HZ
Mittwoch, 7 März 2012


Des is etz fei 
a weng vill
Aber dou di ned o: Fränkisch vom
Pfälzer Migranten Hans Hörauf


HERSBRUCK - Mit dem geschärften Blick des Zugereisten und dem Seziermesser des Germanisten spießt der ehemalige Lehrer Hans Hörauf die sprachlichen Eigenheiten seiner langjährigen  Wahlheimat auf und gibt dabei seinen im Hersbrucker Gänsturm ausgestellten, luftigen Frankenaquarellen noch zusätzliches Kolorit .


A Weng" steil ist die Stiege hinauf in den Gänsturm schon, °a weng" niedrig. die Balkendecke, "a weng" eng der Hauptsitz der Altstadtfreunde. Doch unverdrossen folgen die Gäste der Einladung zu einem Kleinod im Jahresprogramm mit dem Thema Schule, Als ehemaliger Lehrer des PPG stellt Hans Hörauf nicht nur sein Können als Aquarellist unter Beweis Er hat auch den Franken und seine Sprache und deren Wechselverhältnis vermessen. Statt einer trockenen Völkerkundestunde liefert er aber eine kurzweilige Dichterlesung ab.

Der echde Frangge is bescheiden er

koch Großkopferde ned leidn.

Zufriedn lebd der Frangg desweng

und brauchd zum Lem a bloß "a weng".


 „Fei": Dem sprachwissenschaftlich angehauchten und doch mit viel Humor gespickten Vortrag kommt ein unübersetzbares Wörtchen wie "fei'; gerade recht. , Mit Spannung und einem Schmunzeln folgt das etwa zur Hälfte ebenfalls aus Lehrern bestehende , Publikum den Ausführungen des ,,Wahlfranken mit Migrationshintergrund". Einst tauschte er das Weinglas des Pfälzers gegen den Bierkrug des Franken, eignete sich das „Fränggisch" als vierte Fremdsprache - neben dem Idiom einer ebenfalls langjährigen zweiten Heimat : Indonesien- an und hat somit den unparteiischen Blick von außen nie ganz verloren. Doch alles` Forschen hat hier nichts genützt, das kryptische „fei" bleibt als. Sonderform der fränkischen Mundart unerklärlich.

Hans Hörauf
Hans Hörauf vor einem seiner Bilder.


Was gäb ich drum, wenn ich ner wissd,
wos „fei" fer bsonders Wördla is.
„fei" find i wergli, wassders schon,
bisher nu in kan Lexikon.


Dou di ned o": Doch Hans Hörauf sieht das ganz unverkrampft und die Zuhörer folgen ihm gern, wenn er weitere Lieblingsausdrücke des Franken wie „bassd scho', ,,wergli'', „gell" oder die Auswüchse des ,,Denglisch" unter die Lupe nimmt. Höraufs Mal- und Dichtertalent konnte sich erst seit dem Eintritt in den Ruhestand so richtig entfalten, seitdem bildet er seine Umgebung in lichten Aquarellen ab und nimmt die' Sprache, die er täglich vernimmt und spricht, aufs Korn. Ganz diesem entspannten Rhythmus entsprechend, rät er seinen Mitmenschen „Dou di ned o !". Manchmal, so Hörauf, käme es nur auf den rechten Blickwinkel und manchmal die Umbenennung eines unangenehmen Umstandes an. Taufe das ärgerliche Unkraut im Gärten in „Begleidgrün" um und schon ist das „Kraizweh" wegen unermüdlichen Unkrautzupfens Vergangenheit.

Am Schlimmsden is no Gudes!
Mach P'eind zu Freu'td: i dud es!
Dou di ned o: ,,denk posit
Nou gehd der so leichd nie schief.  
Die Ausstellung ist montags ab 19 Uhr zugänglich oder auf Anfrage bei Phil Sydenham (Tel. 3765). Hans Hörauf kann man bei einer Lesung mit Musik am 20. Mai nochmals hören. Der Erlös aus dem Verkauf seiner Aquarelle kommt einer karitativen Einrichtung in Indonesien zugute.    
UTE SCHARRER
 

 'nauf