestellt. Von ihm ist im Archiv einigen erhalten, so dass wir Einblick in das Leben und die Arbeit in der Schule von damals erhalten.
 
Ulrich Wagner wurde 1766 als Sohn eines Schneidermeisters in Hersbruck geboren. Er lernte eben­ falls den Beruf eines Schneiders und heiratete 1788 die Tochter eines Hersbrucker Schreiners. Nach deren Tod ehelichte er 1800 eine Metzgerstochter. Vermutlich brachte damals in der Napoleonzeit der Schneiderberuf zu wenig ein, da Ulrich Wagner 1804 ein Schulexamen ablegte und dann mit Frau und Kindern als Lehrer auf den Hohenstein zog. 1808 bewarb er sich um die freigewordene Schulstelle mit folgenden Worten:
 
 
"In tiefster Ehrfurcht wage ich es an ein königlich baierisches General­ Commissariat die allerunterthänigste Bitte dahin zu stellen, daß Allerhöchst dasselbe allergnädigst geruhen wollen, mir die vacante Schullehrerstell zu Altensittenbach huldvollst zu conferiren..."
 
 
  Alte Schulhaus Altensittenbach
 
 
Das alte Schulhaus in Altensittenbach war das Ziel vieler Altstadtfreunde.
 
In Altensittenbach war sein Verdienst besser: So erhielt er von den zahlreichen Schulkindern 60 fl (Gulden) Schulgeld, vom Gotteshaus 40 fl für Kirchendienst, dazu Wohnung, Garten, Wiesen und einen Acker, die mit 75 11 jährlich angesetzt wurden. Zu den Schlachtschüsseln erhielt er auch noch 30 Pfund Flachs, Stroh, Geschenke bei Taufen und Leichen und 12 11 vom Ostersingen. Auch das Gras vom Kirchhof und das Obst konnte er nützen, wurde ihm aber mit 2 fl auf seine Besoldung angerechnet. Ebenso erhielt er für das Läuten der Kirchenglocken 10 Bund Läutstroh im Wert von 48 Kreuzern. 1828 bat er um Anstellung eines Gehilfen, da seine Kräfte im Alter von 63 Jahren nachließen und er schließlich 130 Werktagsschüler unterrichten musste. Da er die Gehilfen entlohnen musste, so bat er mehrfach um Gehaltserhöhung. 1848 bittet er, die Schul- und Kirchendienerstellte Altensittenbach seinem Schwiegersohn Johann Thoma abtreten zu dürfen da er nach dem Tod seiner dritten Frau nun alleine dastünde. Doch es wird wieder ein Gehilfe eingestellt und Schullehrer Wagner stirbt im folgenden Jahr im 84. Lebensjahr.
 
Nun kann die Stelle ausgeschrieben werden. Es wird ein guter, lebenskräftiger Lehrer und tüchtiger Erzieher gesucht, besonders weil 2/3 der Familien aus Taglöhnern bestehen, deren Kinder entweder Armuts wegen   frühzeitig als Hutknaben oder Kindsmägde verdingt werden oder die sich selbst überlassen sind, da die Eltern mit dem grauenden Morgen zur Arbeit gehen und mit der sinkenden Sonne wieder heimkehren.
 
In zahlreichen Beiträgen von Anwesenden, die in Altensittenbach die Schule besucht hatten, wurden nun interessante Geschichten. aus der jüngsten Zeit beigetragen, Als Flüchtlinge im Dachgeschoss einquartiert wurden als Altensittenbach um die Mitte des letzten Jahrhunderts drei Schulgebäude hatte, das alte Schulhaus im Friedhof, das rote   Backsteinhaus über der Bahn und den Lehrsaal gegenüber, an dessen Stelle 1958 dann das jetzige Schulhaus errichtet wurde,
HELMUT SÜß




 

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