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Samstag, 25. Juni 2012

Zeitreise zum kleinen Dorfschullehrerlein


Die Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten Artelshofen
und lernten viel über Schule und Schloss

ARTELSHOFEN - Interessante Einblicke in die Geschichte Artelshofens bot Siegfried Fuchs den zahlreich erschienenen Hersbrucker Altstadtfreunden. Man traf sich am alten Schulanger an der Pegnitz, direkt vor Kirche und Schulhaus.

Dort erfuhren die Gäste, dass das älteste Schulhaus aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg an der Straße zum Rumpelbach liegt, in dem sich später ein kleines Kolonialwarengeschäft befand. Dann wurde das Schulhaus in das Schlossgelände verlegt, denn der Lehrer wär gleichzeitig Verwalter des Schlosses, vor allem in den Wintermonaten, wenn die Adeligen in Nürnberg weilten. In dem Verwalterhaus war unten das Klassenzimmer und oben wohnte der Lehrer,‘ seit ca. 1750. Die Schüler kamen damals wie auch die Kirchenbesucher aus Unterartelshofen, Enzendorf und Harnbachmühle. Die Bewohner von Oberartelshofen, die also links der Pegnitz wohnten, waren kirchlich und schulisch nach Vörra orientiert.


Siegfried Fuchs
Referent war Siegfried Fuchs.

Doch die Schule blieb nicht lange im Verwalterhaus, zumal auch das Brauhaus in unmittelbarer Nähe war und der Schlossbesitzer vermutlich die Schuljugend vom Schlossgelände verbannen wollte. So entstand neben Kirche und Pfarrhaus das Schulhaus. In dieses zog nun Lehrer Johann Wilhelm Koehler im Jahre 1791 ein. Meistens war der Unterricht nur im Winter, da in dieser Zeit die Bauern ihre Kinder entbehren konnten. Im Sommer mussten diese ja in der Landwirtschaft mithelfen.

Die Winterschule von Allerheiligen bis Walburgis war schulgeldpflichtig. Für die Sommerschule, die häufig nur in der Mittagszeit stattfand, übernahm der Schlossherr die Schulgeldkosten. Mit Lehrer Jordan aus Vorra gab es immer wieder Streit, da die Schüler von Großmeinfeld und Oberartelshofen lieber im nahen Artelshofen in die Schule gehen wollten als im weiter entfernten Vorra.

Lehrer Koehler hatte meistens über 70 Schüler in der Klasse, die er aber nur teilweise alle gleichzeitig unterrichtete. Alljährlich besuchten der Lokalschulinspektor (Pfarrer) und die drei Bürgermeister die Schüler und der Lehrer musste dieser Kommission erläutern, wie und was er unterrichtet.

Eines der umfangreichen Protokolle, die damals angefertigt wurden, zeigte Siegfried Fuchs den staunenden Zuhörern. Fuchs präsentierte neben alten Schulzeugnissen und Schriftproben auch weitere Dokumente von der Schule und zahlreiche Bilder aus vergangenen Tagen.

Altstadtfreunde Hersbruck
Die Altstadtfreunde drückten nöch einmal die Schulbank

So bekam man auch eine gute Vorstellung vom Artelshofer Schloss, das um 1300 als Wohnturm errichtet wurde. Nach der Zerstörung im Markgrafenkrieg 1552 wurde es mit Mauern und Türmer~ wieder aufgebaut. Von 1626 bis 1728 war es im Besitz der Familie Tetzel, dann kam es an die Familie von Ebner. Um 1870 wurde auch die südliche Mauer des Artelshofer Schlosses mit den Türmen eingelegt, um so genügend Platz für die neue Eisenbahnstrecke zu schaffen.

In der anschließenden Diskussion erzählte Frau Reiner von ihrer Zeit als Lehrerin um 1958 beim damaligen Schulleiter Petrich,. und Günther Euskirchen trug Geschichten aus der Zeit um 1971 bei, als er Schulleiter in Vorra war und damals das neue Schulhaus in Vorra errichtet und damit die Schule Artelshofen nach über 300-jährigem Bestehen aufgelöst, wurde. Glücklicherweise hat Siegfried Fuchs sich damals um die alten Schulakten gekümmert, sodass diese erhalten blieben. In seinem Buch vom armen Dorfschulmeisterlein, das er 1982 herausgebracht hat, ist viel davon zu lesen.

HELMUT Süß






 
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